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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Name kam ihm vage bekannt vor. Vielleicht hatte er ihn auf einer der Listen gesehen. Sie bezahlten eine Menge Leute da draußen, um sicherzustellen, dass sich niemand in die Geschäfte von Carnegies Export-Import einmischte.
    „Julio hat Neuigkeiten für uns.“
    Der Latino nickte. Mordechai witterte seine Nervosität. De la Torre schwitzte, seine Finger bewegten sich unablässig.
    „Sir“, begann er. „Ich fühle mich geehrt, Sie kennen zu lernen, Sir.“
    Mordechai schenkte ihm ein dünnes Lächeln. Julio log. In Wirklichkeit wünschte er sich nichts sehnlicher, als aus dem Raum fliehen zu können. Er hatte von Mordechai gehört, und nun, Auge in Auge, schüchterte seine Präsenz ihn ein.
    „Es gibt ein Gerücht, Sir.“ Julio wechselte einen raschen Blick mit Ravin. „Es heißt, dass ein Mann namens Kain in der Stadt ist. Ein Auftragskiller.“
    Für eine Sekunde verlor Mordechai die Kontrolle. Er zuckte innerlich zusammen. Der Boden unter seinen Füßen schien sich zu verschieben.
    Kain.
    Der Name durchschlug die Schichten seines Bewusstseins und breitete sich aus wie die Druckwelle einer Explosion.
    „Angeblich hat er zwei Menschen getötet“, fügte Julio hinzu.
    Mordechai starrte ihn an. „Woher weißt du das?“
    „Mein Bruder ist beim LAPD. Sie haben Zugriff auf die Überwachungssysteme .... ich dachte, weil Ravin sagte, es könnte wichtig sein.“ Er brach ab.
    „Sprich weiter“, forderte Mordechai.
    „Die Jungs in Baldwin Village sagen, der Kerl wurde angeheuert, um Paul Lindsey umzulegen.“
    „Lindsey war mal groß mit de Vito im Geschäft“, warf Ravin ein. „Und hat letztes Jahr als Kronzeuge gegen ihn ausgesagt. De Vitos Leute haben ihn irgendwann aufgespürt, trotz Zeugenschutzprogramm.“
    Julio kicherte nervös. „Aber der Mann war nicht totzukriegen. Ich habe Geschichten gehört ... jedenfalls sagen sie, Kain hätte es geschafft.“
    „Dein Bruder hat es in den Unterlagen?“, fragte Ravin.
    Julio nickte. „Paul Lindsey wurde in seinem Haus erschossen, dann hat der Killer es niedergebrannt. Ist nicht viel von ihm übrig geblieben.“ Er straffte die Schultern. „Mein Bruder sagte, dass sie heute früh noch eine verkohlte Leiche in einem Lagerhaus in Downtown gefunden haben, und eine Patronenhülse, die wahrscheinlich aus derselben Waffe stammt wie die, mit der Lindsey umgelegt wurde.“
    „Der Tote ist René Moreau“, sagte Ravin. „Einer von Katherinas Leutnants.“
    Mordechais Gedanken kreisten schneller. Er sah seinen Hauptmann an, tauschte einen Blick mit Naveen. Sie mussten sich beraten. Rasch. Und ohne den Menschen, in dessen Gegenwart sie nicht offen reden konnten.
    „Ich denke, er ist auf der Suche nach Ihnen“, sagte Naveen, nachdem Ravin mit Julio den Raum verlassen hatte.
    Mordechai nickte schweigend. Kain, der jüngste seiner Söhne, war also zurückgekehrt. Er schloss die Augen für einen Atemzug. Kain, der Widerspenstige. Das Hurenkind.
    „Er ist Ihnen sicher nicht freundlich gesinnt“, fügte Naveen hinzu.
    Nein, vermutlich nicht.
    Mordechai spürte einen Anflug von Bedauern. Er hatte Kain aus den Augen verloren, im trägen Fluss der Jahre. Ein Killer war aus seinem Sohn geworden, etwas, das zu seinen Genen passte. Lange hatte Mordechai gehofft, ihn für seine Ziele gewinnen zu können. Doch Kains Wut war wie Lava, ein brennender Strom, der sich unaufhaltsam vorwärts wälzte und nicht gebrochen werden konnte. Es war ein Fehler gewesen, den Jungen bei der Mutter zu lassen. Ein Fehler, den er zu spät bemerkt hatte. Und dann, als er ihn korrigierte, hatte Kains Wut sich in Hass verwandelt.
    Die Tür öffnete und schloss sich mit einem leisen Zischen, als Ravin zurückkehrte. „Sollen wir ihn aufspüren?“, fragte der Hüne.
    Mordechai sah ihn an. „Er kommt zu uns, keine Sorge. Er sucht bereits nach mir. Ich denke, er hat sich einfach den nächstbesten Schattenläufer geschnappt, und das war dieser Moreau. Und dann hat er ihn auf gut Glück ausgequetscht, in der Hoffnung, eine Spur zu finden. Pech für den Mann.“
    „René ist nicht gerade das, was ich als leichte Beute bezeichnen würde“, sagte Ravin.
    „Nicht gut genug für Kain.“ Ein absurder Stolz erfüllte Mordechai. Trotz allem, was sie entzweit hatte, Kain war noch immer sein Abkömmling, ein Erbe seines Blutes. In ihm pulsierte die Stärke seines Vaters.
    „Katherina wird wütend sein.“
    Mordechai zuckte mit den Schultern. Katherinas Zorn berührte ihn nicht. „Was ist mit diesem

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