Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
… Herr Schäfer war bei Doktor Wieland in Behandlung, seine Praxis ist im 13. Bezirk … Hallo?“
„Ja, ich höre Ihnen zu … haben Sie länger mit diesem Wieland gesprochen?“
„Nein … ich kenne ihn kaum … ich bin über ein Rezept auf ihn gestoßen … der Chefarzt bei der Krankenkasse, aber das dürfen Sie auf keinen Fall erwähnen …“
„Keine Sorge, ich halte Sie da raus … vielen Dank, Herr … Doktor“, Bergmann war der Name des Mannes entfallen.
Um acht traf sich Bergmann mit Kamp in dessen Büro. Um ein paar Dinge zu klären, die einen internen Filter brauchten.
„Haben Sie schon bei der Dienstaufsicht ausgesagt? … Wegen Leitners Waffengebrauch …“
„Nein … der Bericht ist fertig und liegt bei denen … gibt ja auch noch die Aussagen der Kollegen …“
„Leitner muss aufpassen, das wissen Sie?“
„Sicher … aber in dem Fall, Angriff mit einem Messer auf einen Polizeibeamten … ich hätte es anders gelöst, aber in die Klinik hätte er trotzdem müssen …“
„Ich weiß, ich weiß … von mir gibt’s keine Vorwürfe … ist halt wieder ein Politikum wegen seiner Hautfarbe … und Leitner hat schon ein paar diesbezügliche Einträge … also: Bremsen Sie ihn, wenn nötig …“
„Mache ich …“
„Schäfer?“
„Gibt ein paar neue Spuren, aber wenig Konkretes … in seinem Schreibtisch war ein Anhänger, der aussieht wie der von Eisert, aber …“
„Von dem Bombenbauer?“
„Ja …“
„Ist er schon im Labor?“
„Nein.“
„Dann schicken Sie ihn hin und sagen Sie denen, das hat Priorität …“
„Ein Anhänger?“, Bergmann war verunsichert. Er erkannte nicht, woraus sich diese Priorität ergab – vor allem nicht, wie er sie bei den ohnehin mit Arbeit zugeschütteten Technikern rechtfertigen sollte.
„Das ist kein Missbrauch von Ressourcen“, Kamp hatte Bergmanns Dilemma gleich erkannt, „hier geht es darum, durch schnelle und effiziente Arbeit einen für die Kriminalpolizei sehr wichtigen Mann zurückzubekommen … wer, wenn nicht wir, soll Schäfer denn finden?“
„Seine Familie hat einen Privatdetektiv beauftragt …“
„Das auch noch … wissen Sie, wen?“
„Nein.“
„Egal … aber lassen Sie das nicht schleifen … auch scheinbar unwichtige Dinge, Bergmann, Sie wissen ja, wie Schäfer gearbeitet hat …“
Ja, das wusste er nur zu gut. Missmutig saß Bergmann im Büro und sortierte seine Akten. Wie Schäfer gearbeitet hat. Aber wer hatte denn die Munition dazu geliefert? Die Schreibarbeit gemacht, die Telefonate geführt, die Datenbanken durchforstet. Ohne seinen Dienst nach Vorschrift wären Schäfers Geniestreiche nur Streiche geblieben! Er gab den goldenen Anhänger in eine Beweismitteltasche, rief Schreyer an und schickte ihn damit ins Labor. Es gab genug Beamte, die es sich richteten, daran krankte das ganze System, an Leuten wie Strasser und seinen einflussreichen Freunden, die den Staat benutzten, um ihre eigenen Interessen und die ihrer Klientel zu befriedigen. Sie waren die echten Bösen – nicht die paar schwarzen Schafe, die die Hand aufhielten, Drogen aus dem Depot entwendeten oder Afrikaner unter Pauschalverdacht stellten –, zu stinken fing es beim Leithammel an, der ihnen vorlebte, dass es in Ordnung war, den persönlichen Nutzen über das Gemeinwohl zu stellen, der seine Schweine mästete, solange er Herr über den Trog war. Und das war es, was Kamp nun von ihm verlangte, oder? Die Arbeit, für die er von den Bürgern dieses Staates bezahlt wurde, hintanzustellen, um den verschollenen Major zu suchen. Bin ich ein Spießer?, ging es Bergmann durch den Kopf, ein Feigling, der sich hinter den Vorschriften versteckt?
Der Empfang rief an. Ein Herr Müller wünsche ihn zu sprechen. In fünfzehn Minuten, antwortete Bergmann, legte auf und rief im Labor an, um sich auf den aktuellen Stand der forensischen Untersuchung zu bringen. Ja, neben Federn, Haaren und Blut tierischen Ursprungs hatten sie auch menschliches gefunden. Die Blutgruppe stimmte mit der von Berkovic überein, ein DNS-Abgleich stünde noch aus. Zwei zerbrochene Rasierklingen waren ebenfalls aufgetaucht, was den Verdacht erhärtete, dass in der Lagerhalle Tierkämpfe stattgefunden hatten. Was denn sonst?, fragte sich Bergmann, nachdem er aufgelegt hatte, rituelle Schlachtungen?
„Herr Müller … das freut mich aber …“
„Bergmann, sparen wir uns das Hickhack, wir haben schließlich gemeinsame Interessen“, sagte Müller, von dessen
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