Engel küssen besser
die Bänder ihres Hutes darüber. “Den brauche ich da nicht, wo ich hingehe.”
Die Bänder waren noch warm von ihrer Haut, und er umfasste sie, als wenn er ihre Hand halten würde. “Ich weiß, es geht mich nichts an, aber wohin gehen Sie denn jetzt?”
Sie schaute langsam auf und sah ihm direkt in die Augen. “Ich gehe mit Ihnen ins Büro, Sam. Sie haben mich doch eingeladen, wissen Sie das nicht mehr?”
“Hey, Sam”, rief Damon von draußen hinter dem Haus. “Wir müssen los. Wie es aussieht, werden wir es kaum noch schaffen können, vor Morrison im Büro zu sein.”
“Ich kann meine Socken nicht finden”, schrie Allie von oben.
Sam hielt Glorias Blick stand. “Das funktioniert jetzt nicht mehr. Sie legen mir keine Worte mehr in den Mund, Sie kommen nicht mit mir ins Büro, und sie bleiben auch nicht hier im Haus. Ich werde nicht …”
Mit einer Handbewegung bat Gloria um eine Auszeit, und alles hielt an, sogar das monotone Ticken von Sams Schreibtischuhr. Sie ließ sich in den Sessel fallen und trommelte mit den Fingern auf die hölzerne Armlehne, während sie über die ihr verbleibenden Möglichkeiten nachdachte.
Sam stand wie erstarrt über sie gebeugt und bemerkte nicht einmal, dass sie ihn mitten in seiner Rede unterbrochen hatte. Selbst in dieser leblosen Stille war er unglaublich schön. Gut aussehend, berichtigte sie sich. Männer waren gut aussehend. Stark und muskulös. Frauen waren schön. Und der nackte menschliche Körper war schön … aber nur in der Kunst und beim Sex und wenn Kleidung nicht angebracht war. Gloria seufzte tief. Sie würde das alles nie auf die Reihe bekommen.
“Jetzt brauche ich deine Hilfe, Leonard.”
Sofort war alles vorüber. Die Uhr fing wieder an zu ticken, und Sam beendete seinen Satz: “Ich werde Ihnen Ihre Aufgaben und Verantwortungen später erklären. Und jetzt gehen Sie nach oben und helfen Allie, ihre Socken zu finden. Ich hole meine Aktentasche, und schon sind wir weg.”
“Sehr gut, Mr Oliver.” Gloria ging ganz vorsichtig zur Tür und gab sich bei jedem Schritt große Mühe, nicht wieder zu stolpern und damit vielleicht wieder sein Gedächtnis zu aktivieren. Sie hielt sich mit einer Hand am Türpfosten fest, um das Gleichgewicht zu behalten, und drehte sie sich noch einmal zu ihm um. “Eine Frage habe ich noch.”
Er zog die Mundwinkel hoch, obwohl sich seine Stirn in Falten legte. “Ja?”
“Ist dieses Outfit das richtige für Ihr Büro?”
Seine Augen wanderten vom Stehkragen ihrer altjüngferlichen weißen Bluse über den guten Sitz ihres konservativen grauen Rocks zu den mit dicken Sohlen ausgestatteten festen Schuhen an ihren Füßen und wieder zurück zu der Omabrille auf ihrer Nase und dem ordentlichen, für eine Nanny typischen Haarknoten auf dem Kopf. Er nickte wenig begeistert. “Sehr stilvoll.”
Gloria setze ein pflichtbewusstes Lächeln auf, setzte einen klobigen Fuß vor den anderen und fing an – sehr vorsichtig – die Treppe hinaufzugehen. “Leonard”, murmelte sie vor sich hin, “für einen Engel ist dein Sinn für Humor ganz schön niederträchtig.”
4. KAPITEL
D er metallische Klang der Autohupe drang ins Arbeitszimmer. Sam rückte seine Krawatte zurecht, zog an den Ärmeln seiner Anzugjacke und schaute sich noch einmal in seinem vertrauten Arbeitszimmer um. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas vergessen hatte, etwas Wichtiges. Aber auch ein weiterer Blick auf seinen Schreibtisch half ihm nicht weiter, und so nahm er nachdenklich seine Aktentasche und ging zur Haustür.
“Sam! Guck mal, Sam”, rief Allie ganz aufgeregt von der obersten Treppenstufe herab. Er drehte sich um und sah sie um den Treppenabsatz herum und dann die restlichen Stufen herunterlaufen. “Gloria hat mir eine Schleife ins Haar gebunden. Eine rote Schleife.”
Er achtete nicht auf die drängende Zeit und lächelte seine Tochter an.
“Bist du sicher, dass du da keinen Schmetterling auf dem Kopf sitzen hast?”
Sie stemmte eine Hand auf die Hüfte. “Das ist eine Schleife. Siehst du das nicht?”
“Hmm, lass mal sehen.” Er beugte sich zu ihr hinunter, nahm ihr Kinn in die Hand und drehte ihren Kopf zur Seite, damit er ihre Haarschleife begutachten konnte.” Sie lächelte überglücklich, und Sam genoss ihre Freude, als ob er selbst dafür verantwortlich wäre. “Du hast recht. Es ist eine rote Schleife, und du siehst überwältigend damit aus.”
“Oh …” Sie tastete vorsichtig ihre Schleife ab. “Was ist
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