Engelsblut
sie eine solche Oma hat, die sich so liebevoll um sie kümmert.«
Ein Lächeln hellte Veronika Zumbills Gesicht auf. »Ja. Danke.« Auch wenn die Ansichten dieser Dame in Margots Augen etwas angestaubt waren, so war sie es doch, die jetzt hier in der Küche stand und Sohn und Quasi-Enkelin bekochte.
»Wir würden gern mit Sophie sprechen. Wenn Sie dabei sind.«
Margot war froh, dass sie mit Staatsanwalt Relgart gesprochen hatte. Der hatte sich dafür ausgesprochen, dass Sophie erst mal in ihrer vertrauten Umgebung bleiben sollte.
»Klar. Einen Moment.« Veronika Zumbill verließ die Küche und kam eine Minute später mit der kleinen Sophie wieder herein. Das Mädchen setzte sich auf einen der Stühle.
»Sophie, du hast vorgestern Ice Age geschaut?«
»Ja, mit der Oma zusammen. Erst Teil eins und dann noch Teil zwei. Ich wollte auch noch Teil drei. Aber da bin ich dann eingeschlafen.«
»Und deine Mama?«
»Der Reinhard hat sich mit der Mama gestritten. In der Küche. Da hab ich auch schon Ice Age geschaut. Dann ist die Mama weggegangen. Dann kam die Oma. Und ich habe Ice Age noch mal angefangen mit der Oma, und ich hab einen Kakao getrunken. Und dann ist die Mama nicht mehr zurückgekommen.«
Horndeich schluckte. »Ja, Sophie, deine Mama ist jetzt im Himmel.«
»Kann man den dann vielleicht tauschen?«, fragte Sophie und sah ihre Oma an.
»Wie – tauschen?«, fragte Frau Zumbill. Und ihr Blick war ähnlich verwirrt wie der der Beamten.
Sophie schaute wieder zu Horndeich. »Na, wenn ihr das nächste Mal einen bösen Mann fangt, dann muss der in den Himmel, und die Mama kommt wieder?«
Eine gute Idee, dachte Margot.
Eine sehr gute Idee.
»Ihr Sohn sagte, dass Susanne ihr Handy nicht mitgenommen hat – können wir das Gerät mitnehmen?«
»Ja, natürlich«, sagte Frau Zumbill.
Sophie interpretierte den Themenwechsel richtig. »Man kann nicht tauschen«, sagte sie tonlos.
Die Oma nahm die Kleine in den Arm. Sie weinte lautlos.
»Reinhard wird Ihnen zeigen, wo das Handy liegt.«
Frau Zumbill holte ihren Sohn. Er führte die Beamten ins Schlafzimmer, in dem auch ein kleiner Schreibtisch stand. Darauf ein Laptop.
»Ist das Ihr Computer?«
»Nein, der gehörte Susanne. Ich habe keinen eigenen – aber ich nutze ihn auch.«
»Wir würden den Rechner gern mitnehmen. Sie bekommen ihn bald wieder.«
Reinhard Zumbill zuckte nur abwesend mit den Schultern.
»Dürfen wir uns hier noch ein wenig umsehen?«
Zumbill nickte. »Klar. Der rechte Kleiderschrank ist der von Susanne. Und der rechte Nachtschrank. Natürlich auch die rechte Bettseite. Ich mache alles, was ich kann, damit Sie das Schwein finden, das sie umgebracht hat. Schauen Sie sich also ruhig um.« Dann verließ er den Raum.
Margot und Horndeich durchsuchten das Schlafzimmer, fanden jedoch nichts Auffälliges. Susanne Warkas Kleiderschrank war gut gefüllt. Praktische Garderobe überwog, aber Margot entdeckte auch ein paar modische Kleider. Mit Handschuhen an den Fingern tastete sie sich durch Schubladen und Fächer. Doch außer Bekleidung fand sich nichts im Kleiderschrank.
Horndeich hatte sich des Nachtschränkchens und des Bettes angenommen. »Hier ist nichts Ungewöhnliches«, stellte er wenig später fest.
Margot sah sich auch noch in Sophies Zimmer um, danach in der Küche und im Wohnzimmer. In der spartanisch eingerichteten Wohnung schien nichts versteckt.
Margot und Horndeich nahmen schließlich nur den Rechner und das Handy mit. Horndeich setzte sich hinters Steuer, als sie wieder am Wagen waren.
»Hoffentlich kann Riemenschneider morgen etwas aus dem Rechner zaubern. Wäre doch nett, wenn wir zum Beispiel erfahren würden, wie der merkwürdige Rosenkavalier heißt«, sagte Margot.
»Wer weiß, vielleicht gab es ja noch mehr Blumen in ihrem Leben«, meinte Horndeich.
In diesem Moment meldete sich Margots Handy. Sie nahm das Telefon in die Hand. Eine SMS. Sie las sie. Und sie wurde bleich.
»Alles okay?«, fragte ihr Kollege.
Das wusste Margot in diesem Moment selbst nicht so genau. »Ich komme morgen früh etwas später.«
»Gut. Aber ist alles in Ordnung?«
Margot beantwortete die Frage nicht.
Sie musste nachdenken.
MITTWOCH
Eine Blume? Einen Strauß Blumen? Oder gar nichts?
Margot war nervös. Was brachte man einem Mann mit, den man vom Flughafen abholte. Margot musste sich eingestehen, dass sie sich diese Frage nicht gestellt hätte, wenn sie im Abholbereich des Frankfurter Flughafens auf Rainer gewartet hätte. Aber
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