Engelsasche
drohte keine Gefahr mehr, und sein Job war beendet.
Er sollte sich freuen.
Aber das tat er nicht.
„Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber er tut mir leid.“ Maggie saß auf dem Beifahrersitz des Jeeps, während Trace sie nach Hause fuhr. Nun, nicht direkt zu ihrem Zuhause. Aber vielleicht würde sie es ja bald als ihres betrachten.
Vielleicht.
Außerdem handelte es sich ja nur um eine vorübergehende Unterkunft. Wenn ihr Stadthaus fertig war, würde sie es mit Ashley neu einrichten und es diesmal noch gemütlicher gestalten. Es gab dann sicher keine freundliche Küche im Fünfzigerjahre-Stil. Aber man konnte eben nicht alles haben.
„Der Kerl war tatsächlich irgendwie bemitleidenswert“, stimmte ihr Trace zu. „Ganz offensichtlich ist er nicht ganz richtig im Kopf. Der Verlust seiner Frau scheint ihn ziemlich umgehauen zu haben. Irgendwie hat er das auf dich projiziert.“
Maggie überkam ein Gefühl von Traurigkeit. „Er muss sie sehr geliebt haben.“
Trace warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Was aber nichts daran ändert, dass er fast deine Schwester und ihr Kind umgebracht hat.“
Maggie sah ihn an. „Obwohl er ja behauptet, er hätte das Feuer nicht gelegt. Alles andere hat er zugegeben, warum sollte er in diesem Fall lügen?“
„Der Kerl ist verrückt, Maggie. Wahrscheinlich hat er einen Brandstifter angeheuert und kann sich nicht mal mehr daran erinnern.“
„Kann natürlich sein.“
Trace gab am Tor zu den Baylor Apartments den Code ein,fuhr auf das Grundstück und lenkte den Jeep auf Maggies Gästeparkplatz. Die Sonne ging auf, sanftes gelbes Licht blitzte durch die Äste der Bäume, der Himmel war orangerosa. Er begleitete sie zum Fahrstuhl, und sie fuhren zum zweiten Stock hoch.
Je näher sie ihrer Wohnung kamen, desto flauer wurde ihr im Magen. Sie wollte nicht, dass Trace wieder ging. Sie wollte, dass er mit zu ihr kam. Sie wollte sich mit ihm lieben.
Maggie hätte ihm so gern gesagt, dass sie einen fürchterlichen Fehler begangen hatte, den sie schrecklich bereute. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte.
Ein Blick auf seine zusammengepressten Lippen und wie er den Abstand zu ihr wahrte, und ihr war klar, dass es zu spät wäre.
Sie bemühte sich zu lächeln, als sie ihre Tür aufschloss. „Es war eine lange Nacht. Ich danke dir für alles.“
„Ich habe nur meinen Job getan.“
Sie nickte. Ein Knoten schien ihre Kehle zu verschnüren. „Ich nehme an … Ich denke, du möchtest nicht mehr mit reinkommen.“
Er schüttelte den Kopf. „Das wäre keine gute Idee.“
Sie sagte nichts darauf. Sie fand, es wäre eine fantastische Idee.
„Ich rufe dich morgen an. Wir fahren zusammen zum Revier, um die Aussage zu machen. Du musst ein Unterlassungsurteil erwirken. Dabei kann ich dir auch helfen.“
Sie schluckte. „Ist in Ordnung.“
„Gute Nacht, Maggie.“
Sie sah ihn an, in dieses männliche, so attraktive Gesicht, und ihr zog sich das Herz zusammen. „Gute Nacht, Trace.“
Er drehte sich um und ging zum Fahrstuhl zurück. Maggie blieb einfach stehen und sah ihm nach, bis er verschwunden war. Ein Gefühl der Leere machte sich in ihrer Brust breit, Tränen stiegen ihr in die Augen.
Zum ersten Mal konnte sie nachempfinden, wie es David Lyons an dem Abend gegangen sein musste, als sie ihn verlassen hatte.
Am folgenden Vormittag fuhr Maggie mit Trace zum Polizeirevier. Er schien so weit entfernt, hatte sich so vollkommen von ihr zurückgezogen, dass sie am liebsten geheult hätte. Als sie ihre Aussagen gemacht hatten, fuhr er sie zu Evan Schofields Büro, um die notwendigen Dokumente für einen Unterlassungsantrag zu unterschreiben.
Das Rechtsanwaltsbüro war erstklassig und gediegen mit den dunklen Holzpaneelen, den Regalen voller ledergebundener Bücher und wertvollen Bronzestatuetten auf den Tischen im Empfangsbereich.
Der einzige Anwalt, den Maggie gut genug kannte, um ihn anzurufen, war David. Das würde sie jedoch nicht tun. Trace hatte Schofield vorgeschlagen. Sie erinnerte sich, dass er mit Shawna Jordane im Texas Café gewesen war, als Trace sich mit deren Rapstar-Ehemann geprügelt hatte. Schofield war in Houston für seine wohlhabende Klientel bekannt.
Die Stunde in seiner Kanzlei erlebte sie wie im Nebel. Sie erinnerte sich nur noch daran – abgesehen vom Unterschreiben der Dokumente –, wie der Anwalt Trace davon unterrichtete, dass Bobby Jordane für neunzig Tage in eine Entzugsklinik ginge.
„Glauben Sie, dass Shawna wieder zu ihm
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