Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
meinem inneren Auge: Nicht nur die Gesichter der Toten, sondern auch die Gesichter der Schwerverletzten, die sich bemühten, am Leben zu bleiben und die Gesichter der Familien, deren Herzen gebrochen waren. Das Grauen jenes Tages wurde zur Folter für mich.
Die Engel taten alles in ihrer Macht Stehende, um mich gegen diese Schockwellen abzuschotten: Sie packten mich in eine Art riesige Decke – ihr Ausmaß überraschte mich wirklich – sie war schneeweiß und fühlte sich daunenweich an, zudem lief eine elektrische Ladung hindurch, die in einem fort Funken abgab.
Der Engel Elija hielt meinen Kopf in seinen Händen und sprach zu mir: »Lorna, wir wissen, wie furchtbar dir das alles hier zusetzt. Um es dir ein wenig leichter zu machen, haben wir dich in die Decke gewickelt. Das wird helfen, deinen Körper und deine Seele beieinander zu halten.«
Dann pustete Elija über mein Gesicht und verschwand, anschließend fühlte ich mich ein wenig stärker.
Die Tage und Wochen vergingen, aber ich zog mich noch immer zum Weinen an verschwiegene Plätze zurück. Manchmal ging ich in meiner Mittagspause auf den Kaufhaus-Parkplatz und versteckte mich in dem KloHäuschen, wenn ich wusste, dass gerade keine Toilettenfrau
und auch sonst niemand da war. Bei anderen Gelegenheiten suchte ich mir in den Sträßchen und Gassen hinter dem Gebäude eine stille Ecke oder eine Mauer, auf die ich mich setzen konnte. Oftmals bat ich sogar die Engel, mich alleine zu lassen.
Einmal erschien der Engel Elija und ließ sich auch nicht abweisen. Wieder nahm er mein Gesicht in seine Hände und wir schienen eins zu werden. Es war, als liehe er mir seine Augen – ich konnte alle Schrecken dieser Erde sehen: die Kriege, den Hunger, die Qualen, die Menschen anderen Menschen zufügten. Meine Seele schrie vor Schmerz.
Dann zeigte der Engel mir die andere Seite der Welt: das Wunder der Liebe, Lachen, Freude und all die guten Seiten der Menschheit. Ich lachte und Tränen des Glücks kullerten über meine Wangen. Als Elija verschwand, weinte ich noch immer vor Freude. Als ich an diesem Tag an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, tat ich das in dem Bewusstsein, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind dieses Gute, diese Liebe und diese Freude in sich trägt.
Ich glaube fest daran: Eines Tages wird das Gute den Sieg über das Böse davontragen und die menschliche Rasse eine großartige Entwicklung nehmen; Körper und Seele werden vereint sein.
KAPITEL 11
Der Engel der Mutterliebe
Alle paar Wochen übernahm ich es, für einen Abend die drei kleinen Töchter meines Onkels Paddy und seiner Frau Sara zu hüten. Die Familie wohnte in Walkinstown, einer der Dubliner Vorstädte. Ich begab mich immer gleich nach Feierabend dorthin, blieb über Nacht und fuhr am nächsten Morgen wieder direkt zur Arbeit. Weil die Mädchen sehr niedlich und einfach reizend waren, gab ich gerne auf sie Acht. So hatten mein Onkel und meine Tante ein paar Stunden für sich – und wenn sie bloß ins Kino gingen.
An diesem besonderen Abend war ich gerade auf dem Weg zum Babysitten und saß in Gedanken versunken im Bus, aus denen mich eine alte Dame herausriss, indem sie mir aufs Knie tippte.
»Junge Dame«, sagte sie, »Ihr Lächeln erfüllt mich mit Glück.«
Im selben Moment hatte der Bus Walkinstown erreicht und alle Fahrgäste erhoben sich von ihren Sitzen, so dass ich der alten Dame nur kurz »Auf Wiedersehen« sagen konnte.
Während ich an diesem Abend bei den schlafenden Kindern saß, klingelte es an der Haustür. Ich erwartete niemanden und hoffte, die Kinder würden nicht wach. Als ich öffnete, stand zu meiner Verblüffung Joe vor mir.
»Mach die Augen zu und blinzle auch ja nicht!«, befahl er und führte mich den Gartenweg entlang bis zum Tor: »Jetzt darfst du wieder gucken! Überraschung!«
Direkt vor uns war ein schöner dunkelgrüner Ford Escort geparkt und Joe überglücklich: sein erstes eigenes Auto!
»Joe, wo hast du den Wagen her?«, wollte ich wissen.
»Von einem der Autohändler, die immer zur Tankstelle deines Vaters kommen«, antwortete er. »Ich hatte ihm vor zwei Wochen erzählt, dass ich mit dem Gedanken spielte, mir einen Wagen zuzulegen, und heute Morgen kam er dann mit diesem vorbei. Dein Vater und der Mechaniker haben ihn mit mir gemeinsam durchgecheckt und meinten, er sei ein echtes Schnäppchen.«
Ich fiel Joe um den Hals, ich freute mich selbst so über das Auto. Er hielt mir die Beifahrertür auf und ich setzte mich hinein. Ein
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