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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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sah noch mal zu dem Drucker. »Mit ihm nicht.«
    »Nein, mit ihm nicht. Aber das war erweiterter Suizid.«
    »Willst du wissen, was ich glaube?«, fragte Horndeich.
    »Na gut. Lass hören.« Horndeich hatte keine Ahnung, wie froh Margot inzwischen über seinen spontanen Besuch war.
    »Also. Aaner und seine Frau wollen ein Kind. Sie landen bei der Perfect-Surrogate-Klinik in der Ukraine. Suchen sich die Traumfrau aus, die ihr Kind austragen soll. Dann geht irgendwas schief. Was Nadeschda Pirownika extrem wütend macht. Sie meint, sie hätte ein Recht auf die Kohle der Aaners. Und reist – wenn auch erst Monate später – nach Deutschland, um sich genau diese Kohle zu holen.
    Zu der Zeit hat sich Paul Aaner mit seinem früheren Werkstattgefährten Schaller getroffen und will, dass der eine Leihmutter hier in Deutschland auftreibt. Er organisiert Susanne Warka, eine seiner Patientinnen, von der er weiß, dass sie Geld braucht. Er, als ehemaliger Reproduktionsexperte, entnimmt Regine Aaner Eizellen. Führt eine künstliche Befruchtung durch. Pflanzt einen Embryo bei Susanne ein. Alles läuft gut. Dann kommt Nadeschda aus der Ukraine, läuft Amok, klaut den Tresorinhalt der Aaners und bringt sie um. Schaller erfährt davon. Informiert Susanne. Keine Auftraggeber mehr, kein Abnehmer für das Kind. Sorry, dumm gelaufen. Jetzt spielt Susanne Warka ihre Karte aus: Ist ihr doch scheißegal, ob die Aaners leben oder nicht. Wenn die tot sind, soll Schaller schauen, wie er das finanziell gebacken kriegt. Sonst: Knast für den Arzt. Schaller hat ohnehin finanzielle Probleme. Also geht das gar nicht. Er trifft sich mit Susanne. Bringt sie um. Legt sie vor dem Zug ab. So ungefähr.«
    »Es gibt noch ein paar lose Enden in der Geschichte.«
    »Ja. Ist schon klar. Warum kommt Nadeschda Pirownika erst jetzt nach Deutschland? Was ist schiefgelaufen bei der Leihmutterschaft mit ihr? Warum dieser Gewaltexzess? Wie leitet Schaller die Leihmutterschaft ein? Rein logistisch – dazu braucht man ja Helfer und Ausrüstung. Wie und wann erfährt Schaller davon, dass die Aaners nicht mehr leben?«
    »Und wer bricht bei den Aaners ein, als sie schon tot sind? Und wann? Und warum?«
    »Schaller möglicherweise? Sieht, dass sie tot sind. Vielleicht will er einfach den Rechner holen, auf dem Daten sind, die seinen Deal mit den Aaners belegen.«
    Margot zögerte. »Ja. Könnte sein.«
    »Ich habe übrigens die Adresse von Nadeschda Pirownikas Schwester herausbekommen.«
    »Schwester?«
    Horndeich fasste das Gespräch mit der Polizistin aus Odessa zusammen. »Bernd hat inzwischen in Erfahrung gebracht, wo dieser Golzenlamper wohnt. In Neckarsteinach. Und er heißt Gölzenlamper.«
    »Bernd?«
    »Bernd Riemenschneider. So verkehrt ist der gar nicht«, sagte Horndeich in einem fast entschuldigenden Ton. Zum zweiten Mal an diesem Tag.
    »Neckarsteinach – ist das nicht noch unser Gebiet?«
    »Jepp. Der südlichste Zipfel Hessens. Und der einzige mit Zugang zum Neckar. Wundert mich, dass da nicht ein riesiger Hafen ist. Kannst also einen von unseren Schupos mitnehmen. Ist unser Revier.«
    »Ich soll da also die Schwester befragen. Kommst du mit?«
    »Nein. Ich muss noch packen. Ich fliege morgen früh nach Odessa.«
    »Odessa? Was willst du denn da?«
    »Die Kurzfassung? Ich habe die Möglichkeit, direkt mit den Leuten von der Kinderwunsch-Klinik zu sprechen, bei der Nadeschda unter Vertrag war. Die sie möglicherweise auch als Leihmutter für die Aaners vermittelt hat.«
    »Und wie kommst du dahin?«
    »Mit dem Flieger.«
    »Scherzkeks. Ich meine, wie kommst du in die Klinik?«
    »Persönliche Kontakte.«
    »Hat Relgart das abgesegnet?«
    »Keine Ahnung. Im Moment ist es nur ein rein informelles Gespräch. Du weißt ja, was passiert, wenn wir ein Amtshilfeersuchen in die Ukraine schicken. Dann können wir locker noch ein bis zwei Weihnachten feiern, bis wir ein offizielles Okay bekommen.«
    »Wann fliegst du?«
    »Morgen um sieben. Und ich bin Montagmittag schon wieder da.«
    »Okay, dann fahre ich nach Neckarsteinach. Was soll’s.«
    »Dann werde ich mich mal wieder auf die Socken machen.«
    »Danke«, sagte Margot.
    »Wofür? Dafür, dass ich gekommen bin, bevor du auch den Rest des Hauses zertrümmern konntest?«
    »So ungefähr. Ich hasse Drucker, die meinen, dass sie mit einem reden müssen. Schlimmer noch als Navis. Ich vermisse meinen guten alten Nadeldrucker. Der hatte zwar eine kaputte Nadel, sodass ich immer einen Leerstreifen in den Zeilen

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