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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Zentimeter. Das ist alles, was ich sagen kann. Aber das trifft im Grunde auf jedes bessere Küchenmesser zu. Es kann also sein. Aber es muss nicht.«
    Margot sah Horndeich an. »Die Aaners sind erstochen worden, die Warka auch. Regine Aaner soll schwanger sein, Susanne Warka ist es – irgendwie schon seltsam.«
    Horndeich musste nur kurz seine Gedanken sortieren. »Vielleicht sollten wir Herrn Zumbill nochmals einen Besuch abstatten.«
    »Ob das kleine Mädchen auch wieder da ist?«, fragte Horndeich.
    Margot fädelte sich durch den frühabendlichen Verkehr, bemühte sich, auf die Rechtsabbiegerspur in die Neckarstraße zu gelangen, ohne den Fahrradfahrer umzufahren, der rechts neben ihr auf dem Fahrradweg fuhr.
    »Welches kleine Mädchen meinst du?«
    Der Radler pedalierte exakt in der gleichen Geschwindigkeit wie Margot. Sie bremste, der Wagen hinter ihr hupte.
    »Na, die kleine Farbige.«
    Margot zog nach rechts. »Sie heißt Sophie. Und Farbige, das sagt man nicht.«
    »Warum denn das nicht?«
    »Na, dann könnte sie auch rot oder gelb sein.«
    »Super. Was soll ich denn sonst sagen, wenn ich ihren Namen vergessen habe? Negerin? Mohrenkind?«
    »Geht gar nicht.«
    »Eben. Also.«
    »Du musst schon eine Bezeichnung nehmen, die politisch korrekt ist.«
    Horndeich seufzte. »Was meinst du, ist das kleine Mädchen mit Kolorationshintergrund auch da? Oder ist sie bei der Oma?«
    »Keine Ahnung. Wir werden es sehen.«
    Als Margot gerade den Wagen geparkt hatte, hielt auf dem Parkplatz vor dem Haus ein roter Smart. Heraus stiegen Zumbills Mutter und Sophie.
    »Guck mal, Oma, die Polizei«, sagte Sophie und zeigte mit dem Finger auf die beiden Beamten.
    »Sophie!«, ermahnte Frau Zumbill die Kleine, die sofort den Finger sinken ließ.
    »Meine Mama ist tot«, sagte das Mädchen. »Aber Oma sagt, dass ich jetzt immer bei ihr sein kann.«
    Margot ging in die Hocke, reichte dem Mädchen die Hand. »Das ist ja prima.« Natürlich war es nicht prima, aber Margot würde das Mädchen jetzt nicht darauf aufmerksam machen, dass die Oma die Mutter wohl kaum würde ersetzen können. Doch realistisch betrachtet: Im Kinderheim hätte die Kleine es auch nicht besser. Veronika Zumbill kam um den Wagen herum auf die Beamten zu, reichte ihnen die Hand.
    »Frau Zumbill, ist Ihr Sohn zu Hause?«
    »Ja. Was gibt es denn noch?« Veronika Zumbill öffnete den Kofferraum des Smarts. Der Name passte: Er bot Raum für einen Koffer. Oder eben zwei Einkaufstüten, die Frau Zumbill gerade herausnahm.
    »Können wir mit reinkommen?«
    »Kommen Sie mit«, sagte sie.
    Vom Parkplatz des Wagens zur Haustür waren es keine fünfzehn Meter.
    Als die Frau vor ihr herging, fiel Margot plötzlich ein, woher sie sie kannte. Veronika Zumbill war eine von ihren Laufkolleginnen beim Lauftreff. Sie hatte sie am Gang erkannt. Lag wohl daran, dass man den Menschen beim Lauftreff deutlich weniger ins Gesicht sah als auf die Beine. Reinhard Zumbill begrüßte die Polizisten, als sie die Wohnung betraten. Er hatte immer noch – oder wieder – eine leichte Fahne, und er sah ungepflegt aus. Unterhemd und Jogginghose waren offenbar noch die vom Vortag, die Bartstoppeln wuchsen aus dem Gesicht. Und unter seinen Augen lagen tiefe Schatten.
    »Was wollen Sie?«, fragte er, und seine Stimme klang gleichgültig. Veronika Zumbill bemühte sich um ihren Sohn, als wäre er im selben Alter wie Sophie.
    »Können wir bitte mit Ihnen allein sprechen?«
    »Klar«, sagte Zumbill und führte sie ins Wohnzimmer.
    »Gehen wir wieder kochen?«, fragte Sophie Frau Zumbill. Die nickte. Und machte durch die hochgezogene Augenbraue sehr deutlich, dass sie lieber bei ihrem Sohn geblieben wäre.
    Horndeich schloss die Tür.
    »Herr Zumbill, es gibt neue Erkenntnisse zum Tod Ihrer Freundin.«
    »Sagen Sie nicht immer ›Freundin‹. Sie war meine Verlobte. Wir wollten heiraten. Was gibt es Neues?«
    »Ihre Verlobte hat sich nicht selbst umgebracht. Bevor sie auf den Schienen abgelegt wurde, ist sie ermordet worden.«
    Zumbills Blick wanderte von Margot zu Horndeich und dann wieder zu Margot zurück: »Ermordet? Wie denn das?«
    »Sie war schon tot, als sie auf die Gleise gelegt wurde.«
    »Das ist ja furchtbar.« Während er das sagte, lachte er, karikiert durch ein Rinnsal Tränen, das seine Wangen hinablief. »Sie hat sich also nicht selbst umgebracht?«
    »Nein. Hat sie nicht.«
    Zumbill vergrub das Gesicht in den Händen, weinte nun hemmungslos.
    »Herr Zumbill, sagen Sie uns doch bitte

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