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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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ihm seine Oldtimer-Radtour vom Vortag einen guten Muskelkater beschert hatte. Sonst hätte er nach diesem Tag darauf gebrannt, sich zwei Stunden auf der Donauinsel zu verausgaben, wie ein ausgehungerter Löwe einer Beute hinterherzujagen, die in seinem Fall nur Erschöpfung heißen konnte. So aber schlenderte er mit müden Beinen und ruhigen Gewissens durch die Innenstadt, über den Michaeler- und den Heldenplatz zum Museumsquartier – wo er auf dem sonnenbeschienenen Areal innehielt und sich fragte, warum er diesen warmen Sommerabend in einer stickigen Bar voll heterosexueller geiler Pfauen und dummer Hühner verbringen sollte. Er ging auf einen eben frei gewordenen Tisch vor dem Leopold Museum zu und nahm sein Handy heraus. Sicher, meinte sie, viel besser, sie wäre ohnehin die letzten Stunden durchgehend überdacht gewesen.
    Als er Isabelle über den weiten Platz auf sich zukommen sah – mit kindlichem Hüpfschritt und übermütigem Grinsen, als hätte sie soeben die Hauptrolle in einer Teenie-Komödie bekommen –, ging ihm das Herz auf. Als ob jemand dem Ballon, der ihm seit Tagen aufs Gemüt drückte, endlich die Luft ausließ. Er stand auf und sie fiel ihm um den Hals, worauf er den Halt verlor und sich an der Sessellehne fing.
    „Herzchen … mir scheint, du bist beschwipst …“
    „Aufgrund eines Fehlers der Fluglinie war ich gezwungen, Businessclass zu fliegen“, sagte sie in gespielt pikiertem Ton, seufzte zufrieden und legte ihre Sonnenbrille auf den Tisch.
    „Aha, und?“
    „Champagner, mein Lieber!“
    Bergmann lächelte. Wie er selbst trug auch Isabelle dieses Erbe einer Eltern- und Großelterngeneration vom Land, die für Kaffee und ähnliche Luxusgüter noch mit Fleisch aus der eigenen bescheidenen Schlachtung bezahlt hatten, die Bananen vielleicht aus den Auslagen des Südfrüchteimport-Geschäfts kannten und Schokolade aus den Marshall-Paketen. Und auch wenn sie sich heute ohne Gedanken ans Bankkonto eine Kiste Champagner in die Küche stellen könnten: Wohl wäre Ihnen bei solch einem Frevel nicht.
    „Ah, bin ich durstig“, sagte sie und winkte den Kellner heran.
    „Pass auf, dass es dir nicht so geht wie mir am Freitag.“
    „Hast du nach dem ersten Radler noch einen getrunken?“
    „Dämonen haben mich geritten … Dämonen!“
    „Jössas … und: Hast du mit einer Frau geschlafen? Gib’s zu: Du hast die kleine Kovacs geknackt.“
    „Pfui Teufel … nein, furchtbar abgestürzt sind wir, der Leitner und ich … im Shangri-La.“
    „Du? … Oh, mein Gott … ich zahl dir einen Exorzisten.“
    Ja, und schon waren sie bei Bergmanns rauschhaftem Vormittag, bei seinem Albtraum, bei seiner Fahrt ins Waldviertel – und beim Thema, das sie ein paar Minuten gekonnt hinausgezögert hatten. In der Zeit, die Bergmann für einen großen gespritzten Apfelsaft brauchte, hatte Isabelle bereits drei kleine Bier getrunken. Und so schnell, wie sie von einem Gesprächsthema zum nächsten sprang, wechselten auch ihre Stimmungen. Ein Engländer machte ihr seit einem Monat den Hof, ein Sir, kicher kicher, really Tweed-Jackett und Manschettenknöpfe mit dem Familienwappen, kicher kicher. Wobei es ja unglaublich wäre: ein Monat in Den Haag, dann kommst du nach Wien zurück und fühlst dich als Frau wie in einem Fundamentalistenstaat, so wie du hier behandelt wirst. Außer mit ihm, Bergmann, natürlich, er wäre ja bestimmt auch als Hetero eine Emanze, kicher kicher. Und während Isabelle ungehemmt ihrem Drang nachgab, ihr Herz endlich wieder einmal jemandem auf Deutsch ausschütten zu können – und nicht nur Deutsch, nein, Bernhard, der Dialekt!, der Dialekt ist es, durch den ich mich erst wieder ganz daheim fühle –, fühlte sich Bergmann schon allein durch das Zuhören und gelegentliche Einbringen eines Kommentars oder Scherzes wohl. Dann stellte sich ohne jeden logischen Konnex der Zusammenhang her, nach dem er gesucht hatte.
    „Tischler!“, platzte er unvermittelt heraus.
    „Was ist denn jetzt los, Herzchen? Hast du jetzt auch schon so komische Berufswechselfantasien wie Johannes?“
    „Der Typ, mit dem er auf Réunion gesoffen hat … du hast gesagt, dass der Tischler war, oder?“
    „Hab ich? … Keine Ahnung … ah, weil ihm ein Finger gefehlt hat … ja, aber ob er wirklich Tischler war, weiß ich nicht …“
    „Wie hat er geheißen?“
    „Weißt du eigentlich, dass Ausgehen mit einem Polizisten meistens irgendwann total kümmerlich wird … ich denke ernsthaft daran, Sir Gregory

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