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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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von links eine schmale Hand ins Bild.
    »Herzlich willkommen auf der Insel. Sven Winterberg. Ich habe die Ermittlungen bisher geleitet. Wir haben telefoniert.«
    Kreuzer blickt auf. Der Schönling mit den räudigen Blicken entpuppt sich also als der ermittelnde Oberkommissar. Man kann nicht mit allem Glück haben.
    »Hallo. Das ist ja nett, dass ich Sie gleich hier antreffe …«
    »Ist reiner Zufall«, fällt ihm Winterberg ins Wort. »Wir erwarten eigentlich die Hunde. Alle anderen Suchtrupps waren bisher erfolglos. Die Tiere sind unsere letzte Hoffnung.«
    »Na, so schnell wollen wir mal nicht aufgeben. Wie ist es? Können Sie mich kurz über alles informieren, was Sie bisher unternommen haben?«
    »Klar. Übrigens, darf ich vorstellen: Silja Blanck, die Jüngste in unserem Team.«
    Während Kreuzer die Frauenhand schüttelt und den großen dunklen Augen einen bewusst kühlen Blick zuwirft, denkt er, eine schöne Frau, die auch noch einen schönen Namen trägt, es gibt unangenehmere Mitarbeiter. Doch die beflissene Stimme Winterbergs reißt ihn aus seinen Gedanken.
    »Unser Dienstzimmer ist im ersten Stock. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.« Im Gehen redet er weiter. »Silja hat ihren Schreibtisch im selben Raum. Wir hätten Ihnen gern ein eigenes Büro zur Verfügung gestellt, aber es ist alles ziemlich eng bei uns. Wir platzen sozusagen aus allen Nähten.«
    Mit Schwung stößt Winterberg die Bürotür auf.
    »Kein Problem. Der Raum hier ist doch groß genug. Falls Sie noch einen Schreibtisch für mich auftreiben können, stellen Sie ihn einfach da hinten in die Ecke.«
    »Ja klar. Nett, dass Sie das vorschlagen. Wir hatten uns das auch schon überlegt.«
    Immerhin wird es keine Platzhirsch-Kämpfe geben, stellt Kreuzer erleichtert fest und nimmt sich vor, seinen ersten Eindruck von Winterberg zu korrigieren. Es ist eine dumme Angewohnheit von ihm, dass er sich allzu oft auf seine spontanen Wahrnehmungen verlässt. Vermutlich wird ihm das noch einmal saftigen Ärger einbringen.
    Während er Sven Winterberg dabei beobachtet, wie er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen macht, murmelt Kreuzer: »Und Blum braucht gar keinen Schreibtisch. Der weiß wahrscheinlich noch nicht mal, was ein Schreibtisch ist. Der hockt ohnehin ständig im Labor.«
    »Blum?«
    »Leo Blum, unser Spurenexperte. Er ist ein Genie, das werden Sie auch noch merken. Der identifiziert noch Ihre Atemluft in einem Raum, in dem Sie sich vor Jahren mal drei Sekunden lang aufgehalten haben.«
    Silja Blanck lacht als Erste.
    Mit zwei Sekunden Verzögerung fällt Winterberg in ihr Lachen ein. Kluges Mädchen, denkt Bastian und verbietet sich den Blick zu Siljas Schreibtisch hinüber. Seine Scheidung liegt erst wenige Monate zurück. Und es war die zweite innerhalb von acht Jahren. Beide Frauen haben behauptet, die Stärke ihres Kinderwunsches unterschätzt zu haben. Dabei hat Kreuzer aus seiner Sterilisation nie ein Geheimnis gemacht.
    Viel mehr als seine Zeugungsunwilligkeit dürfte die Damen ohnehin sein Zeitmanagement gestört haben. Wobei Zeitmanagement eine merkwürdige Vokabel für einen Menschen ist, der quasi berufsbedingt nie Zeit hat. Jedenfalls nicht für ein Privatleben, das diesen Namen auch verdient. Und weil Bastian Kreuzer aus verständlichen Gründen ganz bestimmt nicht in der Stimmung für amouröse Komplikationen ist, bemüht er sich jetzt um einen sachlichen Tonfall.
    »Vielleicht sollten wir die Zeitspanne, bevor die Suchhunde eintreffen, nutzen, um uns kurz über das bisherige Vorgehen zu verständigen. Sie haben also vom Verschwinden des Mädchens erfahren und dann vermutlich den Tatort abgesucht?«
    »Mehrmals. Drei Leute noch am gleichen Abend, dann am nächsten Tag noch mal fünf. Und dazu etliche Kollegen von der Feuerwehr. Das machen wir hier immer so, wenn etwas ansteht. Amtshilfe auf der Insel. Geht schnell und ist effizient.«
    »Verstehe. Und? Haben die Kollegen irgendetwas Brauchbares gefunden?«
    »Leider nein. Die sind stundenlang durch die Dünen und über den Strand gekrochen, ohne auch nur den allerkleinsten Hinweis zu finden. Auf diesem verdammten Parkplatz haben sie quasi jeden Stein umgedreht. Nichts.«
    »Ist ja auch nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wonach man suchen soll.«
    Bastian fängt einen unsicheren Blick von dem Sylter Kollegen auf und lächelt ihn zum ersten Mal seit dem Kennenlernen an.
    »Wenn ich auf Ihre stumme Frage antworten darf: Nein, das war keine Kritik. Und übrigens: Wollen wir uns

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