Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
kürze der Zeit mit den wichtigsten Regeln und Informationen zu füttern, was das Kricketspielen betraf. So erfuhr ich zum einen, dass der Spielplatz, zu dem wir gerade fuhren, die wichtigste und traditionsreichste Adresse in Bezug auf Kricket sei und dass diese Spielstätte im Jahr 1814 erbaut worden sei.
»Das war ein echtes Erlebnis. Francis und ich sind damals extra hierhergekommen, um uns das Ganze anzuschauen«, sagte Arthur mit stolzem Unterton und schaute Francis verliebt an.
»Ja, ich erinnere mich. Das war eine schöne Zeit«, erwiderte sie ihm und sie küssten sich.
Cyril ließ sich von dem Geturtel seiner sogenannten Eltern jedoch nicht ablenken und fuhr, ganz in seinem Element, weiter. Als er fertig war mir zumindest die grundlegendsten Regeln zu vermitteln, was ihm allerdings nicht sonderlich gelang, da mir diese ganzen Regeln zu kompliziert waren, wandte er sich an Jadon.
»Und erinnerst du dich noch an Michael Colin Cowdrey?«
»Oh, ja. Der Typ war echt ein Wunder.«
»Und wer bitte war das?«, wollte ich nun auch noch wissen.
»Er war 1950 und 1960 der bekannteste Batsman und zudem Kapitän der Nationalmannschaft«, erklärte mir Jadon und Cyril ergänzte: »Und er wurde wegen seiner Verdienste für den Kricketsport zum Life Peer, also in den britischen Hochadel, erhoben.«
Die beiden jungen Männer philosophierten noch weiter über Kricket, aber ich hatte jetzt definitiv genug davon.
»Die beiden lieben diesen Sport. Und wenn du es ein paar Mal gesehen hast, macht es dir vielleicht auch Spaß. Zumindest ist es mal was anderes«, sagte Annabelle zu mir.
»Jedenfalls bin ich jetzt neugierig geworden. Und es ist schön, Jadon auch mal so unbefangen zu sehen. Das ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich ihn so erlebe.«
»Ja, er hat sich sonst immer sehr unter Kontrolle. Nicht zuletzt auch deinetwegen, aber das weißt du ja.«
Ja, das wusste ich, auch wenn ich nur ahnen konnte, wie sehr es ihn anstrengen musste, in meiner Gegenwart zu sein, während es dem Vampir ihn ihm nach meinem Blut dürstete und seine andere Seite sich vor Verlangen nach mir wand.
Jadon hatte mir nur einmal kurz auf meine Frage hin erklärt, wie schwer es auch den Slinnern fällt, sich in Gegenwart von Blut unter Kontrolle zu halten. Für die anderen und besonders für Jadon war es wichtig, sich niemals an einem Menschen zu vergreifen. Daher tranken sie nur Tierblut und er war froh, dass er nur ein halber Vampir sei, denn somit bräuchte er nicht so viel Blut wie ein richtiger Vampir. Dennoch war der Vampir in ihm jeder Zeit präsent und roch den verführerischen Duft menschlichen Blutes.
Die Spielstätte war mit fünfundzwanzigtausend Menschen fast ausverkauft und ich genoss es, in der Menschenmasse zu stehen, nicht aufzufallen, mir keine Gedanken machen und vor allem keine Angst haben zu müssen. Ich genoss das Spiel, auch wenn es immer wieder schwierig war, alles zu verstehen. Das Spiel ging zugunsten Englands aus, obwohl sie mit den West Indies einen starken Gegner hatten. Es wurde dunkel, als wir zurück zum Park gingen, um von dort aus wieder nach Vanicy zu fliegen. Das, was ich an diesem Nachmittag jedoch am meisten genoss, war die Unbeschwertheit, die besonders Jadon an den Tag legte. Er wirkte locker, ganz unverkrampft und unterhielt sich zusammen mit seinem Bruder und ein paar anderen Fans hinter uns angeregt über das Spiel. Er lachte ganz ungezwungen und ich merkte, wie gut dieser Ausflug uns allen tat.
Zurück bei den Cartwrights legten Jadon und ich uns in seinem Zimmer auf sein Sofa und ich kuschelte mich in seinen Arm. Ich war völlig erledigt, wenn auch noch immer etwas aufgedreht.
»Morgen ist es also soweit«, sagte ich laut vor mich hin.«
»Ja, morgen ist der letzte richtige Tag hier. Bist du dir noch immer sicher, Enya?«
»Das bin ich. Ich möchte nicht wie eine Gefangene irgendwo versteckt leben müssen. Und du?«
»Natürlich bin ich das. Da, wo du bist, da werde ich sein. Ich bin es bereits gewohnt, ständig umzuziehen. Aber jetzt, wo ich dich habe, ist es mir nur wichtig, dass ich bei dir sein kann. Dennoch werden wir uns besonders am Anfang verstecken müssen. Du wirst nie mehr das Leben führen können, wie du es bisher gewohnt warst. Ich habe dir doch erzählt, wie es für uns immer ist. Erinnerst du dich?«
»Ja, ich weiß. Aber dann spiele ich lieber verstecken und ziehe nach einigen Jahren wieder um, bevor ich mit den Cutchern leben muss und wir uns nicht mehr sehen
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