Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
Vom Netzwerk:
Reinhard war krankhaft eifersüchtig. Er dachte, jeder Mann sei hinter Susanne her, und auch sie schien in seinen Augen auf jeden abzufahren. Seit der Schwangerschaft hatte Susanne nicht mehr trainiert. Und war seinen Attacken ziemlich hilflos ausgeliefert.«
    »Reinhard Zumbills Mutter meinte, dass sich Susanne in den vergangenen Wochen verändert habe. Ist da was dran?«
    »Das hat Veronika Zumbill gesagt? Diese Frau ist nur eins: ein großes Problem. Ihr war Susanne von Anfang an ein Dorn im Auge. Bis Reinhard und Susanne zusammengezogen sind, hat er noch zu Hause gelebt. Und ich bin ziemlich sicher, dass keine Freundin von Reinhard in Veronikas Augen gut genug gewesen wäre. Allein schon deshalb, weil sie ihr ihren Liebling weggenommen hat. Aber Sophie, die Kleine, die verstand sich von Anfang an gut mit Veronika, und Veronika bestand darauf, dass sie sie Oma nennt.«
    »Und hatte sich Susanne nun verändert in den vergangenen Wochen?« Margot wurde das Gefühl nicht los, dass Sonja Leibnitz der Frage auswich.
    Sonja zögerte. »Ja. Sie hat sich verändert. Aber nicht so, wie Veronika gemeint hat.«
    »Was hat denn Veronika Ihrer Meinung nach gemeint?«
    »Nun, ich bin sicher, dass sie gesagt hat, Susanne hätte psychische Probleme gehabt. Dass sie aggressiv gewesen ist, vielleicht auch depressiv – wie auch immer. Aber Susanne wollte einfach nur ihr Leben neu sortieren.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sonja Leibnitz sah Margot jetzt mit offenem Blick an: »Ich glaube, Susanne hatte einen neuen Freund, einen Liebhaber. Es ist richtig, dass sie sich verändert hat. Aber sie war nicht depressiv. Im Gegenteil. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass sie Pläne schmiedete. Sie hat nichts darüber gesagt, aber ich kenne sie ja nun schon lange – ich kannte sie lange. Sie war nicht traurig, sie war nicht depressiv, sie war auf dem Sprung. So würde ich es nennen.«
    »Kennen Sie ihren vermeintlichen neuen Freund?«
    »Nein.«
    »Woher wollen Sie dann wissen, dass es ihn gibt?«
    »Ich glaube, es ist der Rosenkavalier.«
    »Der Rosenkavalier?«
    »Ja. Er kam vor gut einem halben Jahr zum ersten Mal in unsere Filiale. Sah Susanne, und es war um ihn geschehen. Eine halbe Stunde später kam er nochmals und schenkte Susanne eine Rose. Es war ihm völlig egal, dass das jeder mitkriegte. Susanne war ganz perplex, nahm die Rose aber an.«
    »Und daraufhin begannen die beiden ein Verhältnis?«
    »Keine Ahnung, ab wann. Er kam ganz unregelmäßig und schenkte ihr immer eine Rose.«
    »Wie heißt dieser Mann?«
    »Auch keine Ahnung. Er hat immer nur Briefmarken gekauft oder ein paar Briefumschläge, hat immer bar bezahlt.«
    »Und wie kommen Sie darauf, dass die beiden etwas miteinander hatten?«
    »Nun, auf einmal kam er nicht mehr. Ich habe Susanne darauf angesprochen. Und sie hat nur gegrinst, aber keinen Ton gesagt.«
    »Sie hat also Ihnen, ihrer besten Freundin, nichts davon erzählt?«
    »Nein. Ich hab sie direkt gefragt. Aber sie hat nur gesagt, dass sie ein paar Veränderungen in Planung hat.«
    »Veränderungen – was meinte sie damit?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht weiß der Rosenkavalier mehr. Aber in einem Punkt bin ich mir ganz sicher: Mit ›Veränderungen‹ meinte sie nicht ›Selbstmord‹. Dazu war sie eine zu starke Kämpferin, die sich bislang allen Problemen in ihrem Leben gestellt hat, ohne sich zu ducken. Und noch eines: Sie hätte ihre Tochter niemals allein zurückgelassen. Sophie war ihr ein und alles.«
    Margot war also nicht die Einzige, die in diese Richtung gedacht hatte. Und das Bild, das diese Freundin von Susanne Warka zeichnete, deutete nicht auf die psychische Verfassung einer Selbstmörderin hin.
    »Susanne hat Ihnen gegenüber nie etwas erwähnt, was es uns erleichtern könnte, den ›Rosenkavalier‹ zu finden?«
    »Nein. Susanne hat mit mir nicht über ihn geredet. Ich kann ihn Ihnen beschreiben: Er ist groß, schlank, gut aussehend, vielleicht so um die vierzig. Mit strahlendem Lächeln. Wie ein Versicherungsvertreter, aber nicht so schleimig. Ein bisschen wie Richard Gere in Pretty Woman .«
    »Und sonst? Eine Ahnung, wo er wohnen könnte? Oder wissen Sie, ob Susanne eine E-Mail-Adresse von ihm hatte?«
    »Nein, leider kann ich Ihnen da nicht weiterhelfen.«
    Margot hätte gern mit dem Mann gesprochen. Aber das schien vorerst nicht möglich. Also sagte sie: »Frau Leibnitz, ich werde den Gerichtsmediziner anweisen, sich Susanne Warka nochmals genauestens anzuschauen. Aber wenn dabei

Weitere Kostenlose Bücher