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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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zwei Beamte waren vor Ort und warteten darauf, dass jemand eine Entscheidung traf.
    „Kein Problem“, sagte Bergmann, „ich schicke Kovacs und Strasser.“
    Keine halbe Stunde später hatte Bergmann Kovacs erneut am Telefon – und war irgendwie dankbar dafür.
    „Können Sie bitte herkommen?“, flüsterte sie.
    „Warum … was ist passiert?“
    „Da stimmt irgendwas nicht … mit dem Toten … und Strasser trampelt durch die Wohnung und führt sich auf … nach Lehrbuch ist jedenfalls was anderes …“
    „Was stimmt nicht?“
    „Ich weiß es nicht genau … mein Instinkt sagt mir, dass hier was nicht stimmt …“
    „Ihr Instinkt … okay, ich bin unterwegs.“
    Bergmann lief zu seinem Wagen, setzte das Blaulicht und fuhr in Alarmstufe-Rot-Manier aus der Tiefgarage. Das Gaspedal ist kein Ventil für Emotionen, das Gaspedal ist kein Ventil für Emotionen, mahnte er sich, was seinen rechten Fuß nicht überzeugte. Mit 90 km/h über den Ring, einem Fiaker scheuten die Pferde, quietsch, quietsch, hinunter zum Franz-Josefs-Kai, wrumm, wrumm, über die Schwedenbrücke, Seitengasse, Achtung Radfahrer, Praterstraße, das sah nach einem neuen Rekord aus.
    Das Gebäude an der angegebenen Adresse war ein riesiger Backsteinbau, errichtet zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bis Anfang der achtziger Jahre war eine Spirituosenfabrik dort angesiedelt gewesen, dann stand der Bau leer, war ein paar Mal Ziel von Hausbesetzungen und gammelte vor sich hin, bis die Immobilienbranche die Gegend jenseits der Donau zum Aufschwunggebiet erklärt und eine Investorengruppe das imposante Gebäude gekauft hatte. In drei Jahren Bauzeit war es komplett ausgehöhlt und umgebaut worden, hatte außen immer noch den Charme der alten Fabrik, innen nun allerdings „8 exklusive Lofts von 120 −230 m 2 “, wie Bergmann auf dem Transparent las, das über dem Eingangstor an der Fassade hing.
    „Vielleicht ist ja noch eins frei für einen Schießstand“, wandte er sich an den Polizisten, der vor dem Haus Wache stand und gezwungen lächelte, weil er den Witz nicht verstanden oder nicht als lustig empfunden hatte.
    Am Aufzug war gerade eine Monteurin beschäftigt, eine junge Frau in grauem Overall, die Bergmann entschuldigend anlächelte, er nahm die Treppen in den vierten Stock. Ein weiterer Uniformierter vor der Wohnungstür, dem er nur zunickte. Kovacs stand im Vorraum, von dem man in das Loft trat wie auf eine Waldlichtung: gut hundertfünfzig Quadratmeter ohne Trennwände, kaum Einrichtung, eine Sitzecke in Weiß, ein Bücherregal in Weiß, am Ende des Raums ein riesiger weißer Schreibtisch, an dem ein Mann saß, Kopf und Hände auf der Tischplatte, teils auf, teils neben ihm die modernisierte Variante eines Kristalllusters, Glassplitter und Mauerputz am Boden. Bergmann ging langsam auf den Toten zu; die Länge des Raums bedingte, dass er erst nach und nach etwas von dessen Verletzungszustand wahrnahm. Kovacs hatte recht gehabt: Hier war etwas faul. Auf der bestimmt sechs Quadratmeter großen Tischplatte Pläne, Feinwerkzeuge, Kabel, Metallröhren, ein Blutsee, der kaum von den oberflächlichen Verletzungen am Hinterkopf des Mannes stammen konnte. Bergmann beugte sich seitlich über den Toten, zerfetzte Halsschlagader, da nahm er den Geruch wahr.
    „Bergmann, was machen Sie hier?“, Strasser, der wahrscheinlich gerade das Badezimmer nutzlos für die Spurensicherung gemacht hatte, stand hinter ihm.
    „Halt’s Maul, Strasser!“, Bergmann packte seinen Kollegen am Ellbogen, zog ihn Richtung Tür und deutete Kovacs, mit hinauszukommen, wo der Uniformierte stand. „Das Gebäude gehört evakuiert. Ihr fangt oben an, Sie rufen Verstärkung und weisen Ihren Kollegen an, niemanden hereinzulassen. Keine Panik verursachen, erzählt was von Gasgeruch im Keller, wahrscheinlich ungefährlich, aber Sicherheit geht vor … worauf wartet ihr, los!“
    Bergmann schloss vorsichtig die Tür des Lofts, setzte sich auf den Stiegenabsatz und nahm sein Handy heraus.
    „Heim? … Bergmann hier … ich brauche euch im Zweiten … Hunde, Entschärfungsdienst, das volle Programm … Ist schon im Laufen, ja … Danke …“
    Sein nächster Anruf galt dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismus, dann rief er in der Sicherheitsdirektion an und bestellte ein Großaufgebot zur Abriegelung und Evakuierung der Nachbarhäuser.

16.
    „Apex“, sagte Bergmann zu Kovacs, während sie beim Wagen standen und dem martialischen Aufmarsch der Sondereinheit zuschauten.

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