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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Erdbeben in Neuseeland, die Sturmflut in Deutschland, die Atomkraftwerke in Japan und so weiter …“
    „Vielleicht hat Eisert das ja danach geschrieben …“
    „Die Handschrift ist nicht von Eisert … einer der Gründe, warum wir von Komplizen ausgehen … und der Wisch ist gut ein Jahr alt, wie unsere Profis meinen … bei Punkt zehn geht es um Fluten, die schwellen, Hochwasser, nehme ich an … und das passiert jede Woche irgendwo auf der Welt …“
    „Ihr glaubt, dass das der Auslöser ist? Ein Hochwasser?“
    „Schau mich nicht an, als ob ich schwachsinnig wäre … das ist alles nicht auf meinem Mist gewachsen … wir haben einen toten religiösen Fanatiker und irgendwo ein paar Hundert Kilo ANNM … das reicht, damit mir das Lachen vergeht … und, Bergmann …“, Lorenz Stimme nahm einen drohenden Ton an.
    „Ja, ja … wenn ich was ausplaudere, schneidest du mir persönlich die Zunge ab, schon klar.“
    Als er quer durch den 9. Bezirk in Richtung Sicherheitsdirektion ging, sah er sich im Vergleich mit den Menschen um ihn herum auf einer höheren Bewusstseinsebene. Ganz ohne Hochmut. Doch das Wissen, dass inmitten dieser zu ihren Arbeitsplätzen, in die Hörsäle, zur Straßenbahn eilenden Menschen höchstwahrscheinlich einer war, der irgendwo genug Sprengstoff hortete, um einen ganzen Häuserblock in Schutt und seine Bewohner in Asche zu verwandeln – dieses plötzliche Wissen ängstigte oder ärgerte ihn nicht, sondern machte ihn milde und wie von einer neuen Energie beseelt. Vermutlich das Phänomen, das man vom Auge des Tornados kannte – wo inmitten von Verwüstung und tödlicher Bedrohung eine gespenstische Ruhe herrschen sollte. Oder dass er Eiserts scheinbare Motive nicht mit einem terroristischen Akt in Einklang bringen konnte. Nicht in Wien, nicht in Österreich. Bergman kannte die jährlichen Berichte des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismus: das Bedrohungspotenzial, das sich von der RAF über die PKK bis zu den Neonazis und Islamisten gewandelt hatte. Doch Endzeitfanatiker und pseudoreligiöse Bewegungen, die sich schwer bewaffnet in unterbunkerten Eigenheimen auf die Apokalypse einstimmten, das war immer noch nordamerikanisches Territorium. Und die zahlreichen Pläne, die das BVT in Eiserts Wohnung gefunden hatte – von der Justizanstalt Josefstadt über die UNO -City bis zur russischen Botschaft –, sie deuteten doch eher auf einen unentschlossenen Wirrkopf hin denn auf einen Profi, der kurz davorstand, die Batterien in den Wecker zu stecken und mit der Bombe zu verkabeln. Andererseits: Wer hatte mit Franz Fuchs und seiner Bajuwarischen Befreiungsarmee gerechnet? Mit vier Jahren Bombenterror, der vier Tote und zahlreiche Schwerverletzte gefordert hatte. Ein Prinzip des Terrors war es schließlich, dass Ort und Zeit nicht öffentlich bekannt gegeben wurden und bei der Auswahl der Opfer wenig Rücksicht herrschte. Jetzt sollte irgendwer auf Holz klopfen, sagte sich Bergmann und stieg die Treppen zu seinem Büro hinauf.
    Von Linus Foster, dem Journalisten, der Marsant eingeladen hatte, war eine automatisch generierte Abwesenheitsnotiz gekommen. Er wäre im Ausland und erst in vier Wochen wieder erreichbar. Bergmann gab Fosters Namen in eine Suchmaschine ein und sah dessen Homepage durch. Biografisches: Geboren 1966 in Santa Barbara / Kalifornien … Studium der Anthropologie und Psychologie, seit 1989 freier Journalist … Los Angeles, New York, Bogota, São Paulo, Berlin, Bordeaux, Zürich, wohnhaft in Wien seit 2010 … zahlreiche Preise … Spezialgebiet Lateinamerika und Südostasien. Bergmann begann einen Artikel über Initiationsriten indigener Stämme zu lesen, unterbrach die Lektüre, als ein Mail von der Fahndungsgruppe eintraf mit einer Zusammenfassung des aktuellen Ermittlungsstandes in Sachen Schäfer. Seit zwei Tagen war die Fahndung international und auch in der Presse publik. Die Hinweise aus der Bevölkerung ging Bergmann im Schnellscrollmodus durch. Major Schäfer hatte sich in etwa verzehnfacht und trieb sein Unwesen in ganz Europa. Im Burgenland etwa war er bei einem Fußballspiel der Regionalliga Ost gesichtet worden; in Telfs hatte er einen Trafikanten beschimpft; in Vöcklabruck ging er joggen und im Wallis Pilze sammeln. Gut, hätten diese vier Ereignisse nicht zeitgleich stattgefunden, passten sie allesamt zu Schäfers Persönlichkeitsprofil, dachte Bergmann und lächelte wehmütig. Aber jetzt Ärmel hochkrempeln und auf zur

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