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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kroehn
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ein, als dass er Samuel liebte.
    Da zuckte jener zurück. Unerwartet spröde fiel seine Bewegung aus, als er Andreas’ Hand von sich weg drückte.
    »Wag es bloß nicht, mich anzufassen!«, zischte er angewidert. »Lass mich bloß in Ruhe mit deiner verderbten Gier!«
    Störrisch entzog er sich. Seine Lippen erkalteten. Nichts blieb übrig von seiner Wärme und seiner Zärtlichkeit.
    »Aber Samuel!«, stieß Andreas aus. »Samuel!«
    Samuel begann zu lachen, trostlos und leer und ohne Echo.
    »Ha!«, stieß er höhnisch aus, umrundete Andreas, hieb auf ihn ein und nahm mit jedem Wort die Zärtlichkeit zurück, die Wärme, die Nähe. »Ich wusste es doch! Deine Liebe war niemals rein und engelsgleich! Beschmutz mich nicht mit der dreckigen Luströte auf deinen Wangen!«
    Andreas zuckte zusammen. »Wie kannst du so etwas sagen? Du hast doch noch eben ... «
    »Du dreckiger, kleiner Wurm!«, hackte Samuel auf ihn ein. »Dachtest du jemals, du könntest mich kriegen? Nein, du kriegst mich nicht! Selbst Lena kriegst du nicht! Während du jämmerlich in die Welt guckst, hat sie sich längst Grothusen ausgesucht. Dies nenne ich eine Sache, der man applaudieren sollte.«
    Er hob die Hände, um sie mit leisem Klatschen aneinander zu schlagen. Andreas versteifte, suchte sich zu wappnen, wollte sich loslösen von den bösen Worten. Es gelang ihm nicht. Es gab keine Grenze zu ziehen. Samuel hatte sie weggeschmolzen, um ohne Hindernis und Widerpart auf den Entblößten einzuschlagen.
    »Es war sehr schön zuzuschauen, wie Grothusen an Lena rutschte. Viel dichter, als du’s jemals könntest und verdientest. Grothusen ist ein rechter Mann, der weiß, was mit seinem Schwanz zu tun ist – wo du viel lieber dein Röckchen hebst und ein Weibchen spielst. Ich an deiner Stelle hätte längst schon getrachtet, deinen Mann zu stehen, wiewohl’s wahrscheinlich nichts genutzt hätte. Kannst du’s eigentlich, wenn du willst? Wirst du hart, wenn dich eine Frau anfasst?«
    In tiefer Verzweiflung hob Andreas die Hände, aber Samuel stieß sie zurück und trat ihm in die Rippen.
    »Hau ab! Du hast bei mir nichts zu suchen! Du störst mich dabei, einen vollendeten Engel zu malen! Engel sind körperlos und rein! Du aber hast nicht gezögert, deine dreckigen Hände nach mir auszustrecken!«
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, schluchzte Andreas. »Wir gehören doch zusammen! Man hat uns beide aus der Heimat vertrieben!«
    »Ha!«, hörte Samuel nicht auf zu lachen. »Ha! Du selbst warst verblödet genug, mir Grothusen zurückzuholen! Und jener sorgt dafür, dass niemand mich jemals wieder für meine Bilder verachten wird. Er hat meinen Namen groß gemacht. Er hat dafür gesorgt, dass man mich schätzt und rühmt. Einen wie dich aber wird man von allen Orten dieser Welt vertreiben!«
    »Was hast du nur getan?«, stammelte Andreas. »Warum stiehlst du mir Lena und führst sie dem Doktor zu? Lena hasst Grothusen!«
    »Eben«, murmelte Samuel zufrieden. »Eben ... und das ist viel, viel mehr, als sie je für dich empfinden könnte. Dich braucht hier keiner.«
    Andreas vergaß zu atmen.
    »Du bist ein jämmerlicher Versager ohne Anstand und Moral«, fuhr Samuel unbarmherzig fort, »und du bist allein damit. So wie ich dich kenne, bist du gewiss zu einfältig, um mir ordentlich heimzuzahlen, dass ich dich an der Nase herumführte. Du wirst stumpfsinnig hier hocken und wirst mir weiterhin dein ererbtes Geld in den Rachen schieben, und alle werden sich totlachen über einen, der nichts zustande bringt, als sich zum Narren zu machen.«
    »Wie kannst du mich so von dir weisen?«, murmelte er erstickt. »Du lebst unter meinem Dach!«
    Samuel lachte seinen Einwand fort. »Wirf mich ruhig hinaus!«, rief er belustigt. »Du wirst mich doch nicht wieder in den Dreck der Straße schleudern können! Ich brauche dein Geld schon lange nicht mehr, wo doch Grothusen meine Bilder so erfolgreich verkauft. Wie gut, dass du mich auf die Idee gebracht hast, den Doktor zurück an meine Seite zu bitten – so bist du gänzlich nutzlos für mich geworden.«
    Grinsend wandte er sich ab. Andreas’ Züge waren zertrümmert. Er hob frierend seine Arme, um sich zu wärmen, aber ertastete seinen nackten Körper nicht. Er war sich fremd.
    »Du weißt nicht, was du sagst«, bettelte Andreas.
    Samuel lachte in einem fort. Je lauter es in Andreas’ Ohren drang, desto mehr entglitt er sich. Zuletzt brach er zusammen und lag wimmernd auf dem Boden, gefallen und erniedrigt.
    Samuel

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