Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

ständigen Wettlauf gegen die Zeit, dem die Terrorismusabwehr permanent ausgesetzt war.
    „Keine Ahnung … ehrlich gesagt hätte ich mich nicht so schnell darum gekümmert, wenn nicht Kamp drauf bestanden hätte …“
    „Ah, der verlorene Sohn …“
    „Ja, vermutlich … kümmerst du dich um den Anhänger? Ist noch im Labor …“
    „Sicher … wir haben sogar Personal und Geld dafür …“, Lorenz lehnte sich grinsend zurück.
    „Ach … wenn es darum geht, mir unter die Nase zu reiben, dass euer Budget angesichts der akuten Bedrohungslage massiv aufgestockt worden ist, scheißt du auf die Geheimhaltung …“
    „Für den Anhänger brauchst du mich nicht unbedingt … also: Womit sonst soll ich dir den Arsch retten?“
    „Erstens: Phillipe Marsant … der hat dieses Esoterikseminar im Waldviertel geleitet, bei dem Schäfer war … die beiden haben sich letztes Jahr im November auf Réunion kennengelernt … ich finde nichts heraus über ihn … bezahlt hat das Seminar übrigens das BOG … wo auch Eisert Mitglied war“, Bergmann sah seinen Freund herausfordernd an.
    „Die klopfen wir gerade allesamt durch … Marsant, hast du gesagt?“ Lorenz nahm einen Block aus der Tasche und machte sich eine Notiz.
    „Ja … super wäre, wenn du ein Bild auftreibst … falls er mir zufällig über den Weg läuft …“
    „Schon klar … und Gefallen Nummer zwo?“
    „In welche Richtung verlaufen die Ermittlungen?“
    „Wenn diese Sache Schäfer-Eisert-Marsant irgendwas ergibt, bin ich der Erste, der davon erfährt. Deal?“
    „Mein Wort.“
    „Gut … Eisert hat vor einem halben Jahr einen Lieferwagen gekauft und vor sechs Wochen an einen Deutschen verkauft … wir haben den Wagen untersuchen lassen … deutet alles darauf hin, dass er ANNM gebraut hat …“
    „In welcher Größenordnung?“, bei der Erwähnung des Sprengstoff-Kürzels wurde Bergmann mulmig zumute.
    „Wozu einen Lieferwagen, wenn er nur einen Maulwurfhaufen in die Luft jagen will?“
    „Verschaff mir einen ruhigen Tag und sag mir, dass ihr von einem Einzeltäter ausgeht …“
    Lorenz’ Schweigen war für Bergmann Antwort genug.
    „Habt ihr irgendwas über die Motive? Islamisten, Neonazis …“
    „Du hast seine Wohnung gesehen …“
    „Und?“
    „Die Bilder an der Wand, die Bücher …“
    „Für ein gemütliches Schmökerstündchen blieb mir leider keine Zeit …“
    „Armageddon, erste Zeichen der Apokalypse, Zeitenwende, Ankunft des Erlösers, Kampf den Dämonen … Eisert hat an die dreißig Notizbücher voll geschrieben mit seinen Vorstellungen für die neue Weltordnung … so wie es aussieht, hat der auf irgendein Zeichen gewartet, das ihm sagt, dass es so weit ist und er seine Bomben legen kann … “
    „Kein Scheiß?“ Bergmann wusste nicht, ob ihn die Erwähnung dieses jenseitigen Humbugs erheitern oder noch mehr verunsichern sollte.
    „Nein … laut unseren Analysten sind die ältesten seiner Aufzeichnungen gut zehn Jahre alt … der lebt schon länger in diesem Wahn … und jetzt ist offensichtlich irgendetwas passiert, dass er geglaubt hat, es ist so weit mit dem Herannahen der apokalyptischen Reiter …“
    „Das würde irgendwie auch zu den Seminaren passen, die Schäfer besucht hat …“
    „Glaube ich weniger … so etwas findet meines Wissens nicht im öffentlichen Rahmen statt … und Bomben bauen lernst du sicher nicht in einem Seminarhotel am Wörthersee …“
    „Nein … aber die Thematik … das mit dem Anbruch des neuen Zeitalters und der ganze Schmarrn … davon ist auf den Websites der Anbieter ziemlich oft die Rede …“
    „Die filtern wir sowieso durch … Schäfer … wenn der da wirklich auf was draufgekommen ist … und der Depp sagt zu keinem ein Wort darüber …“
    „Jemand war in seiner Wohnung … womöglich, um irgendwelche verräterischen Aufzeichnungen wegzuschaffen …“, Bergmann wollte es nicht hinnehmen, dass Schäfer als dilettantischer Hobbyermittler dastand.
    „Ja, womöglich … nur dass die Fingerabdrücke nichts hergeben …“
    „Habt ihr irgendetwas gefunden, das auf ein bestimmtes Datum hinweist, für einen Anschlag …?“
    „Ein Manuskript, zehn Punkte mit Ereignissen in der Art von biblischen Offenbarungen … eher vieldeutig, aber neun davon würden zu Ereignissen passen, die dieses Jahr stattgefunden haben …“, Lorenz drehte sich um, als ob ihm das Gesagte selbst peinlich wäre.
    „Welche Ereignisse?“
    „Dieses komische Vogelsterben Anfang Jänner, das