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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Pinseln und höre, wie sie die Dusche aufdreht … großer Weltschmerz, denke ich mir, da fährt sie immer mit mindestens einer halben Stunde Heißwasser dagegen an … und mit heiß meine ich brühheiß … verstehst du, wie Frauen das aushalten können? Alle, mit denen ich zusammen war – das waren jetzt auch nicht so viele, aber immerhin – aber alle haben bei bestimmt fünfundvierzig Grad geduscht!“
    „Dafür halten Männer Kälte besser aus …“
    „Stimmt. Ich lüfte ja immer heimlich, weil dieses Kampfheizen im Winter … jedenfalls gehe ich so nach zwanzig Minuten ins Bad und schaue nach, wie’s ihr geht … setze mich auf den Klodeckel und sage so nebenbei, dass sie mit dem ewigen Duschen auch eine ganze Menge CO 2 produziert, wegen dem Gas, das da in der Therme verbrennt, verstehst du?“
    „Völlig“, erwiderte Bergmann. Der Kellner kam an ihren Tisch, stellte zwei Pizzen ab und wünschte original einen buon appetito .
    „Genau … ich meine: Wenn sie was dagegen hat, dass die Eisbären draufgehen, ist es doch nicht zu viel verlangt, dass sie einen Beitrag leistet, damit das mit dem Klima … aber sie, weißt du, was sie gesagt hat?“
    „Nein“, Bergmann schnitt seine Pizza auf und nahm ein Stück in die Hand.
    „Schreit mich an: Bin ich jetzt schuld, dass die armen Tiere sterben, willst du mir das sagen?!“ Zwei Kollegen von der Sitte, die am Nebentisch saßen, drehten sich verwundert zu ihnen um.
    „Bin ich raus aus dem Bad, Hände hoch, nicht schießen, und ab zu den Bildern … und danach drei Tage lang Tschernobyl, frage nicht.“
    „Tschernobyl“, Bergmann hatte den Faden verloren, „deine Pizza wird kalt.“
    „Tödliche Strahlung halt … auf Beziehungsebene … nur weil ich ihr die Wahrheit gesagt habe … Frauen …“ Leitner schüttelte den Kopf, machte sich über seine Diavolo her und schmatzte fünf Minuten vor sich hin – die maximale Zeitspanne, die er ertrug, seinen eigenen Gedanken zuzuhören, ohne sich dazu zu äußern.
    „Und wie geht’s bei dir so? … Also beziehungstechnisch …“
    „So lala“, antwortete Bergmann, den dieses Thema mit Leitner zu besprechen nicht sonderlich begeisterte. Zwar gab sich sein Kollege in puncto gleichgeschlechtlicher Liebe durchaus tolerant; nichtsdestotrotz hatte Bergmann jedes Mal das Gefühl, als gutmütige, aber groteske Laune der Natur betrachtet zu werden.
    „Verhalte dich beim Müller heute friedlich“, lenkte er ab, „er ist eine Auskunftsperson, die uns möglicherweise behilflich sein kann und so weiter … also kein Cowboygetue, bitte.“
    „Gebt uns Bescheid, wenn ihr was braucht“, brachte sich der Kollege vom Nebentisch ein, „wird eh Zeit, dass er wieder einmal einen draufbekommt, der Radko …“
    „Danke“, sagte Bergmann, sah auf die Uhr und rief den Kellner um die Rechnung.
    Der Portier des Senor, livriert wie ein Liftboy und mit der Figur eines Schneemanns, war auf dem Gehsteig an der Straßenecke damit beschäftigt, welke Rosen, Grabkerzen und Fotos wegzuräumen, die sich zwischen den Markierungen der Spurensicherung angesammelt hatten. „Tjetër në paqe“ war an die Hauswand hinter den verschwindenden Devotionalien aufgesprüht, wohl so was wie R.I.P. oder „Wir rächen dich“ auf Albanisch, mutmaßte Bergmann, während er den Wagen einparkte. Ein Ziviler gegenüber und sie hätten im Laufe des Tages mit Sicherheit ein paar nicht gemeldete Verwandte und Freunde des erschossenen Kosovaren erwischt, die ihnen weiterhelfen hätten können.
    „Leg das wieder hin, du Pinguin!“, fuhr Leitner den Portier des Nachtclubs an, „das ist Entweihung einer Gedenkstätte.“
    „Schlecht für Geschäft“, erwiderte der Mann träge, „Tod und Liebe nicht passen zusammen.“
    „Hast du eine Ahnung“, murmelte Bergmann und ging zum Eingang.
    Der Türsteher dahinter war von anderem Kaliber, wie Bergmann auf den ersten Blick erkannte.
    „Herr Müller erwartet Sie“, sagte der drahtige, ganz in Schwarz gekleidete Anzugträger und gab den beiden Polizisten den Vortritt.
    Keiner der üblichen Anabolikaaffen, die sich mit hochgezogenem Kinn vor einem aufbauten und damit vom Scheitel bis zur Sohle jeden K.-o.-Punkt darboten. Nein, Müller bevorzugte unscheinbare Profis, die sich in sicherer Distanz zu einer potenziellen Gefahrenquelle aufhielten, dafür binnen einer Sekunde je nach gewünschter Wirkung Handballen, Faust oder Rist an deren Schwachstellen platzieren konnten. Bergmann kam der Installateur in den

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