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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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heiser. „Warum bist du dann hier?“
    Der Kampf zwischen Kain und dem kahlköpfigen Bluttrinker flammte vor Alans geistigem Auge auf, und dann der Blick des Mannes, dieses Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Kälte stieg ihm in den Nacken.
    „Eve Hess“, sagte er. „Kennst du sie?“
    Scharf fixierte er das Gesicht seines Vaters. Mit plötzlicher Klarheit erinnerte er sich an den Überwachungsraum im achten Stock, als Mordechai ihn gefragt hatte, ob er die Russen auf den Monitoren erkannte. Er wusste wieder, wo er den Kahlkopf gesehen hatte. Der Mann hatte an der Konsole unter den Monitoren gesessen. Er war einer von Mordechais Leuten. So wie wohl auch der Rest der Bande, die er gemeinsam mit Kain ausgelöscht hatte.
    „Ja“, beantwortete er sich selbst die Frage, „natürlich kennst du sie.“
    Mordechai blinzelte hinter den Brillengläsern. Oder vielleicht täuschte das Licht.
    „Du hast ihr deine Leute nachgeschickt.“
    „Diese Reporterin?“ Die Maske schmolz. Alan war nur nicht sicher, ob es Wut war, die Mordechais Stimme vibrieren ließ, oder etwas anderes. „Sie hat mir etwas gestohlen.“
    „Ich kann dir geben, was du suchst. Im Gegenzug lässt du sie unbehelligt.“
    „Du kommst hierher und wagst es, Forderungen zu stellen?“
    Die Worte hingen zwischen ihnen wie verdrehte Klingen und drohten die Balance zu verschieben. Die Luft selbst schien plötzlich den Atem anzuhalten. Alan unterdrückte den Reflex, nach seinen Waffen zu greifen. Er war nicht hergekommen, um einen Kampf anzuzetteln. Obwohl, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf, das vielleicht die beste Lösung war. Die Antwort auf all die Fragen, die sein Leben vergifteten. Was war das, Loyalität? Die Schuld der Söhne vor ihren Vätern? Blinder Gehorsam bis in den Tod? Was, wenn er Mordechai tötete, hier und jetzt, und damit die Ketten durchschlug, die ihn noch banden? Wenn er nicht bitten müsste, sondern einfach entschied, die Bedrohung für Eves Leben auszuschalten?
    „Ich weiß, was du denkst.“ Mordechai drehte seine Handflächen nach außen. „Du überlegst, ob du mich verraten sollst, mein unschlüssiger Sohn.“ Er lächelte schmal. „Das ist deine schrecklichste Schwäche. Du willst dich nicht entscheiden. Du beharrst auf deiner Neutralität, dabei belügst du dich selbst.“ Seine Stimme hob sich. „Ein halber Verrat ist wie ein ganzer Verrat. Du fragst dich, ob du mich schlagen kannst. Eine interessante Frage. Sollen wir es herausfinden?“
    Alan spürte, wie die Schichten der Realität um ihn verrutschten. Er starrte Mordechai ins Gesicht, suchte seinen Blick hinter den spiegelnden Gläsern. Zugleich musste er immer mehr Kraft aufbringen, um seine Stimme zu zähmen und seine Hand, die sich nach der Schwere des Dolches sehnte. Wenn er sich jetzt nicht bezwang, stürzte er in einen Abgrund ohne Wiederkehr. Und wer wusste, was ihn am Grund dieser Schlucht erwartete?
    „Ich will mich nicht mit dir schlagen“, stieß er hervor.
    „Dann entscheide dich!“
    „Willst du den Ring? Ich habe ihn.“
    Ein Ruck ging durch Mordechais Körper. Für einen Moment verlor er seine Selbstbeherrschung. Die Gier in seinem Blick ließ Alan schaudern. Doch er fing sich sofort wieder.
    „Bist du hier, um zu handeln?“
    „Den Ring kannst du haben. Ich will nur dein Wort wegen der Frau.“
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Die scharfen Falten in Mordechais Gesicht glätteten sich. Dann lächelte sein Vater, doch dieses Mal ohne Ironie. Etwas Friedvolles trat in seine Miene. Alan spürte, wie eine schmerzhafte Sehnsucht an ihm zog. Es fühlte sich beinahe so an, als sei noch etwas übrig vom Vertrauen, das ihn einst an seinen Vater gebunden hatte. Ihre Blicke trafen sich, und als Mordechai endlich antwortete, war die Härte aus seiner Stimme verschwunden.
    „Dir liegt etwas an ihr?“
    Alan nickte. Er wusste, er machte sich verletzlich, doch er verschloss sich nicht. Ein Teil in ihm wollte Mordechai zeigen, dass nicht alles zwischen ihnen zerbrochen war.
    „Und ist sie es wert?“
    „Ja.“
    Mordechai senkte den Kopf. „Dann gib mir den Ring.“
    Mit einem Ruck löste Alan die Kette und ließ den Ring in seine ausgestreckte Handfläche fallen. Der Opal schimmerte in Regenbogenfarben. Mordechai griff danach. Nicht hastig, sondern mit Bedacht, wie ein Juwelenschleifer, dem ein kostbarer Diamant enthüllt wird. Seine trockenen Fingerspitzen berührten Alans Haut. Er hob den Ring ins Licht.
    „Du weißt, was das

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