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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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entgegenwirkte. Einmal ein ganzes Rudel, und dann mit Schrumpfschniedel. Herrje, Bergmann, zum Glück kann niemand deine Gedanken hören.
    Zwanzig Minuten später hatte er das Bild auf seinem Handy; schwarz-weiß, jössas, die liebe Selma täuschte sich wirklich erotische Kunstfotografie vor. Er leitete es umgehend an Isabelle weiter mit der Bitte, ihm zu bestätigen, dass der Mann auf dem Foto Marsant war, und überspielte es dann auf den Computer. Beep beep: Ja, der Arsch. LG Isabelle.
    Bergmann vergrößerte das Bild, so weit es möglich war, und ließ seinen Blick darauf ruhen. Wie ein Arschloch sah dieser Mann ganz und gar nicht aus. Im Gegenteil, Bergmann fand ihn auf Anhieb sympathisch. Ein herzliches, freimütiges Lachen stand in seinem Gesicht, zusammen mit der Stirnglatze und dem verbliebenen Haar, das in grauen zerzausten Locken vom Kopf stand, ergab das den Anblick eines charismatischen Mannes Mitte fünfzig, dessen tiefe und zahlreiche Falten ein intensives Leben und reichlich Sonne verrieten. Dass man mit diesem Mann gern einen Abend in einer Strandbar auf Réunion verbrachte, konnte Bergmann sogar ohne sexuelle Hintergedanken nachvollziehen.
    Wahrscheinlich rührte sein folgendes, schlechtes Gewissen genau aus dieser spontanen Sympathie für Marsant. Und auch aus dem Faktum, dass er nichts gegen ihn in der Hand hatte, das eine internationale polizeiliche Überprüfung rechtfertigte. Doch wozu sonst der ganze Aufwand. Er schickte das Bild an ein paar befreundete Kollegen, die an diesbezüglich nützlichen Schlüsselstellen saßen, und speiste es zudem in den Europol-Server ein – mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass gegen diesen Mann nicht ermittelt wurde, er jedoch unter Umständen wichtige Aussagen in einem Vermisstenfall machen könnte.
    Kurz vor acht verspürte er das befriedigende Gefühl, nicht nur genug, sondern auch gute Arbeit geleistet zu haben. Und als er sein Jackett überzog und gleichzeitig eine SMS von Martin eintraf – Lust auf eine Runde joggen? –, drehte Bergmann ausnahmsweise keine lange Fahrt im Gedankenkarussell, um herauszufinden, ob das jetzt richtig oder falsch wäre. Er schrieb sofort zurück: Ja.

29.
    Er war ein Verbrecher. Wie er sich bewegte, sein Umfeld auf Gefahren prüfte, je nach entgegenkommender Person den Blick senkte oder ihr selbstbewusst in die Augen blickte, er verfügte über ein magisches Radar, das ihm sagte, wer ihm gefährlich werden konnte, wer möglicherweise ein Polizist war, wessen Misstrauen er weckte und wem er vertrauen könnte. Ein Verbrecher. Bin ich ausgebrochen? Auf der Flucht angeschossen worden? Vielleicht steckt eine Kugel in meinem Hinterkopf und deswegen der ganze Saustall dort oben. Von Chalais – seinem Ermessen nach das Dorf, das er von oben gesehen hatte – ging er gleich nach Sonnenaufgang auf Nebenstraßen Richtung Sion. Die Stadt lag zwar im Westen, womit er sich von seinem eigentlichen Ziel entfernte, doch den Verkehrszeichen folgend würde er hier auf einen Autobahnknoten stoßen und damit schneller in größere Städte und zu Menschenmengen kommen, in denen er untertauchen konnte. Du solltest dich freuen, sagte er sich, während er unter dem Vordach einer Bushaltestelle das Ende eines Gewitterschauers abwartete, du hast überlebt, in der Wildnis!, bestimmt eine Woche lang, vielleicht sogar zwei! Keine Spur von Freude. Der Regen hörte auf, doch er ging nicht weiter, sondern setzte sich auf die Wartebank des kleinen Häuschens. Er wollte kein Verbrecher sein. Nicht verfolgt werden und unausweichlich im Gefängnis landen oder gar erschossen werden. Und die Schande, die er über seine Familie gebracht hatte! Womit? Er sollte sich stellen. Oder zurück in den Wald gehen, zu seiner Lärche. Stellen oder Lärche, stellen oder Lärche – er konnte sich nicht entscheiden und blieb einfach sitzen.
    Irgendwann hielt ein schmutzigblauer Opel Kombi mit angerosteten Kotflügeln, Typ Fünftbesitz, vor ihm. Eine Frau beugte sich zum Beifahrerfenster, kurbelte die Scheibe herab und fragte ihn im breiten Schweizer Dialekt, wohin er müsse. Er stand auf und machte langsam ein paar Schritte auf den Wagen zu, um sie nicht zu erschrecken. Wohin wollte er denn? Richtung Lausanne, gab er zur Antwort, weil ihm auf die Schnelle keine andere Stadt einfiel, die er ungefähr in dieser Gegend wusste. Bis Montreux könne sie ihn mitnehmen, meinte sie. Er zögerte kurz, nickte lächelnd und stieg ein, nachdem sie ein paar CDs und anderen Kram vom

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