Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Unterstützer dazu bringen konnte, ihr Treiben einzustellen und dem neuen Gruppenleiter nicht noch mehr Arbeit aufzuhalsen. Was würde Schäfer tun, fragte sich Bergmann und grinste in sich hinein. Der würde dem rüstigen Herrn wohl ein paar Prostituierte unterjubeln, die ihm noch einen Gefallen schuldeten. Dann ein paar eindeutige Bilder und das Ersuchen, doch bitte mit diesem Quatsch aufzuhören. Es waren ja nicht einmal Verdächtige angeführt. Ja, ein paar Namenlose aus dem politischen und wirtschaftlichen Umfeld des Bürgermeisters; noch am Abend vor seinem Tod soll er bei einer Parteisitzung die Banken allesamt als skrupellose Mafia bezeichnet haben; zudem ein paar scharfe Sätze in Richtung des ehemaligen Finanzministers und seiner Parteigenossen, die diese mit Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung in Verbindung brachten. Wahrlich todesmutig, dieses Benehmen – wo so gut wie die gesamte Medienlandschaft seit Monaten über die Korruptionsaffären des Exministers berichtete und sogar die Staatsanwaltschaft schon ermittelte. Und die damalige blau-schwarze Regierung jetzt noch des Amtsmissbrauchs zu bezichtigen war ungefähr so erhellend wie fortwährend zu betonen, dass Scheiße stinkt.
Am Bahnhofsvorplatz nahm Bergmann ein Taxi und ließ sich zur Aufbewahrungsstelle bringen. Deren Leiter hatte früher als Mechanikermeister in der polizeieigenen Kfz-Werkstatt in Wien gearbeitet, bis dieser Arbeitsbereich zu einem großen Teil an private Werkstätten ausgelagert worden war. Auf dem Papier mochte das eine Ersparnis gebracht haben – doch die kleinen Gefallen außerhalb der bezahlten Arbeitszeit, das Fachwissen, mit dem der Mann den abgebrochenen Rückspiegel eines gesuchten Fahrzeugs einer Automarke zuschreiben konnte, zudem die Freundschaften, die zwischen vielen Polizisten und dem großmütigen Mechaniker entstanden waren, das alles stand auf einem anderen Blatt. Aber mach das einmal einem Minister klar.
„Servus Bergmann, alter Strizzi … sag bloß, die haben euch jetzt den Schlatter aufgehalst?“
„So ist es … wie geht’s dir?“
„Besser als je zuvor … willst du gleich den Wagen sehen oder trinken wir davor einen Kaffee?“
„Bringen wir das bitte zuerst hinter uns … woher weißt du, dass ich wegen dem Bürgermeister da bin?“
„Na was glaubst du, wer mich fast jeden Tag heimsucht und mich über die Ermittlungsfortschritte in diesem brisanten Fall auf dem Laufenden hält?“
„The judge himself … du Armer …“
„Ach, so schlimm ist das nicht … ich darf mir seine Geschichten ja anhören, ohne dass er mir Arbeit macht …“
„Auch wieder wahr … ist das immer noch der Alte?“, Bergmann deutete auf den schwarz-weißen Mischlingshund, der dem Mechaniker am Bein hing wie eine Kerkerkugel.
„Nicht derselbe, aber fast der Gleiche“, der Mechaniker bückte sich und kraulte dem Hund den Nacken, „Dodge ist schon vor zwei Jahren gestorben … den habe ich ein halbes Jahr danach im Tierheim gefunden … ja, ist schon gut, Chevy …“
„Könnte ja fast eine Reinkarnation sein.“
Der Mechaniker lächelte selig, drückte dem Hund liebevoll die Schnauze zusammen und richtete sich wieder auf.
„Der da“, meinte er, als sie in einem Wellblechhangar vor einem zerbeulten Mercedes standen.
„Sieht gar nicht so schlimm aus …“
„Du hast ja sicher gehört, woran er gestorben ist.“
„Ja“, Bergmann stellte seine Aktentasche ab und ging langsam um den Wagen. „Ich frage mich wirklich, was ich hier mache.“
„Schon was Neues vom Schäfer?“
„Nein … als ob er von einem UFO entführt worden wäre …“
„Häng’s dem Schlatter um!“, meinte der Mechaniker, lachte laut auf und drehte sich zum Werkstor um, vor dem ein schwarzer Bentley parkte. „Ach du Scheiße, wenn man vom Teufel spricht.“
Aus dem Wagen stieg ein drahtiger Mann im Nadelstreif, kahlrasierter Kopf, braungebrannt, die fünfundsechzig sah man höchstens seinem Wagen und dem Anzug an.
„Chefinspektor Bergmann!“, rief der Richter beim Betreten der Halle, „Enchanté!“
„Grüß Gott, Herr Schlatter“, erwiderte Bergmann und fühlte sich von dem alten Verschwörungsfanatiker irgendwie verfolgt.
„Das lobe ich mir, dass Sie so schnell gekommen sind … da sieht man gleich, wer bei euch noch ein Gespür für die wahren Verbrechen hat!“
„Komm, Chevy, jetzt gibt’s Fressi“, hörte Bergmann den Mechaniker sagen und blickte hilfesuchend über die Schulter des Richters, der sich vor
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