Engelsasche
Melamin-Tischplatte neben den Houston Chronicle , den er gerade von der Terrasse geholt hatte. Er hatte aus Spaß oder aus einem Anflug von Nostalgie die Küche so eingerichtet, dass sie wie die auf der Ranch seiner Großmutter in den 1950er-Jahren aussah. Weiß und Rot und Chrom. Er genoss es immer noch, nach Hause zu kommen und hier zu sitzen.
Er warf einen Blick zum Flur hinaus, der zu den Schlafzimmern führte. In dem einen schliefen seine unfreiwilligen Hausgäste, die nach der Brandnacht noch ziemlich erledigt waren.
Trace lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Maggie fühlte sich für das Feuer verantwortlich, aber es war nicht ihre Schuld. Wenn jemand sich schuldig fühlen sollte, dann war er das. Sie bezahlte ihn dafür, dass er sie beschützte. Und dabei hatte er versagt.
Trace stieß frustriert den Atem aus. Er musste mit Anthony Ramirez, dem Captain bei der Brandermittlung, reden. Tony arbeitete schnell, er und Trace hatten bereits miteinander zu tun gehabt. Der Captain könnte ihm sicher bestätigen, was ihm sein Gefühl schon sagte – dass der Brand gelegt worden war.
Er wiederum wollte Ramirez in dem Fall des Stalkers mit dem bisschen, was er herausgefunden hatte, ein wenig unter die Arme greifen. Bevor er es nicht von Ramirez gehört hatte, konnte er wegen der Brandstiftung nicht sicher sein. Doch er schätzte die Chance auf fast hundert Prozent, nachdem er gestern Nachtkurz mit ein paar der Feuerwehrleute gesprochen hatte.
Er hatte den Verrückten in jeder Beziehung unterschätzt. Das Letzte, was er von dem Mistkerl erwartet hätte, war, Maggies Haus in Brand zu setzen. Der Typ war von ihr besessen. In seiner kranken Art liebte er sie. Selbst wenn er nach dem Telefongespräch wütend genug gewesen wäre, um ihr etwas anzutun, würde er bei einem solchen Typ eher eine direkte Konfrontation erwarten. Er würde sie allein abfangen und sie ganz für sich haben wollen, sie auf die Art bestrafen, die sie seiner Meinung nach verdiente.
Himmel, sie war gestern Nacht noch nicht mal dort gewesen – was er gewusst haben musste, da er ins Haus eingedrungen war, um das Feuer zu legen. Er hatte das Studio trotzdem in Brand gesetzt und Ashley und das Kind gefährdet.
Trace nippte an seinem Kaffee und versuchte sich in diesen Verrückten hineinzuversetzen. Irgendeine Logik in all dem auszumachen. Kam aber zu absolut keinem Ergebnis.
Wieder einmal.
Mit Ramirez zu reden kam zuallererst, aber er musste auch mit Mark Sayers sprechen. Die Cops waren gestern Nacht da gewesen und hatten schon erste Aussagen aufgenommen. Mark war offiziell nicht mit dem Fall beauftragt, aber er war ein Freund und ein Detective, und Trace wollte ihn auf dem Laufenden halten.
Er warf einen Blick auf seine Uhr und stellte fest, dass es noch zu früh war, um Sayers im Revier zu erreichen. Dann sah er erneut über den Flur zum Gästezimmer hinüber. Er hatte ein Dutzend Dinge zu erledigen, wollte aber nicht das Haus verlassen, bevor er Maggie nicht gezeigt hatte, wie die Alarmanlage funktionierte. Er würde kein Risiko mehr eingehen.
Trace stand auf und goss sich eine neue Tasse Kaffee ein. Sosehr es ihn auch drängte aufzubrechen, er wollte sie nicht wecken. Sie war erschöpft und stand unter Schock. Gestern Nacht hatte sie eine Heidenangst ausgestanden, und das konnte er gut verstehen.
Er war selbst fast in Panik geraten.
Durch das immer noch angeschaltete Handy hatte er gehört, wie sie vor Entsetzen geschrien hatte, bevor sie aus dem Wagen und auf das Haus losgerannt war.
Vielleicht war es die Erkenntnis gewesen, wie sehr sie an ihrer Familie hing.
Vielleicht auch weil er bemerkt hatte, wie sehr er sie inzwischen mochte.
Was immer es auch gewesen war, ihm hatte sich der Magen umgedreht, während er in Windeseile seine Kleidung übergezogen hatte und in die erstbesten Stiefel geschlüpft war, um so schnell wie möglich zu ihr zu fahren. Sein Herz hatte wild gehämmert, während er zu ihr unterwegs gewesen war. Den ganzen Weg über hatte er immer nur an Maggie denken können.
Himmel noch mal, er sehnte sich einfach nach ihr.
Und er erkannte langsam, dass er viel mehr von ihr wollte als Sex.
Dieser Gedanke ängstigte ihn beinahe zu Tode.
Er musste wieder daran denken, wie sie sich letzte Nacht feurig geliebt hatten, und sein Blut schoss sofort wieder Richtung Süden.
Die schlimmste Folter, die er sich selbst auferlegen konnte, war, Maggie O’Connell in seinem Haus schlafen zu lassen – aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher