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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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nichts rauskommt, dann müssen wir den Fall zu den Akten legen.«
    Sonja Leibnitz griff nach Margots Hand. »Danke. Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben. Und dafür, dass Sie den Gerichtsmediziner noch mal anrufen. Das ist mehr, als ich gehofft habe.«
    »Und Hände weg von Zumbill.«
    Die Angesprochene nickte verhalten.
    Die beiden Frauen verließen den Vernehmungsraum. Im Vorzimmer saß ein schlaksiger Mann, der nun mit besorgtem Gesichtsausdruck auf Sonja Leibnitz zukam. Offenbar ihr Mann.
    Margot griff zum Handy. »Hinrich, schauen Sie sich bitte die Warka noch mal genau an.«
    »Werte Kollegin, soll das ein Witz sein?«, entgegnete Hinrich gereizt. »Im Moment kümmere ich mich um die Aaners. Sie wollten den Bericht doch unbedingt heute haben.«
    »Ich möchte, dass Sie Susanne Warkas Körper noch einmal Zentimeter für Zentimeter danach untersuchen, ob es nicht doch etwas gibt, das einen Selbstmord ausschließt.«
    Hinrich seufzte am anderen Ende der Leitung. »Frau Hesgart, ich habe mir Susanne Warkas Puzzle genauestens angesehen. Es gibt keinen Hinweis auf Fremdverschulden.«
    »Dann puzzeln Sie noch mal von vorn. Schauen Sie sich jedes Teilchen ganz genau an. Ich will, dass Sie mir zu jedem Krümel eine Geschichte erzählen. Ich will alles ganz genau wissen.«
    »Hallo? Welchen Teil von ›Ich habe mir Susanne Warkas Puzzle genauestens angesehen‹ haben Sie nicht verstanden?«
    »Und welchen Teil von ›Ich will alles ganz genau wissen‹ haben Sie nicht kapiert?«
    »Ich wette mit Ihnen um eine Flasche Piper Heidsieck, dass wir nichts finden.«
    »Gut, wenn das der Preis ist, meinetwegen.« Sie legte auf. Sie hatte keine Ahnung, wer oder was dieser Piper war. Sie tippte auf Wein. Oder etwas Ähnliches. Das Männer immer erst einen Anreiz brauchten … Egal. Hauptsache, Hinrich machte seinen Job.
    Sie musste zugeben, dass Sonja Leibnitz’ Schilderungen sie nicht unberührt gelassen hatten. Es war ärgerlich, dass sie mit diesem Rosenkavalier nicht gleich reden konnte. Sie überlegte, ob sie die anderen Mitarbeiter der Postfiliale befragen sollte. Aber aufgrund welcher Indizien? Wenn ein Selbstmord eindeutig war, dann doch wohl dieser, oder? Es war sicher besser, sich jetzt in die Schule aufzumachen, in der Regine Aaner unterrichtet hatte. Das war der Mordfall.
    Das Navi lotste Horndeich durch die Innenstadt Aschaffenburgs. Alexander Aaner wohnte in einem gepflegten Viertel. Als die Dame aus dem Navigationsgerät säuselte, Horndeich habe sein Ziel erreicht, fiel ihm gleich der schwarze Wagen im Carport neben dem Einfamilienhaus auf. Ein russischer Wolga, genauer ein GAZ-24, wie Horndeich sogleich erkannte. Wirkte wie ein massiger Opel Rekord A. Mit Aschaffenburger H-Kennzeichen für historische Fahrzeuge. Aber definitiv gut in Schuss. Horndeich war bei seiner Reise nach Moskau vor ein paar Jahren mehrfach beim Taxifahren in solch einem Auto umherkutschiert worden. Doch dieses Gefährt sah aus, als wäre es erst im vergangenen Jahr vom Band gelaufen. Obwohl es mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte.
    Horndeich parkte den Dienstwagen und drückte auf die Klingel, die in die Steinmauer neben der Gartentür eingelassen war. Auf dem Namensschild stand »Aaner/Duger«.
    Der Summer ertönte, die Gartentür ließ sich öffnen. Horndeich ging die zehn Meter bis zur Haustür. Das Haus war nicht groß, über dem Erdgeschoss begann gleich das Dach, das jedoch so steil nach oben ragte, dass über dem ersten Stock noch ein Dachboden Platz fand.
    Der Mann in der Haustür trug einen grauen Vollbart und war elegant in einen anthrazitfarbenen Anzug mit roter Krawatte gekleidet.
    »Kommissar Horndeich?«, fragte der Mann und reichte Horndeich die Hand. Seine Stimme war überraschend hoch, fast ein wenig fistelig.
    »Ja. Der bin ich. Alexander Aaner?«
    Der Angesprochene nickte und bat Horndeich mit einer Geste ins Haus. Er geleitete ihn in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer. Ein großer Fernseher und eine schick designte Hi-Fi-Anlage nahmen viel Raum ein. Die Sofagarnitur stammte ebenso wie die antiken Schränke nicht aus dem Katalog des Monopol-Möbelhauses aus Schweden. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein weißes Kaffeeervice, dessen Teile alle merkwürdig eckig waren, gleichzeitig aber sehr filigran wirkten.
    Alexander Aaner bot Horndeich Platz an, schenkte sogleich Kaffee ein und fragte: »Was führt Sie zu mir, Herr Kommissar?«
    Horndeich wollte eigentlich gar keinen Kaffee trinken. Es erschien

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