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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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ihm ziemlich pietätlos, eine Todesnachricht mit der Kaffeetasse in der Hand zu verkünden. Aber den Kaffee nun abzulehnen wäre unhöflich gewesen.
    Er entschied sich für die Pietätlosigkeit. »Herr Aaner, ich habe schlechte Nachrichten für Sie.«
    »Sie meinten, es gehe um meinen Bruder? Ist ihm etwas zugestoßen? Sie kommen von der Kriminalpolizei, sagten Sie am Telefon.«
    Todesnachrichten zu überbringen war Horndeich immer ein Gräuel. Er entschied sich, es ohne Umschweife hinter sich zu bringen. Paul Aaners Bruder wirkte nicht so, als ob er für Euphemismen empfänglich wäre. »Herr Aaner, Ihr Bruder wurde ermordet. Ebenso seine Frau.«
    Aaner sah ihn für einen Moment fassungslos an, dann nickte er nur. »Tot. Ermordet. Wann? Von wem?«
    Es folgten Standardantworten auf diese Fragen. »Das wissen wir noch nicht, aber wir möchten es möglichst bald herausfinden. Deshalb würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Wieder nickte Aaner nur.
    Horndeich sah sich in dem Raum um. Im Büfettschrank standen ein paar gerahmte Fotografien. Auf den meisten Bildern war Alexander Aaner mit einem anderen Mann zu sehen. »Ist das Ihr Bruder?«
    »Ihrer Frage entnehme ich, dass Sie meinen Bruder nicht sofort identifizieren konnten?«
    Anfängerfehler, dachte Horndeich. Weia. »Ihr Bruder lag schon eine Zeit lang tot in seinem Haus, bevor er gefunden wurde.«
    Wieder nickte Alexander Aaner. Das wiederholte Nicken erinnerte Horndeich an die legendären Wackeldackel. »Das …«, Aaner deutete mit einem etwas ausholenderen Nicken auf die Bilder, »… ist mein Lebensgefährte. Heinz Dugert.« Er schien sich innerlich zu straffen. »Sie sagten, Regine sei auch ermordet worden?«
    »Ja. Beide.«
    »Gut. Dann stellen Sie Ihre Fragen. Vielleicht kann ich meinen Teil dazu beitragen, dass Sie den Mörder meines Bruders und meiner Schwägerin finden. Mein Bruder und ich – wir hatten kein enges Verhältnis. Aber fragen Sie einfach.«
    Horndeich trank einen Schluck des Kaffees und stellte fest, dass er vorzüglich war.
    »Herr Aaner, wir wissen bisher nur wenig über Ihren Bruder. Was genau machte er beruflich? Wie war seine Ehe? Hatte er Feinde? Hatte er Probleme?«
    Aaner seufzte. »Ich werde versuchen, Ihre Fragen in der richtigen Reihenfolge zu beantworten. Von Beruf war mein Bruder Autohändler. Aber kein Händler für gängige Autos, sondern für alte Autos. Er hat zwei Autohäuser. Beide in Wiesbaden. Das eine heißt PA-Automobile, das andere PA-Automobile Ost. «
    »Gingen die Geschäfte gut?«
    Aaner sah Horndeich an und lächelte: »Mein Bruder ist – er war mehrfacher Millionär.«
    »Durch den Handel mit Gebrauchtwagen?«
    »Nun, durch den Handel mit restaurierten Oldtimern.«
    »War Ihr Bruder Automechaniker?«
    »Nein. Er war Bankkaufmann. Er hatte gerade mit der Ausbildung angefangen, als unser Onkel starb. Der hatte einen Hof in Babensham, im tiefen Bayern. Seine Frau war schon vor ihm gestorben, und die Ehe war kinderlos geblieben. Meine Eltern erbten den Hof. Als wir damals nach Babensham gefahren sind, haben wir festgestellt, dass mein Onkel in seinem Leben offenbar nichts, aber auch gar nichts weggeworfen hatte. Ich erinnere mich noch genau. In der Scheune entdeckten wir zwei Fahrzeuge. Die waren auf den ersten Blick völlig verrottet: einen Traktor, ein Lanz HL aus dem Jahr 1923, und einen BMW 321 von 1939. Während mein Vater wegen des ganzen Chaos die Hände über dem Kopf zusammenschlug, sah mein Bruder nur die beiden Fahrzeuge. Er begann sofort, ganz vorsichtig mit einem Tuch, die Patina der vergangenen Jahrzehnte zu entfernen. Er schlug meinem Vater einen Deal vor: Er würde sich um das Entrümpeln des Grundstücks kümmern, wenn mein Vater ihm dafür die beiden Fahrzeuge überlassen würde. Mein Vater stimmte zu. Paul nahm sich eine Woche Urlaub und demonstrierte seinen einmaligen Geschäftssinn: Über einen Freund organisierte er einen Antikwarenhändler, der das komplette Anwesen meines Onkels leer räumte. Dafür durfte der Händler alles verkaufen, mein Bruder erhielt dann einen gewissen Anteil des Erlöses. Mit dem Geld bezahlte Paul den Transport der beiden Fahrzeuge nach Gießen, wo wir damals wohnten. Er mietete sich in einer Werkstatt ein, und in jeder freien Minute bastelte er an den Fahrzeugen. Die waren, nachdem man sie gründlich gereinigt hatte, in einem wesentlich besseren Zustand, als es zunächst schien.
    Was mein Bruder nicht selbst reparieren konnte, gab er in Auftrag. Schnell

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