Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Sinn, der Prostituiertenmörder, der auf der Lände mittels eines Schlags auf den Kehlkopf getötet worden war. Einer von Müllers Leuten?
Im Club befanden sich gerade einmal acht Gäste, von denen einer sogar seinen Laptop aufgeklappt hatte, die Tänzerin an der Stange hatte wohl gerade Pause, an der Bar standen drei Frauen in Reiz-Unterwäsche, rauchten, flüsterten miteinander und klimperten alle dreißig Sekunden routiniert kokett in die Runde. Der Bodyguard lotste Bergmann und Leitner in eine Gastro-Küche, die nicht den Eindruck machte, als wäre hier mehr als die Mikrowelle im Einsatz, oder vielleicht noch das einzelne Fleischmesser auf der Anrichte, mit dem Zechprellern ein Finger abgeschnitten wurde. In einem höchstens halb so großen Nebenraum saß Müller in einem Chefsessel aus schwarzem Leder und beobachtete die Überwachungsmonitore, auf denen in griesigem Schwarz-Weiß Frauen ihre Schlepperschulden und Männer ihren Triebstau abarbeiteten.
„Chefinspektor Bergmann“, sagte der Clubbesitzer mit jovialem Grinsen, „kein Geld fürs Pornokino?“
„Kein Geld für Gästesessel?“, erwiderte Bergmann, worauf Müller seinem Bodyguard einen Wink gab, der gleich darauf mit zwei Klappstühlen wiederkam.
„Was trinken die Herren?“
„Mineral, wenn Sie kooperativ sind …“
„Veuve Clicquot beim nächsten blöden Spruch“, ergänzte Leitner.
„Oho … da höre ich doch Schäfer heraus“, meinte Müller künstlich gekränkt, „was hält den Major davon ab, mich zu beehren?“
„Urlaub“, sagte Bergmann, „aber er hat sicher ein Foto von Ihnen mit …“
„Also, wie kann ich weiterhelfen?“
„Mergim Dushku … war er Stammgast hier?“
„Hans“, Müller schaute seinen Bodyguard an.
„Früher … dieses Jahr höchstens einmal in der Woche …“
„Irgendwelche Favoritinnen?“, Bergmann deutete auf die Monitore.
„War nicht zum Bumsen hier … hat das Ambiente gemocht …“
„Bestimmt … Sie wissen Bescheid über seine Geschäfte?“
„Wie sollte ich“, erwiderte Müller, „wer sich benimmt, ist mein Gast, wer nicht, fliegt raus … und wenn es der Prinz von Monaco ist …“
„Also hat es nie geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen und Dushku gegeben … darf ich das so festhalten?“, Bergmann nahm einen Notizblock aus der Jacketttasche, was sein Gegenüber für einen Augenblick irritierte, lange genug, dass Bergmann es registrierte. „Kei-ner-lei Be-zie-hung“, begleitete er seine Notizen.
„Na ja … das kann ich nicht definitiv ausschließen … vielleicht hat er mir in der Vergangenheit ein paar Tipps gegeben …“
„Welche Mädels willig wären, von der Konkurrenz zu wechseln, zum Beispiel“, ergänzte Müller, nachdem die beiden Polizisten ihn schweigend angestarrt hatten.
„Vielleicht … vielleicht hat das ja jemandem nicht gefallen … da könnten wir durchaus damit leben, wenn es auf einem Parkplatz in Dubrovnik passiert … aber in Wien, mitten auf der Straße, das beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, das verstehen Sie bestimmt, oder?“
„Ganz meine Meinung … ein friedliches Miteinander … so ein Vorfall verstört die Kundschaft, das ist geschäftsschädigend …“
„Sie persönlich würden das diskreter erledigen, keine registrierte Waffe, nicht vor Zeugen, und schon gar nicht vor dem eigenen Lokal … dessen Service übrigens unter Ihrem Vorgänger besser war … da hätten wir keine Viertelstunde auf ein Mineralwasser gewartet …“, sagte Leitner und zündete sich eine Zigarette an.
„Hans … schau nach, wo José mit dem Wasser bleibt … also, wenn ihr nicht davon ausgeht, dass ich es war, was soll dann das Theater …“
„Sie können es ja gar nicht gewesen sein“, erwiderte Bergmann und blätterte in seinem Notizbuch, „Sie waren auf Kurzurlaub in Monaco, Businessclass, gebucht zwei Stunden vor Abflug, nur Handgepäck, eingecheckt im Oriental … spontan Lust auf die Côte bekommen?“
„Eine Beziehungssache, die dringend geklärt werden musste … also, wenn Sie mein Alibi überprüft haben …“
„Sie erledigen so was nicht selbst … dafür gibt es Hans und Konsorten … aber das sind Profis … den Dushku hat kein Profi umgebracht … also wer dann?“
„Warum sollte ich das wissen?“
„Vielleicht wissen Sie es jetzt noch nicht“, erwiderte Bergmann und bedankte sich mit einem Nicken bei Barmann José für das Mineralwasser. „Aber spätestens in einer Woche wäre sicher möglich,
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