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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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nicht Doros Job, dann doch der von Rainer.
    »Klar«, sagte Sandra in liebevollem Tonfall. Che schaute zu Margot, dann zu Sandra. Anschließend trottete er zu Sandra hinüber und setzte sich neben ihre Beine.
    »Danke«, meinte Margot nur.
    Sie verließ das Häuschen von Horndeich, seiner Familie und dem Hund ohne weiteren Gruß. Dann setzte sie sich in ihren Wagen.
    Und begann still und leise zu weinen.
    Weit, weit weg, wo die Sorgen mich nicht finden, und wenn ich erst mal da bin, schmeckt das Leben wieder süß.
    »Lecker«, sagte Horndeich und nahm sich noch einen Schöpflöffel der Kürbissuppe. Er streute ein bisschen Petersilie hinein und gab ein paar der gerösteten Kürbiskerne hinzu. Dann tunkte er das Weißbrot in die Suppe.
    »Das tut mir leid für Margot«, sagte Sandra.
    »Ja«, meinte Horndeich, im Moment ganz auf den Genuss der Suppe konzentriert, die Sandra zubereitet hatte. Diese merkte, dass sie mit dem Thema im Moment kein Land gewinnen konnte. »Bist du heute weitergekommen?«
    »Ja«, sagte Horndeich erneut, sprach dann aber weiter. Er berichtete über den Vormittag, der ja zu einigen neuen Erkenntnissen geführt hatte. Riemenschneider und er hatten Nadeschda Pirownika der Perfect-Surrogate-Klinik zuordnen können, und die ukrainische Polizistin hatte noch weitere Informationen gegeben.
    »Es gibt sogar eine Schwester in Deutschland.«
    »Habt ihr schon rausgefunden, wo die wohnt?«
    »Nein, noch nicht. Ich will nach dem Essen Bernd noch mal anrufen, vielleicht bekommt er raus, wo sie wohnt.«
    »Bernd?«
    »Bernd Riemenschneider. Du kennst ihn doch. Der, der jetzt in Computer macht.«
    »Ja. Ich weiß. Ich wundere mich nur über das vertrauliche Du.«
    Horndeich sah seine Frau an. »So übel ist der gar nicht.« Er registrierte Sandras Gesichtsausdruck und wusste sofort, womit sie haderte. »Mein Schatz, wir sind alle ersetzlich. Im Job. Nicht als Eltern.« Er stand auf, ging um den Tisch herum. Nahm sie in den Arm und küsste sie aufs Haar.
    »Was ist das für eine Klinik, in der die Frau gearbeitet hat?«, fragte Sandra.
    Horndeich setzte sich wieder. »Sie hat nicht dort gearbeitet. Das ist was ziemlich Fragwürdiges. So eine Reproduktionsklinik. Zahlst du Kohle, kriegst du Kind. Eizellenspende? Leihmutter? So was eben. Nadeschda war dort als Eizellenspenderin registriert. Vielleicht auch als Leihmutter.«
    »Na ja, das funktioniert dort ja nur, weil wir hier die Gesetze mit den Daumenschrauben haben.«
    Horndeich sah seine Frau entsetzt an. »Findest du das gut? Da verkaufen Frauen für ein bisschen Kohle ihren Körper.«
    »Sie vermieten ihn.«
    »Okay. Aber sie werden im Netz angeboten wie die Damen in Amsterdam in dem Viertel, wo sie im rot beleuchteten Fenster tanzen.«
    »Das ist doch was anderes«, warf Sandra ein.
    »Meinst du das wirklich?«
    »Steffen – wenn wir mehrere Jahre lang versucht hätten, ein Kind zu bekommen? Wenn es Stefanie nicht gäbe? Was dann?«
    »Dann hätten wir ein Kind adoptiert oder ein Pflegekind zu uns genommen.«
    »Ja? Bist du dir da sicher? Ich weiß, dass ich ein Kind von dir wollte. Nicht irgendein Kind. Sondern ein Kind von dir .«
    Horndeich sah seine Frau verständnislos an. So deutlich hatte sie das nie formuliert. »Wäre für dich eine Leihmutterschaft ein Thema gewesen? Dass irgendeine Frau unser Kind austrägt?«
    »Ich weiß es nicht, Steffen. Ich weiß nicht, wie weit ich gegangen wäre.«
    Horndeich war überwältigt von den widersprüchlichen Gefühlen, die ihn übermannten. Einerseits war er glücklich über Sandras Geständnis, dass ausschließlich ein Kind von ihm für sie infrage kam. Und gleichzeitig war er sehr irritiert darüber, dass Sandra eine Leihmutterschaft nicht per se ablehnte. Er wusste doch, er spürte es, dass diese Klinik und ihre vermeintlich seriösen Angebote mit diesem Fall zusammenhingen, mit dem Tod von einem, zwei oder sogar drei Menschen.
    »Du siehst das anders, nicht wahr?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass das mit der Klinik irgendwie nicht okay ist.«
    Margot hatte fast eine Stunde auf dem Sofa gesessen. Sie war versucht gewesen, eine Flasche Rotwein zu öffnen, obwohl es noch nicht mal Nachmittag war. Sie hatte es nicht getan. Weniger wegen des zu erwartenden Rausches. Vielmehr wegen des zu erwartenden Katers und des dadurch verdorbenen Sonntags. Kurz erwog sie, Nick anzurufen. Sie brauchte jemanden, mit dem sie über Doros Verschwinden reden konnte. Dafür war Nick aber wohl gerade nicht

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