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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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sagte Kain.
    Während der Mann bewusstlos gewesen war, hatte Kain ihn an einen der Stahlträger gefesselt, die Arme über Kopf, so dass der Körper knapp über dem Boden pendelte. „Fürchtest du dich?“
    „Was willst du?“, fragte René.
    Am Horizont hinter blinden Fensterscheiben dämmerte der Tag herauf. Kain lauschte dem Rauschen des Freeways zu ihren Füßen. Die Stadt erwachte aus ihrem unruhigen Schlaf.
    „Ich benötige eine Auskunft.“ Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Pfeiler und ließ sich daran zu Boden gleiten. Entspannt streckte er ein Bein aus und blickte hoch in das Gesicht des Mannes.
    „Warum dann das hier?“ René bog den Kopf zurück. „Warum hast du nicht einfach gefragt?“
    „Ich war mir nicht sicher, ob du mit mir reden willst.“ Kain betrachtete die Pistole in seinen Händen. „Also habe ich Vorkehrungen getroffen.“
    „Du hättest es versuchen können.“ Renés Wangenmuskeln spannten sich. Die zweite Welle überrollte seinen Körper.
    Kain wartete, bis der Mann wieder sprechen konnte. Er sah zu, wie René sich wand, wie die Haut an seinen Handgelenken aufriss. Blut lief in einem dünnen Rinnsal den Unterarm hinab und sammelte sich an seinem Ellbogen. Der Tropfen zitterte im dämmrigen Licht, löste sich und fiel hinunter in die Lache unter den Füßen des Mannes. Der metallische Geruch reizte Kains Sinne, berührte ihn aber nicht. Er war satt, auf dem Zenit seiner Kraft.
    „Kennst du einen Mann namens Mordechai?“
    „Mordechai?“ Renés Züge verzerrten sich, er lachte. Es war ein wütendes Lachen, ein rauer, schleifender Ton. „Bist du hinter ihm her?“
    Kain starrte zu ihm hoch. Das Lachen versickerte in einem lang gezogenen Schrei, als die Schmerzen den Mann überwältigten. Er wand sich, sein Kopf schnellte zurück in den Nacken, er brüllte wie ein Tier.
    „Kennst du ihn?“
    Renés Brust hob und senkte sich in gewalttätigen Zügen, als die Attacke abflaute. „Hol mich hier runter“, krächzte er. Seine Stimme versagte und mündete in einem Hustenanfall.
    „Nein“, sagte Kain.
    „Ich bin kein Freund von Mordechai.“
    Kain hob die Desert Eagle und drückte ab. Die Kugel durchschlug Renés Knie. Blut spritzte in einem langen Faden gegen die Wand hinter ihm. Renés Gesicht verlor alle Farbe. Seine Pupillen glänzten fiebrig.
    „Ich habe die Waffe“, erklärte Kain. „Ich mache die Regeln.“
    „Jemand wird die Schüsse hören“, flüsterte René.
    „Nein.“ Kain legte die Pistole neben sich auf den Boden. „Nebenan ist eine Baustelle. Hörst du den Presslufthammer? Wir können uns hier tagelang miteinander beschäftigen. Und nun zurück zu Mordechai.“
    René krümmte sich unter einem neuen Hustenanfall. „Mordechai ist mächtig“, sagte er. Blutbläschen zerplatzten auf seinen Lippen. „Der Bastard macht seine eigenen Gesetze.“
    „Er lebt in der Stadt?“
    „Er hat seine Festung in Long Beach. Carnegies Export-Import.“
    „Was ist das?“
    „Ein Frachtkonzern. Er hat ein Areal am Hafen.“
    „Und sein Versteck?“
    „Er bewohnt die beiden oberen Stockwerke eines Bürogebäudes auf dem Gelände. Das wissen wir von einem Informanten. Niemand dringt zu ihm vor, wenn er das nicht will.“
    „Niemand ist unbesiegbar“, sagte Kain. Die Behauptung dieses Mannes schürte Groll in seiner Kehle. Er verspürte den Wunsch, ihn zu schlagen. „Nicht einmal Mordechai.“
    „Versuch dein Glück.“ René entblößte seine Zähne. „Wir haben es nicht geschafft. Und wir sind viele.“
    „Wir?“
    „Die Garde.“
    „Die Garde“, wiederholte Kain. Er stand wieder auf und trat dicht an den Mann heran. „Du gehörst zur Garde?“
    René nickte. Sein Atem rasselte. „Mach mich los. Wir kämpfen auf der gleichen Seite.“
    „Wer führt die Garde in Los Angeles?“
    „Katherina Petrowska. Das ist allgemein bekannt.“
    Der Name sagte ihm nichts. Aber es war auch nicht wichtig. Kain hatte sich nie für die Geschichte seiner Spezies interessiert. Er kannte die großen Führer nicht.
    Jeder konnte sterben. Das war es, was zählte. Das verlieh ihm Stärke. Sie nicht zu unterschätzen, und dennoch zu wissen, dass sie sterblich waren.
    „Und Mordechai ist euer Feind?“
    „Er bricht die Regeln.“
    „Und ihr verfolgt Gesetzesbrecher.“ Kain lächelte spöttisch. „Was ist mit Mordechais Leuten?“
    „Was soll mit ihnen sein?“
    „Sie müssen seine Schwächen kennen.“
    René stieß einen Laut aus, der zuerst wie ein Wimmern klang, den Kain

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