Engelsasche
warten. Ich sage ihr Bescheid, dass Sie da sind.“
„Vielen Dank.“
Von der langen Galerie aus konnte man in einen riesigen gepflegten Garten hinaussehen, in dem eine Reihe von hohen Bäumen stand. Gruppen von gelben Krokussen, rosa Petunien und lila und gelben Stiefmütterchen blühten entlang der Wege.
Er setzte sich auf einen mit rotem Samt bezogenen Sessel neben einem passenden Sofa, von dem aus er durch kleine Glasfenster auf das Grundstück blicken konnte. Er hatte Emily über die Jahre mehrere Male getroffen, war aber nie in ihrem Haus gewesen. Sie schien ihm nicht der Typ gewesen zu sein, der solchen Wert auf gesellschaftliche Stellung legte. Vor allem hätte er nicht gedacht, dass sie einen so schwülstigen Geschmack hatte. Doch zu Parker passte dieses Haus perfekt.
Trace warf einen Blick auf die Porträts an der Wand, goldgerahmte Ölbilder von diversen Familienmitgliedern. Emilys Eltern Hewitt und Caroline Sommerset hatten einen Sonderplatz erhalten. Er nahm an, das blonde Paar auf dem Bild zur Linken waren Parkers Eltern.
Wenige Minuten später betrat Emily in einer beigefarbenen Hose und einer bestickten blauen Seidenbluse die Galerie. Das schwarze Haar hatte sie zu einem modernen Bob geschnitten. Sie besaß die gleichen blauen Augen und den makellosen Teint wie ihr Bruder Jason. Trace stand auf, als sie mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam.
„Hallo, Trace. Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.“
Er nahm ihre Hände, drückte sie leicht und lehnte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. „Ich wollte Ihnen mein Beileid aussprechen, Emily. Ich habe Ihren Vater sehr bewundert. Und sehr gemocht.“
Ihre Augen wurden feucht. „Er war … Mein Vater war ein großartiger Mann. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er nicht mehr da ist.“
„Er hatte so viel Energie. Ich dachte, er würde hundert werden.“
Emily sah aus dem Fenster und beobachtete einen Vogel, der gerade auf einem kleinen Marmorbrunnen landete. „Ich kann immer noch nicht verstehen, warum er sich umgebracht hat.“
Das war das Stichwort, auf das Trace gewartet hatte. „Sind Sie sich denn sicher, dass er das getan hat?“
Sie sank auf das Samtsofa, und Trace setzte sich wieder auf den Sessel ihr gegenüber.
„Ich wüsste nicht, warum er das getan haben sollte. Er schien glücklich zu sein. Jason und er wollten eine Reise auf die Bahamas machen. Ich hatte den Eindruck, als wenn er sich darauf wirklich freute.“
„Ich denke, das hat er auch.“
Sie sah Trace an. „Jason glaubt, dass ihn jemand ermordet hat. Deshalb sind Sie hier, oder? Sie glauben das auch.“
Trace wappnete sich. „Ja, Emily, das stimmt. Ich denke, jemand hat ihn erschossen und wollte es so aussehen lassen, als hätte er selbst abgedrückt.“
„Ist denn so was … überhaupt möglich?“
„Es ist nicht unbedingt einfach, aber es geht.“
Sie verschränkte die Finger in ihrem Schoß. „Dann war es sicher auch so. Ich glaube nicht, dass Dad sich selbst umgebracht hätte.“
„Es gab da etwas, Emily. Bevor das passiert ist, hatte mich Ihr Vater gebeten, Recherchen … in Zusammenhang mit dem Firmenkonto anzustellen, weil er auf Ungereimtheiten gestoßen ist. Wissen Sie etwas davon?“
Sie runzelte die Stirn. „Nein, warum sollte ich?“
„Weil Parker etwas damit zu tun hatte.“
„Parker? Sie … Sie wollen doch nicht etwa andeuten …“
Trace schwieg dazu.
„Sie müssen sich irren, Trace. Parker würde meinen Vater nie bestehlen. Er … er würde so was einfach nicht machen.“
„Ich habe nichts von Stehlen gesagt, Emily. Ich glaube, Sie haben geahnt, dass etwas nicht stimmte. Aber da Sie Parker lieben, wollen Sie der Wahrheit nicht ins Auge blicken.“
Sie wurde blass und stand vom Sofa auf. „Ich glaube, Sie sollten jetzt lieber gehen“, sagte sie steif.
Trace stand ebenfalls auf. „War Parker an dem Abend zu Hause, als Ihr Vater starb, Emily? Oder kam er erst nach Mitternacht zurück? Nachdem ihr Vater getötet worden ist?“
Sie begann zu schwanken und schien in sich zusammenzusinken. „Oh mein Gott, so was würde er nicht tun. Er kann doch nicht …“
„Sie müssen der Polizei die Wahrheit sagen, Emily. Damit sie herausfinden können, was passiert ist.“
Sie schluckte und wischte sich die Tränen von der Wange. „Er … er war an dem Abend nicht zu Hause. Er … er ist erst spät gekommen. Als ich ihn fragte, wo er war, meinte er, er wäre unten in der Bibliothek gewesen. Wir haben beide …
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