Engelsblut
hat, die sie für das Visum für die Reise nach Deutschland brauchte.«
»Wow. Dann setze ich mich jetzt in den Wagen und komme zu dir – und dann ermitteln wir gemeinsam weiter.«
»Nein. Denn der Kerl, der die Einladung geschrieben hat, der kommt aus Ditzum. Das ist bei dir da oben.«
Margot schwieg kurz. »Ja. Ist keine zwanzig Kilometer entfernt.«
»Siehst du, dann kannst du dem Kerl mit deinen nordischen Freunden doch gleich mal auf den Pelz rücken. Mal sehen, was er zu seiner schmucken Freundin sagt.«
»Na gut. Mail mir mal die Daten, dann sehe ich, was ich hier vor Ort tun kann.«
»Prima. Halt mich auf dem Laufenden.«
»Okay«, sagte Margot und legte auf. Kein Gruß. Und auch keine Entschuldigung für den Arsch . Und keine Nachfrage, weshalb er am Abend angerufen hatte. Irgendwie war sie nicht wirklich gut drauf.
Horndeich zuckte mit den Schultern. Dann ging er zum Whiteboard und zeichnete die neuen Erkenntnisse auf die Tafel.
Er trat drei Schritte zurück. Ein wenig Distanz zu den Ereignissen half bei der Beurteilung der Fakten oft. Und wenn die Distanz nur aus einem Meter bestand.
Er starrte auf die beiden neuen Namen: Nadeschda Pirownika und Hanno Pörgsen. Die Fingerabdrücke belegten, dass Nadeschda in der Wohnung der Aaners gewesen war, dass sie den Bentley genommen hatte.
Für Horndeich stellten sich zu Nadeschda Pirownika zunächst zwei Fragen: Wer war sie? Und stammten die Schmuckstücke, die sie Tramer angeboten hatte, tatsächlich aus dem Tresor der Aaners?
Dann sah er auf die andere Seite der Tafel zum Namen Susanne Warka. Sie wussten zwar, dass Susanne Warka das Kind für die Aaners ausgetragen hatte. Aber sie hatten immer noch keine Verbindung zwischen Aaner und dem Frauenarzt entdecken können. Welche Beziehung bestand also zwischen Paul Aaner, seiner Frau und Frederik Schaller?
Die erste Frage schien die schwierigste zu sein. Wer war Nadeschda Pirownika? Da sie in Odessa lebte, konnte er von hier aus kaum selbst Ermittlungen anstellen. Doch dann hatte er eine Idee.
Dazu musste er kurz nach Hause. Denn dort lag seine Schachtel mit den Visitenkarten.
»Ich düse noch mal zu dem Bruder von Aaner, wegen der Schmuckstücke«, rief er Marlock zu, »und danach fahre ich zum Mittagessen.«
Der Kollege brummelte irgendetwas Unverständliches zurück, was Horndeich als ein zustimmendes »Ja, ich habe verstanden« interpretierte.
Horndeich rief bei Alexander Aaner an, als er bereits auf der Landstraße nach Aschaffenburg fuhr. Der meldete sich auf dem Handyanschluss.
»Kommissar Horndeich, was kann ich für Sie tun? Gibt es Neuigkeiten? Haben Sie den Mörder meines Bruders gefasst?«
»Nein, noch nicht, aber ich habe noch ein paar Fragen an Sie.«
»Treffen wir uns im Hotel Wilder Mann ?«
»Gut, wo ist das?«
Alexander Aaner nannte die Adresse.
»Ich bin in etwa fünfundzwanzig Minuten da«, sagte Horndeich.
Genau eine halbe Stunde später saßen die beiden Männer an einem Tisch. Horndeich hatte sich nur einen Espresso bestellt. Der wurde in einer Tasse serviert, auf der Wilder Mann stand. Vielleicht sollte er eine solche Tasse kaufen und mit ins Präsidium nehmen. Damit würde seine Position in der Truppe endlich einmal auf den Punkt gebracht.
»Herr Aaner«, begann Horndeich die Befragung, »wir sind bei unseren Ermittlungen auf ein paar Schmuckstücke gestoßen. Vielleicht kennen Sie diese ja?«
Alexander Aaner nippte an seinem Milchkaffee, während Horndeich Farbausdrucke der Schmuckstücke auf den Tisch legte. Er war froh gewesen, dass das mit den Ausdrucken überhaupt funktioniert hatte. Wenn er für gewöhnlich Bilder brauchte, dann war entweder eine der Farbpatronen leer oder das weiße Papier aufgebraucht. Wenn der Drucker nicht gerade eine Auszeit nahm. Nein, heute hatte alles funktioniert. Vielleicht stand der Tag ja unter einem guten Stern.
Alexander Aaner fischte drei Blätter aus dem aufgefächerten Stapel heraus. Sie zeigten ein Collier, Ohrringe und den passenden Armreif dazu. Horndeich hatte sich zuvor die Expertisen des Leeraner Juweliers durchgelesen. Saphir und Rubin, irgendein exklusiver Schliff, 50 000, 10 000 und 16 000 Euro. Machte ein Paket von 66 000 Euro.
»Diese Stücke kenne ich. Es sind Erbstücke unserer Eltern. Genauer gesagt, gehörten sie meiner Mutter. Die hatte sie bereits von ihrer Mutter, und die wiederum von ihrer Mutter.« Er hielt kurz inne. »Hat Paul versucht, den Schmuck zu Geld zu machen?«
»Nein«, sagte Horndeich
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