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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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ihrem Gesicht. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als seine Finger über den Rocksaum hinaus glitten und nach der Spitze tasteten, die ihr Höschen säumte.

    „Mein Gott, was für ein Arschloch.“
    Eve knotete die feuchten Haare in ein Handtuch und drehte sich zu Felipe um, der auf ihrer Bettkante saß. Er hatte seine sorgenvolle Miene aufgesetzt, die er stets ausgrub, wenn er nicht sicher war, wie er reagieren sollte.
    „Danke“, sagte sie etwas freundlicher, „dass du vorbeigekommen bist.“
    „Kein Problem, ich schlafe nachts sowieso nie.“ Felipe hatte sich in einen Morgenmantel gewickelt, sein Haar war unfrisiert. Wahrscheinlich hatte sie ihn aus dem Tiefschlaf geklingelt. Eve spürte einen Stich ihres schlechten Gewissens.
    Er sah sie aus blutunterlaufenen Augen an. „Willst du mir sagen, was passiert ist?“
    Sie zupfte an ihrem Handtuch.
    „Und dir vorher etwas anziehen?“
    Eve nickte. Sie verspürte das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette, obwohl sie sich das Rauchen vor Jahren abgewöhnt hatte.
    „Deine Sachen sind übrigens dort drüben im Schrank“, erläuterte Felipe hilfsbereit, während sie sich unschlüssig im Kreis drehte.
    Sie ging zurück ins Bad, um in frische Kleider zu schlüpfen. Die blutverschmierten Jeans und die Bluse hatte sie sofort in die Waschmaschine geworfen.
    „Okay ...“ Eve brach ab, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht wusste, wo sie mit ihrer Erzählung beginnen sollte.
    „Es ist kompliziert“, half Felipe.
    „Es ist immer kompliziert.“
    „Willst du was trinken?“
    Sie nickte. Felipe nahm die Whiskyflasche aus dem Schrank. Er füllte Eiswürfel in zwei Gläser und goss ihres mit der goldglänzenden Flüssigkeit auf, während er sich Wasser einschenkte.
    „Wie kommt es eigentlich, dass du dich besser bei mir auskennst als ich selbst?“
    „Weil ich dich immer ins Bett bringe, wenn du dich mal wieder vor Kummer ins Koma getrunken hast.“ Er reichte ihr das Glas. „Cheers.“
    „Meine Theorie mit der Spezialeinheit hat sich übrigens bestätigt.“ Eve nahm einen tiefen Schluck und blinzelte Tränen aus ihren Augen, als die Flüssigkeit ihre Kehle in Flammen setzte. „Obwohl ich jetzt glaube, dass er eher ein Undercovercop ist.“
    „Aha.“
    „Und außerdem ist er ein Riesenarschloch.“
    „Ich nehme an, du sprichst von deinem Maler.“
    „Er ist nicht
mein
Maler, verdammt!“ Sie schlug eine Faust gegen die Wand. Das Zittern kehrte zurück. Die ganze Zeit hatte sie es mit wütender Entschlossenheit in Schach gehalten. Sie lehnte ihre Stirn an das kalte Fensterglas. Die Tränen flossen nun wie von selbst. Sie stand einfach da, zitterte und beobachtete, wie ihre Tränen den Boden benetzten. Ein krampfhaftes Schluchzen erschütterte ihren Körper.
    „Komm setz dich hin, dann weint es sich leichter.“
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und gehorchte. „Hast du ein verdammtes Taschentuch?“
    Schweigend reichte Felipe ihr die Küchenrolle. Eine Welle von Zärtlichkeit wallte in Eve auf.
    „Willst du es lieber morgen erzählen?“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bleib bitte hier.“
    Felipe streckte eine Hand aus und streichelte ihren Arm. „Hattet ihr ein Date?“
    „Wie man’s nimmt. Schwöre, dass du es niemandem erzählst.“
    „Ich schwöre.“
    „Es würde sowieso kein Mensch glauben.“
    „Wenn du es sagst.“
    „Hier ist die Kurzfassung.“ Sie zog ihre Beine an den Körper und legte die Arme um ihre Knie. „Ich habe dem Arschloch das Leben gerettet und zwei Gangster angeschossen, die mich nur durch Zufall nicht auch umgelegt haben, und dann hat er mich aus seiner Wohnung geworfen. Felipe, ich habe auf jemanden geschossen.“
    „Was?“
    Sie hatte es geschafft. Es war ihr gelungen, Felipe aus der Fassung zu bringen, ihren unerschütterlichen Fels in der Brandung, der auf alles eine Antwort hatte, auch wenn es eigentlich keine Antwort gab.
    „Ich schwöre, keine Drogen.“ Sie trank mehr von dem Whisky. Der Alkohol begann allmählich zu wirken. Sie fühlte sich bereits viel gefasster. „Ich kann dir zum Beweis meine Klamotten zeigen, sie sind voller Blut, und...“
    „Schon gut. Ich glaube dir. Was ist mit der Polizei?“
    „Keine Ahnung.“
    „Keine Ahnung?“
    „Ich hab sie nicht angerufen. Er wollte keine Bullen und kein Krankenhaus, obwohl er diese grässliche Messerwunde am Hals hatte, und ich schwöre dir, das ist das Merkwürdigste an der Sache ...“
    Felipe legte den Kopf
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