Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Küchentisch sieht doch noch gut aus und vielleicht diese Armstühle und die Kommode.«
In Wahrheit besaßen wir kein einziges Möbelstück und auch wenig Geld, um uns Mobiliar zu kaufen. Wir waren erst einmal auf das angewiesen, was wir weiterverwenden
und was wir vielleicht von anderen »erben« konnten.
»Etwas hergerichtet und gesäubert, werden die Möbel fast wie neu aussehen«, meinte Elizabeth. »Und bei den schweren Sachen wird mein Mann gerne mit Hand anlegen. «
Noch bevor Joe und ich auch nur ein Wort erwidern konnten, war sie schon zur Tür hinaus und auf der Suche nach ihrem Gatten. Wir brachen in Gelächter aus. Sie war reizend, ich würde sie als »kleine, rundliche Person mit einem bezaubernden Lächeln« beschreiben. In ihrem Energiefeld konnte ich viel Liebe und Fürsorge ausmachen. Sie war das Salz der Erde.
Im Nullkommanichts war sie zurück, an der Hand einen hoch gewachsenen, hageren Mann mit sehr blassem Teint und tief gefurchten Gesichtszügen. Ein wirklicher Charakterkopf. »Guten Tag, Sie beide! Schön, Sie kennen zu lernen!«, begrüßte er uns.
»Das ist John, mein Mann«, stellte Elizabeth ihn vor und erklärte ihm, wir würden bald heiraten und dann in das cottage einziehen.
»Lieber Joe, da habt ihr aber einen Haufen Arbeit vor euch«, kommentierte John. »Einen ganz schönen Haufen Arbeit!«
»Da haben Sie völlig recht«, bestätigte Joe. »Wie wär’s, wenn wir beide mal nach hinten in den Garten gingen, um nachzugucken, wie es mit den Schuppen aussieht?«
Elizabeth und ich befanden uns im Hauptraum des Häuschens, der allerdings auch eher klein war, dafür aber einen Kamin besaß. Von dort aus begaben wir uns ins Schlafzimmer und nahmen es sehr gründlich in Augenschein. Es stank darin.
»Du meine Güte, schauen Sie mal, die Vorhänge! Die sind ja völlig vergammelt, sie sehen ja verheerend aus! Und wir haben kein Geld für neue«, entfuhr es mir.
»Lassen Sie das meine Sorge sein, Lorna«, beruhigte mich unsere Nachbarin, »ich werde die Gardinen in den
nächsten Tagen mal abnehmen und in die Waschmaschine stecken. Ich hab im Moment wirklich nichts Wichtigeres zu tun.«
Ich traute meinen Ohren kaum: »Aber Elizabeth, das ist eine Unmenge Stoff zum Waschen!«
»Ich werde sie waschen, plätten und wieder aufhängen – und während ich damit beschäftigt bin, kann John ja inzwischen die Fenster putzen.«
Unser Häuschen besaß ein Schlafzimmer, das kleine Zimmer nach vorne hinaus, eine kleine Küche und ein anderes Zimmer, das wir auch als Schlafzimmer nutzen konnten – aber keine Spur von einer Toilette oder einem Bad.
»Die Küche hat gerade die richtige Größe für eine junge Familie, die noch am Anfang steht«, meinte Elizabeth, »aber aus dem kleinen Schlafzimmer solltet ihr ein Bad machen, denn das braucht ihr einfach. Ihr werdet ja wohl irgendwann Kinder haben.«
»Natürlich werden wir das«, antwortete ich mit Bestimmtheit, denn schließlich hatte mir Engel Elija auch das vorhergesagt.
»Aber die Außentoilette muss für den Anfang erst mal reichen. Ich bin bloß gespannt, in welchem Zustand sie ist.«
Also machten wir uns ebenfalls auf den Weg hinters Haus, um das Klo zu inspizieren. Ringsum war alles zugewachsen, wir konnten kaum etwas erkennen. Doch Elizabeth wusste, wo das Klohäuschen stehen musste – auf unserem Weg dorthin kämpften wir uns durch hohes Gras, Unkraut, Brennnesseln und stechende Brombeerranken, die mir bis zur Taille reichten.
Wir sahen keine Spur von Joe oder John, aber wir fanden das Klo – in einem langgezogenen Schuppen mit Tür. Es gab zwar keinen Toilettensitz, aber das Ganze war durchaus benutzbar und in nicht allzu schlechtem Zustand. Ich fragte Elizabeth nach dem Holzhäuschen direkt neben dem Klo.
»Das ist ein anderer Schuppen, wir haben drüben bei uns auch so einen«, erwiderte sie.
Dann hörten wir die Stimmen von Joe und John. »Da guckst du besser nicht rein«, warnte Joe mich. Und natürlich konnte ich daraufhin schon gar nicht widerstehen. »Ich werde nur einen winzigen Blick riskieren«, gab ich zurück. Als ich vorsichtig in den Schuppen hineinlinste, ragte vor mir ein Berg Gerümpel aller Arten auf. »Und was ist mit den anderen Schuppen?«, wollte ich weiter wissen.
»Besser, Sie sehen sich das jetzt noch nicht an«, meinte John. »Da drüben steht noch ein großer Schuppen und dahinter ist ein Schweinekoben – ein kleiner Schuppen mit einem Hof hinten dran, einer Mauer außen herum und einer Tür drin.
Weitere Kostenlose Bücher