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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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schräg. „Ja?“
    Eve wurde heiß, als sie den Anblick der Wunde rekapitulierte. Sie sprang auf und griff nach ihrem Laptop. Ihr wurde beinahe schlecht, als sie länger darüber nachdachte. Wieso war niemand zuvor auf die Idee gekommen, dass es
zwei
Killer waren, die jede Nacht diese Morde verübten? Zwei Opfer für zwei Verrückte, das klang doch logisch. Sie klickte durch die Fotos.
    „Hier“, sagte sie und schob ihm den Computer zu.
    Felipe verzog angewidert das Gesicht. Er hob die Hände und drehte den Kopf zur Seite. „Nimm das sofort weg“, forderte er, „wenn du nicht willst, dass ich mich auf deinem Sofa übergebe.“
    Sie zog den Laptop zu sich zurück und musterte die blutverschmierte Wunde an der Kehle des Schwarzen.
    „Es sah fast genauso aus.“
    Wieso war ihr das vorher nicht aufgefallen? Wohl, weil sie zu aufgewühlt war und zu beschäftigt, die Nerven nicht zu verlieren. Aber jetzt, mit mehr Abstand, erschien es offensichtlich. Es passte alles zusammen. Alle Todesfälle hatten sich in Downtown L.A. ereignet, einer nur drei Blocks entfernt. Die Wunde wies Ähnlichkeit mit ihren Fotos auf. Und dass es zwei Killer waren, stärkte ihre Theorie. Selbst die Flucht der Männer nach Eves Eingreifen entbehrte nicht länger einer gewissen Logik. Falls die Morde irgendeinem bizarren Ritual folgten, hatte Eve das Muster gestört und diese Psychopathen vielleicht so sehr verunsichert, dass sie einen Rückzug als einzige Alternative angesehen hatten. Obwohl es ihnen ein Leichtes gewesen wäre, sie ebenfalls zu töten.
    Nur beim Opfer fand sich ein Bruch. Alan Glaser war kein Obdachloser, und die Killer waren offenbar in seine Wohnung eingedrungen. Fast, als hätten sie es gezielt auf ihn abgesehen.
    „Ich glaube, ich bin dem Downtownkiller begegnet“, sagte Eve. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, ein nachträgliches Entsetzen. „Und es ist nicht einer, es sind zwei.“
    Felipe stand auf, schüttete sein Wasser in die Spüle und schenkte sich Whisky ein. „Und du hast sie angeschossen“, wisperte er. „Eve, wie aufregend!“
    Sie stürzte den Rest des Alkohols herunter und reichte ihm das Glas, um es wieder aufzufüllen. „Ich weiß nicht.“ Sie wickelte das Handtuch von ihrem Kopf und fuhr sich durch die feuchten Locken.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, siedend heiß. Sie stürzte zur Waschmaschine und zerrte die stinkende Jeans heraus. Erleichterung überflutete sie, als sie den Zettel fand. Den hatte sie vollkommen verdrängt.
    „Das hat einer von ihnen verloren.“ Sie betrachtete den Fetzen Papier. Es war ein Rechnungsbeleg für eine Kreditkartenzahlung, 380 Dollar und 74 Cent. Valhalla, Hobard Boulevard. Der Name des Karteninhabers lautete Andrej Icoupov. Sie reichte Felipe die Rechnung. „Weißt du, wo das ist?“
    Er verzog das Gesicht zu einer anerkennenden Miene. „Nobel geht die Welt zugrunde.“
    „Du kennst es also?“
    „Schau bei Google nach.“
    Sie öffnete einen Browser und tippte den Namen und die Adresse des Lokals in die Suchzeile ein. Der zweite Treffer verwies auf eine Webseite, die allerdings nicht viel preisgab.
    „Sieht aus wie ein russischer Club mit Restaurant“, sagte sie. „Nord-Hollywood.“
    „Da gibt es eine russische Gemeinde“, bestätigte Felipe. „Ich bin mal an der Basilika vorbeigefahren. Sie hat vergoldete Zwiebeltürme.“
    Eve klappte ihren Schreibblock auf. „Sieh dir das an“, sagte sie. „Das hat einer der Killer auf seinen Fingern.“ Sie zeigte ihm die Seite, wo sie die Zeichen aufgemalt hatte.
    P O Г N.
    „Ein P, ein O, ein rechter Winkel und ein N.“ Eve runzelte die Stirn. „Keine Ahnung, was es bedeutet.“
    „Du hast seine Hand gesehen?“, fragte Felipe.
    „Nein, einen Abdruck.“ Sie drehte ihm das Laptop mit dem Foto zu.
    „Und das ist vom Downtownkiller?“
    Sie nickte.
    Er betrachtete das Bild eine Zeitlang. Plötzlich grinste er. „Kannst du Russisch?“
    Eve schüttelte den Kopf. „Ich kann ein paar Brocken Arabisch und leidlich Hebräisch, und ich finde, das sind genug abgefahrene Sprachen. Da muss ich nicht auch noch Russisch lernen.“
    „Wenn du es könntest, wüsstest du, dass das hier kyrillische Buchstaben sind.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber zum Glück hast du ja mich.“
    „Woher zur Hölle kannst du Russisch?“
    „Erinnerst du dich an Wassili?“
    Sie verdrehte die Augen. Natürlich erinnerte sie sich an Wassili. „Der Typ, den du heiraten wolltest, und der dir zwei Monate später
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