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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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gesehen.“
    „Das liegt daran, dass ich zum ersten Mal hier bin.“
    „Gefällt es dir?“
    „Es ist nett. Sehr charmant.“
    „Der Besitzer bezeichnet es als Hommage an den Glanz der Zaren.“
    Daniel begann seine Scheu abzulegen. Das lief gut. Gleich der erste Wurf ein Treffer. „Wie die rauschenden Feste im Winterpalast?“, fragte sie.
    „So was in der Art. Keine Ahnung.“
    Eve beugte sich ein wenig vor. Sie spürte, wie der Stoff eine kleine Wölbung über ihrem Dekolleté formte. „Was machst du, wenn du nicht gerade Drinks im Valhalla mixt?“
    „Was meinst du?“
    Sie glaubte, ihn leicht erröten zu sehen, obwohl das bei dem dämmrigen Licht nicht genau zu sagen war. Seine Fingerspitzen verrieten, dass er aufgeregt war.
    „Ich meine, was machst du tagsüber?“
    „Ich bin Schauspieler.“
    Klar, was sonst. Wahrscheinlich hatte keine Stadt auf der Welt so viele gutaussehende Kellner wie Los Angeles, eine Legion von Jungs, die eigentlich Schauspieler oder Models werden wollten.
    „Cool“, sagte sie. „Und wie läuft’s so damit?“
    „Geht so.“ Er zuckte mit den Schultern. „Noch bin ich ja hier.“
    „Ist bestimmt nur eine Frage der Zeit.“ Eve beugte sich weiter über die Bar. „Du hast ein Charaktergesicht.“
    Jetzt errötete er wirklich, während er zugleich versuchte, ihr nicht in den Ausschnitt zu starren. Irgendwie süß.
    „Hey Daniel, wenn du jeden Abend hier arbeitest, kennst du sicher eine Menge Leute, oder?“
    „Geht so.“
    „Ich bin mit jemandem verabredet.“
    „Und bist auf der Suche nach ihm?“
    Sie nickte.
    „Und denkst, ich kenne ihn?“
    „Er ist Russe.“
    „Das trifft hier auf jeden Zweiten zu.“
    „Er heißt Andrej Icoupov.“
    „Keine Ahnung.“
    „Und er hat tätowierte Finger.“ Eve drehte ihre Handfläche nach oben und berührte die unteren Fingerglieder. „Hier. Es ist IGOR eingraviert. Russische Buchstaben.“
    Etwas trat in Daniels Blick, das sie alarmierte. „Was ist?“
    „Du kennst diesen Kerl?“, wollte er wissen.
    „Nicht gut. Von einer Party. Warum?“
    Daniel brachte sein Gesicht dicht an ihres, seine Stimme senkte sich. „Das ist einer von diesen Verrückten. Zwei Brüder, die sind vor ungefähr zwei Wochen aufgetaucht. Die gehören zu jemandem, der mit dem Boss befreundet ist. Deshalb können sie sich aufführen wie Arschlöcher.“
    „Was meinst du damit?“
    „Sie tun, was ihnen gefällt. Belästigen die Mädchen.“ Er redete sich in Rage. „Und wenn jemand was sagt, werden sie handgreiflich. Aber wir können nichts machen. Der Boss meint, sie gehören zu Mordechai. Sie sind unantastbar.“
    „Wer ist Mordechai?“
    Daniel zögerte. „Ich sollte dir das nicht erzählen. Es geht mich eigentlich nichts an.“
    „Nein, ist okay“, versicherte Eve. Sie stellte ihr Glas ab und stützte ihren Arm auf die Theke. Wie zufällig berührte sie Daniels Hand. „Ich bin froh, dass du es mir erzählst. Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung.“
    Das schien ihn zu ermuntern.
    „Mordechai ist eine große Nummer“, fuhr er fort. Seine Stimme sank soweit herab, dass Eve ihn kaum noch verstehen konnte. „Die Leute reden alles Mögliche. Keine Ahnung, was davon stimmt. Ich schätze, er hat Dreck am Stecken. Vielleicht Drogen oder Waffen.“ Er machte eine Kopfbewegung zu einer Kellnerin, die ein Stück entfernt an einer Kasse hantierte. „Der Boss hat Angst vor ihm. Sprich mal mit Nastasja, wenn du mehr über deinen Russen hören willst.“
    In Eve wallte Hochstimmung auf. Ein echter Glückstreffer. Jetzt musste sie nur aufpassen, dass der Faden nicht wieder abriß.
    „Meinst du, ich kann sie einfach fragen?“
    Daniel richtete sich auf. „Nastja!“, rief er zu der Frau herüber. „Nastja, kommst du mal?“
    Die Kellnerin blickte auf. Sie war ähnlich kostümiert wie die anderen Mädchen, die im Club arbeiteten. Eine weiße Lockenperücke thronte auf ihrem Kopf und bildete einen leuchtenden Kontrast zu ihrer Seidenkorsage. Samtstiefel mit goldbestickten Stulpen verhüllten ihre Knie.
    „Das ist Eve“, erklärte Daniel. „Sie hat eine Verabredung mit einem von den Verrückten. Erzähl ihr, auf was sie sich einlässt.“
    Nastasja maß Eve mit einem langen Blick. „Sie ist erwachsen“, sagte sie, an Daniel gewandt. „Sie wird schon wissen, was sie tut.“
    „Bitte, Nastja.“
    Die Frau gab ihm ein entnervtes Lächeln. Dann schaute sie Eve ins Gesicht. „Kommst du mit raus, auf ’ne Zigarette?“
    „Klar.“ Eve drückte

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