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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Der Mann musste die Tür geöffnet haben, dann hatte ihn jemand angegriffen. Er war geflohen, quer durch den Raum. Das Fenster führte auf einen Eisenbalkon mit einer Feuertreppe. Die Frage war nur, warum er nicht um Hilfe gerufen hatte, anstatt nach draußen zu flüchten.
    Eve spähte hinaus. Verkehrslärm schwang von der Figueroa hoch. Schließlich griff sie nach dem Rahmen und stieg aus dem Fenster. Die Metallkonstruktion unter ihren Füßen schwankte. Angestrengt vermied sie, in die Tiefe zu sehen. Im Augenwinkel nahm sie ein Schimmern wahr. Feuchtigkeit am Treppengeländer. Blut.
    Was für ein Glück, dass sie wenigstens ihre Turnschuhe angezogen hatte. Der Gedanke in seiner absurden Normalität löste einen Teil ihrer Anspannung. Sie war noch nervös, aber stand nicht länger am Rand einer Panik. Sie konnte wieder klar denken und wusste, dass sie auf der Stelle umkehren und einen der Nachbarn herausklingeln sollte, um die Polizei zu rufen. Stattdessen setzte sie einen Fuß auf die wackelige Konstruktion und begann, die Leiter hochzusteigen.
    Ihre Finger berührten etwas Feuchtes. Eve zog die Hand im Reflex zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht. Sie unterdrückte einen Fluch und kletterte weiter. Wenn sie ihren Arm ausstreckte, konnte sie schon die Dachkante berühren.
    Sie hörte ein Keuchen, einen gepressten Ausruf.
    Zögernd erklomm sie die nächste Stufe, und noch eine. Sie schob sich nach oben, bis ihr Kopf über die niedrige Mauer reichte.
    Beinahe sofort entdeckte sie den Mann. Er kniete halb und wandte ihr den Rücken zu. Seine Füße waren nackt, sein helles T-Shirt blutgetränkt. Gegen das Licht der Lampen zeichnete sich seine Silhouette ab. Eve stieg Hitze ins Gesicht. Sie hatte ihn gefunden.
    Als er den Kopf hob, schrak sie zusammen. Verspätet registrierte sie die beiden Angreifer, die sich aus den Schatten lösten und auf ihn zu hielten. Klingen blitzten auf. Der Mann kam auf die Füße, wich zurück, drehte sich. Schon krachte die Schulter des ersten Gegners mit furchtbarer Wucht in seinen Körper. Eve erfasste kaum die Gesichtszüge, nur kurzes, platinblondes Haar. Der Mann taumelte rückwärts, blieb aber auf den Beinen. Ein Schrei riss ab zu einem Keuchen.
    Eve fand sich gefangen zwischen einem drängenden Fluchtimpuls und dem Zwang, eingreifen zu müssen. Wie erstarrt folgte sie dem Kampf. Für ein paar Sekunden war ihr nicht bewusst, dass sie die entsicherte Beretta in der Hand hielt.
    Der Mann trieb den Blondschopf mit einer raschen Schlagfolge zurück. Er packte das Handgelenk des anderen und verdrehte es mit einem Ruck. Eng umklammert rangen sie um den Dolch in der Hand des Blonden und gingen gemeinsam zu Boden. Der zweite Angreifer, eine hagere Gestalt, näherte sich von der Seite.
    Eves Gedanken rasten. Die Polizei konnte niemals schnell genug hier sein, um den Mann zu retten. Nicht einmal, wenn sie ihr Handy bei sich gehabt und auf der Stelle den Notruf gewählt hätte. Automatisch hob sie ihre Waffe und zielte auf den Hageren, als dieser in die Knie ging und einen Arm des Mannes packte.
    Der Schuss war ohrenbetäubend, der Rückstoß stauchte ihr Handgelenk. Eve zuckte zusammen, aber drückte ein zweites Mal ab. Der Hagere stürzte auf ein Knie. Überrascht begriff sie, dass sie getroffen hatte. Sie besaß die Pistole seit Jahren, aber hatte sie nie zuvor auf einen Menschen gerichtet.
    Der Blondschopf richtete sich halb von seinem Opfer auf. Eve erhaschte einen Blick in sein Gesicht, das von Blut entstellt war und sich in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Zorn verzerrte. Sie schwenkte die Pistole ein wenigund zielte. Panik stieg in ihr auf, als er sich in Bewegung setzte und die Entfernung zu ihr mit wenigen Sätzen überbrückte.
    Sie feuerte, traf aber nicht, starrte ihm entgegen und erwartete seine Attacke.
    Doch der Angriff blieb aus. Mitten im Lauf stoppte er, als ein gebellter Befehl herüberschwang, dessen Quelle Eve erst mit Verzögerung ausmachte. Voller Entsetzen realisierte sie, dass der Blondschopf, den sie niedergeschossen hatte, sich wieder aufrichtete.
    Ohne einen weiteren Blick zurück flohen beide über das Dach und verschwanden in der Dunkelheit.
    Eve starrte ihnen nach. Sie ließ den Arm mit der Pistole sinken, weil die Waffe mit einem Mal Tonnen zu wiegen schien. Ihr Herzschlag dröhnte in ihrer Kehle.
    Steifgliedrig stieg sie die letzten Stufen hoch und kletterte ganz auf das Dach. Was war hier eben geschehen? Vergeblich versuchte sie zu

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