Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
ein! Er weinte und lachte gleichzeitig, während er die beiden Strophen wieder und wieder in den Wald schrie. Was ist gescheh’n!?
27.
„Er kommt nicht dran an ihn“, Kovacs nahm sich einen Stuhl und setzte sich an Bergmanns Schreibtisch.
„Wer an wen?“
„Mein Bruder … an den Tannhäuser. Der soll vor zwei Monaten einen Mithäftling umgebracht haben … oder zumindest hat er es veranlasst …“
„Isolationshaft …“
„Genau … aber es stimmt, dass Schäfer den Tannhäuser besucht hat … dreimal dieses Jahr …“
„Haben Sie mit Tannhäuser gesprochen?“
„Nein … da brauche ich eine Genehmigung … außerdem: Heiße ich Clarice Starling, dass ich mich freiwillig mit so einem Monster einlasse?“
Clarice Starling? Also hatte sie Schweigen der Lämmer doch gesehen. Bergmann überlegte.
„Ist eh besser, wenn ich selbst hingehe … was anderes: Dieses BOG , das laut dem Richter aus Wiener Neustadt für den Unfall des Bürgermeisters verantwortlich ist … was haben Sie darüber herausgefunden?“
„Von rechtlicher Seite scheint alles in Ordnung zu sein … ist in den Siebzigern von zwölf Männern gegründet worden, die alle aus dem Jägermilieu stammen … inzwischen haben sie vierhundert Mitglieder in ganz Österreich …“
„Vierhundert? Wieso hört man dann von denen nie was?“
„Weil sie in der Öffentlichkeit so gut wie nie als Rechtsperson auftreten … ich schätze die eher als Netzwerk einflussreicher Leute ein, die im Verein ihre gemeinsamen Interessen absprechen und dann in ihrer offiziellen Position schauen, wie sich die umsetzen lassen.“
„Hm“, Bergmann öffnete die Website des Zentralen Vereinsregisters und gab BOG ein. „Präsident, Vizepräsident, Sekretär … Merz … das ist dieser Immobilientyp … aber von den organschaftlichen Vertretern kenne ich da keinen … Sie?“
„Nein … aber ich schicke Ihnen gleich die gesamte Mitgliederliste … geht es da um diesen Bombenbauer?“
„Möglicherweise … aber dann nimmt sich ohnehin das BVT den ganzen Verein vor … muss ich mit dem Lorenz reden“, murmelte er.
Er schaute auf die To-do-Liste, die er auf die Schreibunterlage gekritzelt hatte, gleich nachdem er ins Büro gekommen war.
Schäfers Eltern. Hatte er angerufen. Der Privatdetektiv war bestimmt nicht in der Wohnung gewesen, weil an diesem Tag in Tirol. Außerdem hatte er keinen Schlüssel. Und nein, sie wüssten auch nicht, wer einen haben könnte.
Phillipe Marsant. Das Internet gab so wenig her, dass es bereits verdächtig war. Keine Meldung in Österreich, kein Eintrag in internationalen Strafregistern, entweder lebte er als U-Boot oder er hatte einen falschen Namen angegeben. Diesbezüglich würde Bergmann hoffentlich das BOG weiterhelfen können, schließlich hatten sie das Seminar im Waldviertel veranstaltet.
Die neuen Fingerabdrücke in Schäfers Wohnung, die aufgrund der Größe auf einen Mann schließen ließen, konnten noch keiner Person zugeordnet werden. Aussagekräftig waren sie dennoch: Der Unbekannte hatte nach seinem Aufenthalt versucht, seine Spuren zu beseitigen, dabei einige Stellen vergessen und an anderen in der mittlerweile doch recht staubigen Wohnung eindeutige Wischspuren hinterlassen. Amateur oder Mann in Eile, überlegte Bergmann, oder beides. Warum sonst hätte er auf Handschuhe verzichtet?
Das Labor hatte die ersten Ergebnisse zum Anhänger geliefert, der in Schäfers Schublade gelegen war. Vorerst nur die Materialzusammensetzung, die jedoch allein schon außergewöhnlich war: acht verschiedene Metalle in annähernd gleichen Volumenanteilen, Gold, Silber, Eisen, Zinn, Blei, Quecksilber, Kupfer, Titan. Wer so etwas herstellte, war genauso unklar, wie wer es tragen wollte: Besagte Legierung ließ nicht sehen, welcher Wert in ihr steckte, obendrein war sie aufgrund des Blei- und Quecksilberanteils gesundheitsschädlich. Sehr seltsam, murmelte Bergmann vor sich hin, wollte da jemand Schäfer vergiften? Hatte der das Ding irgendwo mitgehen lassen? Unterschlagenes Beweismaterial? Wäre nicht das erste Mal gewesen.
Bevor sich Bergmann nicht mit dem BVT zusammentat und die Ähnlichkeit von Schäfers Anhänger mit dem von Eisert besprach, wären weitere Untersuchungen allerdings schwierig: Alters- und Herkunftsbestimmung, DNS - und andere Spuren … das bräuchte viel Zeit und viel Geld; das musste er erst einmal rechtfertigen.
Am meisten beschäftigte Bergmann jedoch die Aussage der Servierhilfe in Ottenstein, dass
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