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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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die Wohnung leer geräumt hat.“
    „Ich habe Russisch gelernt, nur für ihn.“ Er drehte bedauernd die Handflächen nach oben. „Ein schöner Schmetterling. C’est la vie.“ Seine Aufmerksamkeit richtete sich zurück auf das Bild. „Dein N ist ein spiegelverkehrtes russisches I, das P ein R und der rechte Winkel ein G. Hier steht IGOR, wenn du es richtig herum liest.“
    Eve starrte ihn an. „Du solltest Detektiv werden.“
    Felipe lächelte maliziös.
    „Igor“, konstatierte sie. „War das nicht der Typ, den Frankenstein aus Leichenteilen zusammengeschustert hat?“
    „Du schaust zu viele schlechte Filme. Igor ist ein russischer Vorname.“
    „Klar.“ Sie betrachtete ihr Whiskyglas. Manchmal hatte Felipe keinen Humor. „Ein russischer Name und ein russisches Restaurant.“
    „Deine Downtownkiller gehören zur russischen Mafia“, schlug Felipe vor.
    „Hoffentlich nicht. Und falls doch, was zur Hölle hat Alan Glaser mit der russischen Mafia zu tun?“
    „Du meinst, als Undercoveragent? Das macht doch Sinn.“
    „Ja, macht es.“ Sie stürzte den Rest ihres Whiskys herunter. Ihre Zunge wurde allmählich schwer. „Trotzdem ändert es nichts daran, dass er ein Arschloch ist.“

    „Du bist süß“, murmelte Kain. Seine Zunge glitt von Lenas Zähnen ab, er richtete sich auf. „Aber ich muss leider los.“
    Er malte mit dem Finger eine glänzende Spur auf ihren Schenkel, während er über ihre Schulter hinweg beobachtete, wie sein Opfer zum Ausgang strebte. Der Mann hatte sich von seiner Gefährtin verabschiedet. Umso besser. So würde er sie wenigstens nicht aus dem Weg räumen müssen. Heute Nacht hatte er keine Lust auf Spielchen.
    „Gibst du mir deine Telefonnummer?“, fragte Lena.
    Sie versank beinahe in den tiefen Polstern des Sessels. Bläuliches Licht streifte ihr Haar und verlieh den farbigen Strähnen einen unwirklichen Schimmer. Lächelnd drehte er sich um und drängte sich durch die Menschen, die dicht den Korridor bevölkerten. Lena folgte ihm nicht. Lena war betrunken und glücklich. Vielleicht würde sie von ihm träumen, später. Der Gedanke erheiterte ihn.
    Zwischen einer Gruppe koreanischer Mädchen schob er sich ins Freie. Er entdeckte sein Opfer ein paar Meter die Straße hinunter und folgte ihm ohne Hast. Der Mann bog an einer Kreuzung ab und hielt auf eine Parkgarage zu. Gut.
    Kain lief schneller und betrat kurz hinter dem Mann das Treppenhaus. Über seinem Kopf hörte er die Schritte des anderen auf dem Betonboden. Im Laufen zog er die Desert Eagle aus dem Hosenbund. Er machte sich nicht die Mühe, den Schalldämpfer aufzuschrauben, obwohl die Schüsse Passanten alarmieren mochten. Wenn die Polizei eintraf, würde er längst weg sein.
    Auf der dritten Parkebene holte er sein Opfer ein. Der Mann ging auf einen frei stehenden Nissan Explorer zu. Bevor er reagieren konnte, feuerte Kain die erste Kugel ab. Der Knall brach sich an den Betonwänden und setzte sich in Echos fort. Der Mann wurde von der Wucht des Einschlags rücklings gegen einen Pfosten geschleudert, kam aber wieder auf die Füße. Kain korrigierte den Winkel der Waffe und drückte ein zweites Mal ab. Und noch einmal, bis er so nahe war, dass er den anderen greifen konnte. Er drehte die Pistole und schmetterte den Griff mit solcher Gewalt gegen die Schläfe des Mannes, dass die Haut aufplatzte und Blut über die Wange strömte.
    Auch wenn sich jemand ihrer Art mit ein paar Schüssen nicht umbringen ließ; er konnte ebenso das Bewusstsein verlieren wie ein gewöhnlicher Mensch. Und war dann ebenso hilflos.
    Schwer sackte der Körper zu Boden.
    Kain suchte nach den Wagenschlüsseln in den Taschen des Mannes und entriegelte den Pickup. Er fesselte die Hand- und Fußgelenke seines Opfers mit Kabelbinder und hievte den Mann auf die Rückbank. Ohne Hast lud er seine Waffe nach und legte sie neben sich auf den Beifahrersitz.
    Niemand hielt ihn auf, als er zum Ausgang rollte und das Parkticket aus der Jackentasche des Mannes in den Automaten schob.
    „Wie heißt du?“, fragte Kain.
    Der Mann starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Schweiß bedeckte sein Gesicht, er zitterte am ganzen Körper. Der Heilungsprozess hatte bereits eingesetzt.
    „René“, stieß er hervor. „Ich heiße René.“
    Abrupt verstummte er, als eine Schmerzwelle seine Muskeln verkrampfte. Kain sah zu, wie der Mann einen Schrei niederrang. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Hier würde ihn niemand hören.
    „Du bist vom Blut“,
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