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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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überhasteten Aufbruchs.
    „Wir treffen Vorkehrungen“, sagte der Hüne.
    „Was ist geschehen?“
    „Sie planen einen Angriff.“
    Alan schüttelte den Kopf. „Was soll das heißen, sie planen einen Angriff? Wir leben im 21. Jahrhundert. Da rekrutiert man nicht einfach eine Armee und brennt die Burg seines Nachbarn nieder.“
    „Wir haben den Krieg nicht angefangen.“ Geräuschlos glitten die Aufzugtüren auseinander. Ravin machte eine einladende Handbewegung und trat hinter Alan in die Kabine. Erst dann folgten die anderen.
    „Warum?“
    „Politik. Widerstreitende Interessen.“ Ravin zuckte mit den Schultern. „Dieser Konflikt ist älter als ich.“
    Eine Lüge. Hier ging es nicht um Politik. Es ging um einen Engel. Um Besessenheit. Um Legenden, die nicht ruhen wollten. Er musterte die durchlaufenden Ziffern über den Türen. Mit einem Ruck kam der Aufzug zum Stehen.
    „Aber das weißt du längst.“ Ravins Stimme klang sanft. „Deswegen bist du ja hier.“
    Alan starrte ihn an. „In diesem Konflikt vertrete ich keine Partei.“
    „Früher hast du es getan.“
    „Die Zeiten ändern sich.“
    „Ich glaube nicht.“ Ein seltsamer Ausdruck trat in die Augen des Hünen, den Alan nicht zu deuten wusste. Die Türen schoben sich auf. „Komm.“
    Ein Funkgerät krächzte.
    „Was ist?“, fragte Ravin in die Sprechmuschel.
    „Sie kommen.“
    Ravins Blick blieb auf Alan gerichtet, seine Stimme sehr ruhig. „Blockiert das Tor“, wies er den Mann auf der anderen Seite an. „Die LKWs raus, und postiert Martins Leute dahinter. Sie sollen auf alles feuern, was sich bewegt.“ Er ließ das Gerät sinken.
    „Bald ist es so weit.“ Seine Augen verengten sich. „Ich hoffe, du weißt, auf welcher Seite du stehst.“
    Ravins Begleiter blieben im achten Stock zurück, während Ravin und Alan in den zweiten Aufzug wechselten, der Zugang zu den höheren Ebenen gewährte.
    „Ich will, dass du etwas weißt“, sagte der Hüne. „Ich liebe dich wie einen Sohn. Aber ich diene deinem Vater. Mein Schwert gehört ihm seit vielen hundert Jahren. Ich werde ihn niemals verraten.“
    Alans Kehle schnürte sich zu. Er wollte etwas erwidern, doch dann stoppte der Aufzug und Ravin wandte sich ab und der Moment verstrich. Die Türen öffneten sich und gaben den Blick frei in die nächtliche Eleganz des Atriums mit seinen raumhohen Glasflächen und den Orchideen in Marmorvasen.
    Einen Lidschlag später erschütterte eine dumpfe Explosion die Luft, eine Vibration in den Wänden. Ravin murmelte einen Fluch. Alan warf einen Blick aus dem Fenster. Alle Lampen im Hof waren erloschen. Nur die Scheinwerfer der LKWs vor dem Haupttor durchschnitten die Nacht. Rauch wogte um die Barrikaden.
    Ungläubig starrte er auf die Szene hinab. Er konnte einfach nicht glauben, dass Katherina einen Frontalangriff auf die Festung seines Vaters ausführte. Auch wenn das hier eine Industriegegend war, jemand würde den Lärm hören und die Cops rufen.
    „Die Bullen lassen sich hier nicht blicken“, sagte Ravin, als habe er Alans Gedanken gelesen. „Wir zahlen ihnen eine Menge Geld dafür, dass sie sich nicht um uns kümmern. Selbst wenn der ganze Laden in die Luft fliegt, tauchen die frühestens in ein paar Stunden auf.“
    Alan drehte sich zu dem Hünen um. „Dann seid ihr hoffentlich gut vorbereitet.“
    „Das ist nicht die erste Belagerung, und es wird nicht die letzte sein.“ Ravin wandte sich zum Gehen. „Naveen wird sich gleich um dich kümmern.“
    Alan musterte das Wasserbecken in der Mitte des Atriums. Das Licht der Halogenspots brach sich in den Wellen und malte Leuchtspuren in den schwarz polierten Marmor.
    Die Dinge gerieten offenbar außer Kontrolle. Höchste Zeit, dass er den verdammten Ring auf das Spielfeld warf. Sie würden sich darauf stürzen wie Löwen auf frische Beute und sich nicht länger mit Nebenakteuren beschäftigen, die nur zufällig in Berührung mit dem Relikt gekommen waren.

    „Wohin fahren wir?“
    Eves Stimme, leise in der gleichförmigen Stille, schnitt wie ein Messer in Kains Konzentration. Er warf einen Blick auf die Tankanzeige.
    „Ich weiß nicht.“
    Lichter flogen vorbei. Die Scheinwerfer der Autos auf der Gegenspur, Leuchtreklamen am Straßenrand. Der Freeway war dicht befahren, trotz der späten Stunde. Kain musterte ein Schild.
    „Wir sind gleich in Santa Ana.“
    „Wir können die 55 nehmen“, schlug sie vor, „zurück nach Long Beach.“
    Die Festung seines Vaters im Zentrum ihrer Kreise. Kain

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