Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
einteilen würde, denn dann könnten wir gemeinsam die Stoffgeschäfte abklappern. Sie kam der Bitte nach, und so aßen Pauline und ich erst hastig in der Kantine Mittag und stürmten dann die Läden. Dort bekamen wir Hunderte von Schnittmustern und Aberhunderte Stoffballen vorgelegt. Es war wirklich sehr aufregend. Und endlich – nach zig solchen Mittagspausen! – stand ich denn vor dem Stoff für mein Hochzeitskleid: cremefarben mit willkürlich verteilten dunkelroten Wildblümchen. Und Pauline fand ebenfalls einen wunderschönen Stoff, der sich sehr gut mit meinem geblümten vertrug. Aber ich kaufte noch nichts, da ich wusste, dass meine Mutter Wert darauf legte, den Stoff für mein Brautkleid mit mir gemeinsam auszusuchen.
Und obwohl wir auf unserer Suche nach schönen Stoffen so viel Zeit miteinander verbracht hatten, war ich bei Pauline immer noch nicht damit herausgerückt, dass der Hochzeitsempfang bei uns zuhause gegeben würde. Mir graute vor dem Augenblick, wo ich ihr und den beiden anderen Mädchen gegenüber würde Farbe bekennen müssen. Eines Tages fragte ich die Engel, welcher Zeitpunkt dafür denn am besten geeignet sei, und bekam zur Antwort: »Jetzt gleich.«
»Ihr meint, in der Teepause?«
»Ja!«, gaben meine Engel zurück. Als ich die Kantine betrat, saßen Valerie und Mary schon an unserem gewohnten
Tisch. Kaum hatte ich mich zu ihnen gesellt, nahm Valerie mich auch schon ins Gebet: »Lorna, wir sterben langsam vor Neugier, wo wird denn nun der Hochzeitsempfang stattfinden?« Beide strahlten über das ganze Gesicht und konnten es kaum erwarten.
»Er wird in Leixlip, im Haus meiner Eltern sein«, kam ich endlich mit der Wahrheit heraus. Ich konnte an ihren Gesichtern ablesen, wie entsetzt sie waren.
»Machst du Witze, Lorna?« Mary konnte es kaum fassen.
»Nein«, erwiderte ich, »nicht mit so wichtigen Dingen wie meiner Hochzeit.«
Daraufhin löcherten die beiden mich mit Fragen, warum und wieso, und weshalb meine Eltern denn den Empfang unbedingt bei uns zuhause geben wollten. Ich erklärte ihnen, in der Familie meiner Mutter sei das eine Art Tradition, die meiner Mutter sehr am Herzen liege. Dann wollten sie noch wissen, wer die anderen Hochzeitsgäste sein würden.
»Hauptsächlich Familie. Meine Eltern und Geschwister, einige Onkel und Tanten, Joes Familie natürlich, ihr beide und Pauline, meine Brautjungfer. Beim Essen werden wir insgesamt etwa 30 Leute sein. Und einige unserer Nachbarn werden wohl auch in die Kirche kommen. «
Ein paar Tage später aß ich wieder gemeinsam mit meinen Freundinnen in der Kantine zu Mittag, als Valerie plötzlich meinte, sie habe ein paar Vorschläge für meinen Hochzeitsempfang.
»Lorna, was hältst du davon, wenn wir alle zusammen nach dem Essen in ein Pub gehen und dort mit Musik und Tanz deine Hochzeit weiterfeiern?«
»Das ist eine großartige Idee«, meinte ich, »Joe wird sie bestimmt auch gefallen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir bei uns daheim ja nicht tanzen können.« Dann erkundigte ich mich: »Wie kommt ihr denn am Morgen zur Kirche in Leixlip?«
»Wir werden uns in der Innenstadt treffen und dann gemeinsam mit dem Bus zu euch rausfahren«, erwiderte Valerie. »Lasst uns die Daumen halten, dass es nicht regnet, wir haben nämlich keine Lust, uns die schönen Kleider unter den Mänteln zu zerknautschen. Und ich kann nur hoffen, dass es vom Bus zur Kirche nicht weit ist – wir werden nämlich alle hohe Absätze tragen!«
»Es sind nur zwei Minuten«, versicherte ich ihr, »und seht zu, dass ihr ja alle rechtzeitig da seid!«
Sie lachten herzlich und meinten, sie freuten sich wirklich sehr auf diesen »Ausflug«.
Noch am selben Tag, es war gegen Abend, und Pauline half mir gerade, die Kleiderständer für den Geschäftsschluss in der Modeabteilung herzurichten, wandte ich mich zu ihr: »Ich denke, ich sollte dir jetzt auch sagen, wo der Empfang stattfinden wird.«
»Die anderen Mädchen haben mir schon erzählt, dass er im Haus deiner Eltern ist«, antwortete Pauline. »Mir gefällt die Idee.«
Ich sagte ihr, wie nett ich diese Äußerung fand.
Als ich an diesem Abend heimkam, schlug meine Mutter vor, wir sollten doch am nächsten Tag Stoff und Schnitt für mein Hochzeitskleid besorgen. Ich freute mich auf den Einkaufsbummel in der Innenstadt mit Mam – selbst wenn längst alles ausgesucht war und ich genau wusste, was ich kaufen würde. Natürlich hatte ich das für mich behalten, denn ich kannte ja ihre Freude am
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