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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beobachten. Wahrscheinlich, dachte ich mir, war ich nur aus Sorge um Emily so nervös, und stieg aus dem Auto. Trotzdem ließ ich Peppy bei Fuß gehen. Ich legte ihr die Leine nicht an, sondern wickelte sie lose um meine Hand, so daß die Metallklammer herunterbaumelte.
    Als wir den Gehsteig entlanggingen, blieb Peppy plötzlich stehen und knurrte. Mit gesträubtem Nackenhaar starrte sie geradeaus. Ich kniete neben ihr nieder und wäre um einiges ruhiger gewesen, wenn ich meine Waffe bei mir gehabt hätte. Peppy jaulte auf und riß sich los, als sich ein Mann zwischen zwei geparkten Wagen erhob. Ich wollte ihr gerade nachstürzen, als ich MacKenzie Graham erkannte.
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals. »Ich will nicht mal wissen, was Sie hier treiben, Graham. Fahren Sie heim und lassen Sie sich die Windeln wechseln.« Ich rief Peppy zu mir. Zwar wedelte sie mit dem Schwanz, um Ken zu zeigen, daß sie es nicht böse gemeint hatte, folgte mir dann aber doch zur Tür.
    »Darf ich Ihnen denn nicht wenigstens was sagen?«
    Ich knurrte ihn ganz ähnlich wie Peppy an und erklärte, daß er sich lieber eine gute Geschichte ausdenken solle.
    »Könnte ich mit reinkommen? Ich bin seit Ewigkeiten hier draußen, und es ist nicht gerade warm.«
    Ich preßte die Lippen zusammen, nickte aber mit dem Kopf in Richtung Haustür. Als wir im Foyer waren, hörte ich Mitch hinter Mr. Contreras' Tür winseln und kratzen. Das bedeutete, daß er - und Mr. Contreras - sich schon bald zu uns gesellen würden. Wenn ich so etwas wie einen privaten Rahmen für das bevorstehende Gespräch haben wollte, mußte ich Ken mit nach oben nehmen und konnte mich nicht im Foyer mit ihm unterhalten, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.
    Wir waren auf halber Höhe der Treppe, als Mitch uns einholte, gefolgt von dem alten Mann. »Ach. Sie sind's, Süße. Mitch hat sich so aufgeführt, daß ich schon Angst gehabt habe, es wäre jemand eingebrochen.«
    »Tja, so ähnlich ist das auch. Ihr junger Freund Graham will mir unbedingt etwas sagen. Wenn er in fünfzehn Minuten nicht wieder unten ist, rufen Sie bitte Conrad - denn dann hat einer von uns beiden dran glauben müssen.« »Aber klar, Süße. Verstehe. Sie wollen allein sein.«
    »Nein. Ich will dieser Nervensäge eine Kugel durch den Kopf jagen. Nur die Tatsache, daß Sie uns zusammen gesehen haben, hindert mich daran.«
    Mr. Contreras rief Mitch zu sich, aber Peppy, die sich über jede Abwechslung freute, blieb bei mir. Ich ließ Ken mit dem Hund vorausgehen. Wenn er jetzt noch auf die Idee kam, mich erschrecken zu wollen, würde ich ihm das so schwer wie möglich machen. Nachdem ich ihn ins Wohnzi mmer bugsiert hatte, schaute ich auf meine Uhr. »Okay. Sagen Sie mir das, was Sie zu sagen haben, in zwei Minuten.«
    »Jetzt reden Sie mal nicht so wie mein Vater, Warshawski. Ich hab' Neuigkeiten für Sie.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich war nicht der einzige, der Ihnen heute abend gefolgt ist.«
    Ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen das Klavier. »Erzählen Sie mir jetzt eine Geschichte, um sich interessant zu machen, oder haben Sie wirklich jemanden gesehen?«
    »Ich hab' mir nicht über eine Stunde lang einen abgefroren zwischen den zwei Autos, bloß um ein blödes Spielchen mit Ihnen zu spielen. Offen gestanden bin ich fast erfroren. Ich könnte einen Kaffee vertragen.« »Gleich. Sagen Sie mir zuerst, was Sie gesehen haben.«
    »Nachdem Sie mich erwischt haben, bin ich einen Bogen gefahren und auf der Höhe der North Avenue wieder auf den Drive zurück.« Er sah mich von der Seite an, um festzustellen, wie ich reagierte. »Ich hab' nicht gewußt, wo Sie hinwollen, und hab' schon befürchtet, daß ich Sie an der Ausfahrt Michigan Avenue verpaßt hätte. Trotzdem bin ich nach Süden gefahren und hab' Sie tatsächlich an der zweiten Ampel im Grant Park entdeckt. Der Hund hatte den Kopf zum Fenster rausgestreckt.« Ich nickte.
    »Ich wollte nicht zu nahe an Sie ranfahren - ich hab' mir gedacht, wahrscheinlich halten Sie jetzt Ausschau nach mir. Also hab' ich immer sechs Autos Abstand gehalten. Und dann ist mir aufgefallen, daß Ihnen noch jemand folgt. Ich bin dran geblieben, um mir das genauer anzuschauen.«
    »Aha. Ihnen ist wohl langweilig bei Ihrem Alten, was, Graham?«
    Er schaute mich böse an. »Ich dachte, Sie interessieren sich für das, was ich zu sagen habe.«
    »Haben Sie sich das Nummernschild gemerkt? Sonst weiß ich nicht so recht, ob ich Ihnen die Geschichte glauben soll.«
    »Nein.

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