Engel küssen besser
meinem männlichen Ego zu schmeicheln.”
Gloria krauste die Nase, und Sams Schaukelsitz kippte plötzlich um und warf ihn ohne viel Federlesens in den Sand. “Sie haben recht”, sagte sie gelassen. “Und dies ist eine Engelmasche, damit Sie demütig werden.”
Ohne Warnung spielte auch ihre Schaukel verrückt, und sie landete mit einem
Rums
neben ihm. Verdutzt über diese Schicksalswende sah sie gerade noch rechtzeitig, wie Sam sich duckte, als seine Schaukel über seinen Kopf hinwegsegelte. Sie erkannte jedoch zu spät, wie vorausschauend er gehandelt hatte, denn ihre Schaukel traf sie direkt am Hinterkopf.
“Aua!” Gloria rieb sich mit der Hand die schmerzende Stelle – und so wurden beim nächsten Schwung der Schaukel ihre Handknöchel getroffen. “Ist ja gut”, murrte sie und hielt das Sitzbrett fest. Sie wünschte sich, dass Leonard ihr zugehört und einen anderen Engellehrling hier heruntergeschickt hätte. “Das war wirklich nicht nötig.”
“Ich habe Ihre Schaukel noch nicht einmal angefasst, Miss Anmut.”
“Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen.”
“Das ist auch gut so, denn wenn Sie schaukeln wollen, dann müssen Sie auch die Verantwortung für Ihre … Höhen und Tiefen übernehmen.”
Gloria sah sich zu Sam um. “Soll das jetzt ein Wortspiel sein?”
Er zuckte mit den Schultern. “Ich bin etwas aus der Übung.”
“Aus der Übung”, wiederholte sie. Der kleine Sturz schien ihn weder verletzt noch ihm sonst irgendetwas ausgemacht zu haben. Und besonders demütig sah er auch nicht aus. Wie er so dasaß mit angewinkelten Knien, auf die er die Unterarme gelegt hatte, sah er entspannt und herrlich arrogant aus. Oder sollte das gut aussehend und arrogant heißen? Egal. Diese leichte Amüsiertheit, die ihm in den Augenwinkeln saß, raubte ihr schon wieder die Luft.
“Sie hätten mir sagen sollen, dass es am schwersten ist, in der Schaukel sitzen zu
bleiben
.” Gloria wagte es, die Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen, in der Hoffnung, dass er ebenfalls mal lächeln würde. “Sollen wir es noch einmal versuchen?”
Die Bewegung seiner Lippen war kaum wahrnehmbar, und nur – ja, da war sie – eine leichte Aufwärtsbewegung der Mundwinkel. “Vielleicht …”, begann er langsam, “ist es für uns beide tatsächlich sicherer, wenn ich Ihnen Schwung gebe und Sie schaukeln.”
“Das wäre herrlich, Sam.”
Ihr Lächeln ließ ihn fast vergessen, dass sie eine Katastrophe nach der anderen auslöste. Ihre einfache Freude über sein Angebot sorgte dafür, dass Sam sich großmütig vorkam und ernsthaft in Erwägung zog, ihr zu vergeben, dass sie ihn aus dem Büro und in diesen Park und auf diese Schaukel gelockt hatte. Er wünschte sich zwar, dass sie das geschafft hätte, ohne sein Aquarium zu zerstören, seine Teppiche aufzuweichen und mehr elektrische Sicherungen explodieren zu lassen, als der Elektriker an einem Tag ersetzen konnte; aber andererseits hatte er Allison lachen gehört und dafür hatte Gloria zumindest den Gefallen verdient, dass er ihr Schwung gab. “Nur um für die Zukunft gewappnet zu sein”, sagte er, als er aufstand. “Haben Sie wenigstens eine gute Versicherung?”
“Die allerbeste”, antwortete sie freudestrahlend.
“Dann ist es ja gut. Setzen Sie Ihren staubigen Hintern wieder auf die Schaukel, und ich schubse Sie an.”
Mit einem weiteren Lächeln, das mindestens so strahlend war wie die Sonne über ihnen, klopfte Gloria sich den Dreck von der Hose und hielt hilfesuchend die Hand hoch. “Würden Sie mir bitte auf die Beine helfen?”, fragte sie. “Dies ist nämlich keine gute Ausgangsposition für mich.”
Sam starrte die Hand an, registrierte ihre zarte Weichheit, ihre verwirrende Schönheit und die ruhige Kraft, die von ihr ausging, und wusste, dass er ein Risiko eingehen würde, wenn er sie berührte. Er sollte seinen Kopf untersuchen lassen, bevor er sich weiterhin auf diese Frau einließ. Sie war so ganz anders als Jenny – und er war keineswegs zu dem bereit, was sie seiner Meinung nach vorhatte.
Sam spürte, wie Gloria ihn beobachtete, löste seinen Blick von ihrer Hand und richtete ihn auf ihr Gesicht. Er war von ihrer Schönheit genauso überwältigt, wie er es von einem tiefroten Abendhimmel oder einem aufsteigenden Silbermond sein würde. Von ihren zerzausten goldenen Locken bis zu ihren staubigen Schuhen war sie makellos, und die schlichte Reinheit, die ihr Gesicht und ihr Körper ausstrahlten, faszinierte ihn. Sam fühlte sich
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