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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Geborgenheit, die ihn abschied von … aller Unbill dieser Welt, sagte er sich mit einem Grinsen. Aber wirklich: Das halbe Land stand unter Wasser, Tausende Häuser waren zerstört, keine Stunde, in der nicht jemand ertrank, und Wetterbesserung war keine in Sicht. War das das Zeichen, auf das diese Wahnsinnigen gewartet hatten? Was genau war in diesem ominösen Schreiben gestanden? Die Flut wird schwellen, die Flüsse ein neues Land errichten? Wie auch immer: Bergmann entfernte sich ohnehin mehr und mehr von der Annahme, dass er in diesen Fall entscheidend eingreifen könnte. Er hatte nicht die Nummern der wichtigsten Geheimdienste in seinem Handy, keine Spezialeinheit, die er mit einem Anruf binnen einer Stunde an jeden Ort Österreichs bringen konnte … und er hatte seinen Ehrgeiz verloren, wie er sich eingestand, als er benommen vor dem Spiegel stand und die Kondensschicht mit der Hand wegwischte. Doch sollte das jemanden wundern? Lorenz und seine gesamte Entourage holten im Minutentakt Informationen ein, die er in einem ganzen Tag nicht beschaffen konnte, sie überrundeten ihn einmal am Tag, dieses Tempo könnte er nicht einmal halten, wenn er hundert Schreyer auf Amphetaminen zur Verfügung hätte. Außerdem fehlte Bergmann in diesem irren Puzzle etwas, auf das er als geerdeter Kriminalpolizist nicht verzichten wollte: das Motiv. Dass Plier seit seiner Zeit als reinkarnierter Erzengel der Sonnentempler Gleichgesinnte suchte, um Drogentee zu brauen, Geister zu schauen oder Bomben zu bauen, war die eine Sache; den Geisteszustand dahinter konnte Bergmann nicht nachvollziehen, aber damit war er vermutlich nicht allein. Was er jedoch bei allem Bemühen, an die große terroristische Verschwörung zu glauben, nicht verstand: Warum steckte das BOG da mit drinnen? Acht Männer, die abdrehen und glauben, mit einem Bombenanschlag etwas auslösen zu können: gut. Aber über vierhundert? Menschen mit eigenem Haus und Garten, Familien, Zweitwagen, Rentenfonds … das war in jeder Hinsicht unlogisch. Obendrein existierte in Gemeinschaften dieser Größenordnung keine Geheimhaltung, wie Bergmann aus Erfahrung wusste. Selbst bei der verschwiegensten Klientel der Wiener Polizei, den Einbrechern und Räubern alter Schule, kam es immer wieder zu undichten Stellen – und da sollte dieser Verein gemeinsam mit einem Überlebenden einer Selbstmordsekte über Jahrzehnte Männer rekrutieren, ihnen einreden, dass sie aufgestiegene Meister des Lichts wären, und daraus eine Terrorzelle bilden? Nein. Also was? Nur eine Handvoll Auserwählter innerhalb des BOG , ein Verein im Verein? Radikale Geheimloge? Blödsinn. Er zog sich den Regenmantel über, verließ das Hotel, ging zum Taxistand am Bahnhofsvorplatz und gab dem Fahrer die Adresse von Zacharias Vötter.
    „Wer?!“, Vötter war gerade dabei gewesen, im Hotelrestaurant seine Kellner zusammenzustauchen, weil sie irgendetwas für einen Empfang am selben Abend noch nicht auf die Reihe bekommen hatten; dementsprechend schlecht gelaunt reagierte er auf den Mann mit dem Polizeiausweis.
    „Major. Johannes. Schäfer. Ihr Klassenkamerad, wenn ich richtig informiert bin …“, Bergmann setzte sich gelassen auf einen Hocker an der Bar und bestellte einen Pfefferminztee.
    „Der Schäfer, ach so, ja, kenn ich natürlich …“
    „Wusste ich es doch … warum war er vor ein paar Wochen bei Ihnen?“
    „Der Schäfer? … Ja, warum war der da … wegen einem Grundstück hat er sich erkundigt … ob ich was weiß … aber in seiner Preisklasse, verstehen’s mich nicht falsch, aber …“
    „Sie makeln im oberen Segment“, ergänzte Bergmann, riss den Zuckerbeutel sorgsam auf und hielt ihn über die Teetasse.
    „So ist es … Villen, renovierte Höfe, Landhäuser … das mögen die Leute da …“
    „Die Leute da … und was wird das da draußen?“, Bergmann deutete mit dem Kopf durch die Wand in Richtung der monströsen Baustelle, die er hinter dem Hotel gesehen hatte.
    „Country Club“, erwiderte Vötter stolz, setzte sich nun ebenfalls auf einen Barhocker und deutete dem Kellner mit dem Zeigefinger, worauf zehn Sekunden später ein Pils vor ihm stand. „Ein Thinktank für die internationale Wirtschaftselite … Konferenzräume, zweitausend Quadratmeter Wellness, Driving Range, zweiundvierzig Suiten zwischen hundertzwanzig und sechshundert Quadratmeter, eigene Security, sogar eine kleine Krankenstation und einen Arzt haben wir vor Ort … einzigartig in Europa …“
    „Respekt …

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