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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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sich selbst zurück. Als er endlich den Dolch senkte, löste auch Kain seinen Griff. Alan richtete sich auf und schaltete das Licht ein. Kain taumelte zwei Schritte zurück. Ein tiefer Schnitt zog sich quer über seine Wange, wo die Klinge ihn erwischt hatte.
    „Was willst du?“
    „Wenn dir etwas an Eves Leben liegt, dann hilf mir, Mordechai zu finden.“
    Für einen Moment stand Alan starr. Er presste die Zähne aufeinander vor Anstrengung, seine Beherrschung aufrechtzuerhalten. Der Drang, sich auf seinen Halbbruder zu stürzen und ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln, war überwältigend. Doch der Ausdruck in Kains Augen sprach von unverhohlener Verzweiflung und überzeugte ihn schließlich, dass Kain kein Spiel mit ihm spielte.
    „Was heißt das?“, fragte er.
    Kain wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht. Die kalten Augen waren nicht länger unnahbar. Sie brannten in realer Sorge, in Furcht um einen Menschen, der ihm plötzlich wichtiger geworden war als alles andere. Alan verstand ihn.
    „Mordechais Leute haben Eve“, sagte der Killer.
    Alan blinzelte. Das Licht schien plötzlich zu flimmern.
    „Was?“
    „Ich habe sie gesehen. Sie haben sie außer Gefecht gesetzt und mitgenommen.“
    „Aber wie ist das möglich?“ Alan starrte an Kain vorbei zur Tür. Kalte Finger griffen nach seinem Nacken. Gerade noch hatte sie neben ihm gelegen, die Kissen warm von ihrem Körper.
    „Sie haben sie auf der Straße abgefangen.“ Kain zog ein iPhone aus der Tasche. „Falls du dich fragst, wie ich euch gefunden habe, in Eves Jacke steckt ein Peilsender.“
    „Ein Peilsender“, wiederholte Alan mechanisch. „Klar.“
    Kain verzog einen Mundwinkel. „Die Segnungen der modernen Technik. Aber ich habe ihr Signal verloren.“ Er hielt Alan das iPhone entgegen. Noch immer sickerte Blut aus dem Schnitt in seinem Gesicht. „Sie müssen den Sender gefunden haben. Die letzte Position ist auf der 110 kurz vor L.A. Downtown.“
    „Mordechai“, sinnierte Alan. „Woher weißt du, dass es Mordechai ist?“
    „Ravin war bei ihnen.“
    „Aber ich verstehe nicht ...“ Alan brach ab. Er griff nach seiner Jeans und dem Shirt und begann sich anzukleiden. Das Gefühl der Unwirklichkeit wurde stärker. „Warum? Sie haben den Ring.“
    „Sie werden sie nicht töten“, sagte Kain. „Nicht sofort. Mordechai macht sich nicht die Mühe, sie zu kidnappen, nur damit sie einer seiner Fußsoldaten dann in einem Kellerloch erschießt.“
    „Du glaubst, für ihn ist es ein Spiel?“
    Alan streckte seine schmerzenden Muskeln. Er nahm die Pistole vom Nachttisch und lud sie durch. Dann bückte er sich nach dem Schwert unter dem Bett. Wie in aller Welt hatte Eve es geschafft, ihn mitsamt den Waffen in dieses Zimmer zu transportieren, ohne größeres Aufsehen zu erregen? Ihr Duft hing im Raum, als wäre sie nur kurz aufgestanden und ins Bad gegangen und würde jeden Moment wieder auftauchen, mit zerwühlten Locken und warm vom Schlaf. Er schlug mit der Faust gegen die Wand. Es war seine Schuld. Die Erkenntnis schmeckte bitter. Zuerst hatte er sie in diesen Krieg gezogen und war dann nicht in der Lage gewesen, sie zu beschützen. Er hätte in dieser Nacht sterben sollen, statt von ihr gerettet zu werden. Ohne ihn wäre sie nicht hierher gefahren, an einen Ort, an dem sie niemanden kannte. Sie hätte Schutz suchen können bei der Polizei, bei Freunden.
    Kain hinter ihm verharrte regungslos. „Ja“, sinnierte er, „er wird mit ihr spielen. Sie hat sein Interesse geweckt. Er spielt mit ihr, dann bricht er sie und dann ...“ Er ließ den Satz in der Luft hängen.
    „Ich weiß!“ Alan drehte sich um und blickte Kain in die Augen. „Wenn du mich aufs Kreuz legst, werde ich dich jagen.“
    In Kains Lächeln lag Sarkasmus. „Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Du kannst es spüren.“
    Und das war das Schlimme daran. Alan griff nach der Türklinke. Er wusste, dass Kain nicht log.„Ich habe seine Unterlagen durchsucht“, sagte Kain, als sie im Wagen saßen.
    Alan beobachtete die Hände seines Halbbruders auf dem Lenkrad. Es ging auf Mitternacht zu, der Highway war leer.
    „In seinen Aufzeichnungen steht, dass die Erweckung an einem hochgelegenen Ort stattfinden muss, der eine Weihesignatur trägt. Also eine Kapelle auf der Spitze eines Berges.“
    „Falsches Land“, gab Alan zurück. „Hier gibt es keine Bergkapellen.“
    „Auch nicht aus der Zeit der Spanier?“
    „Nicht in den Bergen.“ Sie bremsten hinter
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