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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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Alan-Glaser-Vernissage?“
    „Ich sauge mir was aus den Fingern.“
    Greg lachte.
    „Immerhin hatten wir einen Mord vor der Tür“, fügte sie hinzu. „Ist doch fast so gut wie Fotos von Brad Pitt.“
    „Jetzt ernsthaft, Eve. Schreib das Ding und sieh zu, dass du die Mordstory in die nächste Folge schickst. Die Times-Leute sind geduldig, aber nicht endlos. Wenn du zu lange wartest, verlierst du die Exklusivrechte. Dann heuern die jemand anders an.“
    Eve richtete sich auf.
    „Es spricht sich herum, dass deine beste Quelle jetzt mit einer neuen Frau ins Bett geht.“
    Sie konnte einen Moment nichts sagen, so ungeheuerlich klang das aus Gregs Mund. „Woher weißt du das?“
    „L.A. ist ein Dorf“, gab er zurück. „Jeder wusste, dass Mark dich mit Exklusiv-Informationen versorgt hat. Also fragt sich auch jeder, was es wohl zu bedeuten hat, dass Mark jetzt mit einer vollbusigen Blondine Händchen hält, von der man munkelt, sie wäre die Nichte des Dezernatsleiters.“
    Schweigend starrte sie aus dem Fenster.
    „Süße? Noch da?“ Gregs Stimme nahm einen leutseligen Tonfall an. Er musste wissen, dass sie das verletzte. Aber gut, wenigstens war er aufrichtig.
    „Amanda heißt die Schlampe.“ Eve wechselte einen Blick mit Felipe, der vielsagend die Stirn runzelte. „Und ich habe übrigens noch andere Quellen im Dezernat. Ich brauche Mark verdammt noch mal nicht, um meine verdammten Fälle zu recherchieren.“
    „Krieg dich ein, Süße. Beweise es, indem du die nächste Folge schreibst, dann interessiert sich kein Mensch mehr für dein verunglücktes Liebesleben.“
    „Was heißt hier verunglücktes Liebesleben?“ Ihre Stimme begann, sich zu überschlagen. Sie sollte ihren Zorn zurückhalten, sie wusste das. Aber sie konnte einfach nicht. „Sein Liebesleben ist verunglückt, nicht meins. Sieh dir die Schlampe an! Habe ich so was nötig? Mir geht’s prächtig, danke.“
    Heftig klappte sie das Handy zu. Sie warf es auf den Tisch, als es erneut zu klingeln begann.
    „Leck mich.“
    Später am Tag lud Eve die Bilder von ihrer Kamera auf den Laptop. Über der Stadt zog die Dämmerung herauf, der Horizont hinter den Hollywood Hills färbte sich nach Violett und Rot. Als sie die Bilder auf dem Bildschirm öffnete, verschlug es ihr den Atem. Die Nikon-Aufnahmen, brillant und hochauflösend, waren von bestechender Qualität. Eve vergrößerte eines der Fotos.
    Der Tote, ein Schwarzer mittleren Alters, lag seitlich verkrümmt auf dem Asphalt. Auf dem Bild waren seine Verletzungen deutlich zu erkennen. Der klaffende Schnitt an der Kehle mochte von einem Messer stammen und war an der rechten Seite zerfetzt, so als habe der Mörder die Wunde nachträglich mit einem stumpfen Werkzeug erweitert.
    Eve vergrößerte den Ausschnitt, bis sich das Bild in einzelne Pixel aufzulösen begann. Sie starrte eine Zeitlang auf die schwärzlichen Flecken, bis sie erkannte, was es war. Einkerbungen entlang des Risses. Kratzer auf der Haut neben der Wunde. Vier Stück, in gleichmäßigen Abständen. Sie hob eine Hand und betrachtete ihre Finger. Wenn jemand mit genügend Kraft seine Nägel ins Fleisch versenkte, konnte er eine solche Verwüstung anrichten. Der Gedanke ließ sie schaudern. Aber warum sollte jemand so etwas tun? Sie blickte auf und suchte nach dem Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Sie wartete darauf, dass sich das Licht einschaltete, wie jeden Abend. Sehnsüchtig wünschte sie es herbei. Nachdem ihre Wut auf Greg abgeklungen war, fühlte ihr Geist sich wund an. Greg La Rosa hatte nur die Wahrheit gesagt, und die schmerzte. Sie konnte kaum fassen, dass es sie noch immer verletzte, von Fremden zu hören, was sie längst wusste. Mark hatte eine neue Frau. Wen kümmerte das schon?
    Im Zimmer gegenüber ging das Licht an. Erregung stieg in ihr auf. Sie wartete darauf, seine Silhouette zu sehen. Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie registrierte eine Bewegung, ein schnelles Wischen. Etwas riss an den Vorhängen, das Licht erlosch. Merkwürdig. Eve wartete ein paar Minuten, ohne dass etwas geschah. Dann beugte sie sich wieder über den Laptop, doch ihre Finger verharrten reglos über den Tasten. Vielleicht ein simpler Stromausfall? Die anderen Fenster strahlten gelb in die Nacht. Kein Stromausfall. Was dann? Wieso konnte sie sich nicht konzentrieren, nur weil das verdammte Licht nicht brannte?
    Vielleicht wollte er nicht, dass ihm jemand beim Sex zusah. Eve biss sich auf den Daumennagel. Die
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