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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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hin. Margot fühlte sich wie eine gruselige behaarte Spinne im Zoo.
    »Margot, verdammt noch mal, reiß dich zusammen. Ich habe keine Lust mehr, auf diesem Niveau mit dir zu diskutieren. Bist du vielleicht betrunken? Wie spät ist es bei euch?«
    »Fünf nach zwölf.«
    »Hallo? Es ist doch schon Abend bei euch, also – Moment – fünf nach zwölf –, was meinst du denn damit?«
    »Wie ich es gesagt habe. Gehe ich recht in der Annahme, dass du morgen nicht in Frankfurt landen wirst?«
    »Margot, wir haben gerade diesen Experten hier. Er ist gestern extra aus San Francisco angereist. Er sagt …«
    »Also wirst du nicht da sein?«
    »Verdammt noch mal, Margot, es ist wichtig, dass er …«
    »Ein simples Ja oder Nein genügt mir.«
    »Ich versteh dich nicht! Was ist denn …?«
    »Ja. Oder Nein. Was ist daran nicht zu verstehen?«
    »Nein, Margot, bist du völlig durchgedreht? Nein, ich habe es doch schon gesagt, ich werde erst am kommenden Wochenende in Darmstadt sein.«
    »Gut, Rainer. Dann leb wohl.« Mit einem einfachen Daumenwischen war das Gespräch beendet. Unglaublich, wie viel Metaphorik in kleinen Fingerzeigen auf Handys steckte.
    Mit zwei weiteren Bewegungen stellte sie das Handy auf lautlos.
    Genauso lautlos weinte sie, während die Gruppe japanischer Touristen an ihr vorbeidefilierte.
    Horndeich und Wlad saßen gemeinsam mit dessen Frau Oksana im Strandrestaurant unweit des Hotels. Horndeich hatte sich gewundert, dass auch Isabella noch mitgekommen war. Vielleicht war es ja von Wlad als Geste des Dankes dafür gedacht, dass die junge Frau ihr Wochenende geopfert hatte.
    Horndeich hatte sich ein Bier bestellt. Er trank gern Weizenbier, aber das war in diesem Restaurant nicht zu bekommen. So hatte er ein Baltika Nummer 7 bestellt. Er mochte das frische russische Bier.
    Sein Handy klingelte. Sandra. Horndeich entschuldigte sich, stand auf und ging ein paar Schritte über den Sand, der sofort in seine Schuhe rieselte.
    »Steffen, mein Schatz – alles okay bei dir?«
    »Ja, alles bestens. Ich war in der Klinik – und ich habe tatsächlich ein paar Antworten bekommen. Und bei euch? Mit Stefanie alles in Ordnung?«
    »Ja. Ihr geht es gut. Mir auch. Sag mal, hast du eine Ahnung, was Margot mit roter Farbe will?«
    »Was? Mit roter Farbe?«
    »Ja. Ich habe ihr eine von deinen Spraydosen gegeben. Rote Sprühkreide. Ich dachte, du weißt vielleicht …?«
    Horndeich wusste nicht. Margot würde wohl kaum in der Nacht rote Hüpfkästchen auf den Bordstein sprühen wollen. »Keine Ahnung.«
    »Ist auch nicht so wichtig. Ich wollte nur hören, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Ja, alles bestens. Bin morgen Mittag in Frankfurt, fahre dann aber erst mal ins Präsidium.« Horndeich verabschiedete sich von seiner Frau. Dann kehrte er zu der Gruppe am Tisch zurück.
    »Meine Frau«, erklärte er. Auf den zweiten Blick erst fiel ihm auf, dass noch jemand am Tisch saß. Eine weitere junge Frau. Sie war nicht so schlank wie Isabella, aber ebenfalls elegant gekleidet.
    »Wlad hat sich erlaubt, auch Natalia Prasnika einzuladen.«
    Die Frau stand auf, Horndeich begrüßte sie auf Russisch, auch wenn er keine Ahnung hatte, wer die Frau war, die er da begrüßte.
    »Sehr angenehm«, sagte die Frau auf Russisch.
    Horndeich setzte sich wieder, die Frau ebenfalls. Sie wirkte etwas unsicher – und Horndeich meinte zu spüren, dass das an Wlad lag. Vielleicht war es seine Autorität als hochrangiger Polizist, vor dem man im besten Falle Respekt, im schlimmsten Falle Angst hatte. Horndeich sah Isabella an, dann Wlad. Der grinste breit. Er sprach russisch – und Isabella übersetzte.
    »Wenn ein Polizist aus Deutschland kommt, dann ist das eine Ehre für uns. Und dann versuchen wir, alles dafür zu tun, dass er die Antworten auf seine Fragen bekommt«, übersetzte Isabella.
    Horndeich kannte diese Art zu reden. Sie gehörte zum Ritual der Gastfreundschaft dazu. Aber an der leichten Gespanntheit konnte Horndeich auch erkennen, dass die Hierarchie am Tisch ganz klar geregelt war.
    »Ich habe noch einmal mit Svetlana Korosiwa von der Miliz hier in Odessa gesprochen«, fuhr Wlad via Isabella fort. »Sie ist untröstlich, dass sie heute Abend nicht bei uns sein kann. Aber sie hat noch einmal ihre Leute losgeschickt. Und sie haben Natalia aufgespürt. Sie ist eine Freundin und Arbeitskollegin von Nadeschda Pirownika. Und wir freuen uns sehr, dass sie sich Zeit genommen hat, heute Abend hier zu sein.«
    Horndeich konnte sich

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