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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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blauen Riemchensandalen.
    Sie schlüpfte aus den Schuhen und kehrte zurück an ihren Laptop. Erneut überflog sie den bisherigen Text und wägte ab, ob sie die Handabdrücke jetzt schon bringen, oder besser aufsparen sollte für die Fortsetzung. Schließlich griff sie nach dem Handy und rief Greg La Rosa an.
    „Kriegst du den Artikel heute fertig?“, fragte Greg zur Begrüßung.
    „Ich habe neues Material.“ Es versetzte sie in Hochstimmung. „Und es ist heiß, Baby.“
    „Hast du deinen Deal mit dem LAPD erneuert?“
    „Du meinst mit Mark?“ Ihr wurde bewusst, dass sie seit ihrem ersten Zusammenstoß mit den Downtownkillern vor zwei Tagen überhaupt nicht mehr an Mark gedacht hatte. „Ich brauche ihn nicht, okay? Ich sage es dir noch einmal, ich habe andere Quellen. Das kannst du auch jedem sagen, der denkt, dass die blonde Schlampe in Marks Bett irgendeinen Einfluss auf meine Arbeit hat.“
    „Reg dich nicht auf“, erwiderte Greg in beschwichtigendem Tonfall. „Ich sage ja gar nichts.“
    Eve fuhr sich mit einer Hand durch die feuchten Locken. „Ich ermittle jetzt selbst. Glaub mir, es fühlt sich gut an, nicht länger von Leuten abhängig zu sein, denen du ein Date versprechen musst, damit sie dich durch die Absperrung lassen.“ Unwillkürlich verzog sie den Mund zu einem Lächeln. „Beim Mord in der Hill Street war ich als Erste am Tatort. Ich habe da ein paar Hinweise gefunden.“ Sie dachte an die Restaurantrechnung, die Andrej auf dem Dach verloren hatte. Diesen Teil der Geschichte würde sie auslassen. „Ich schätze, ich bin dicht dran.“
    „Du willst sagen, du weißt mehr als die Cops?“
    Sie wickelte eine Locke um ihren Finger. „Da bin ich mir sicher.“
    „Süße“, Besorgnis schwang in Gregs Tonfall, „mach keinen Scheiß. Du sollst eine Reportage schreiben, nicht die Welt retten. Du wirst keine unnötigen Risiken eingehen, oder?“
    Risiken? Welche Risiken? Was gab es noch zu fürchten? Jetzt, wo ihre Verletzungen mit Lichtgeschwindigkeit heilten? „Ich bin okay“, sagte sie. „Hör mal, ich muss dich was fragen.“
    „Klar.“
    „Ich habe eine Idee, wer die Downtownkiller sind.“ Sie hörte ihn scharf einatmen. „Ich habe Indizien. Soll ich die jetzt schon bringen, oder für die nächste Folge zurückhalten?“
    „Du willst damit sagen, dass du die Identität des Killers kennst?“ Gregs Stimme klang alarmiert. „Die Bullen aber nicht? Kannst du das noch mal wiederholen, bitte?“
    „Ich weiß es nicht sicher“, wich sie aus. „Ich kann es noch nicht beweisen.“ Das Gespräch verlief nicht so, wie sie es geplant hatte.
    „Du solltest wirklich ...“
    „Was?“, unterbrach sie ihn. „Mark, das Arschloch Johnson anrufen und ihm einen Ermittlungserfolg schenken, nachdem er mir meine Quellen gekappt hat?“ Sie sprang auf und begann, durch die Wohnung zu laufen. „Das meinst du nicht ernst!“
    „Aber hier geht es nicht um Mark oder dich. Sondern darum, ob heute Nacht wieder zwei Menschen sterben, und ob du es verhindern kannst.“
    Eve spürte einen Stich Schuldgefühl. In den Nachrichten hatte sie zwar nichts über weitere Tote gehört, war allerdings nicht sicher, ob sie nicht etwas überlesen hatte. Tatsächlich schien es, als habe Andrejs Tod die Morde vorläufig gestoppt.
    „Gab es letzte Nacht neue Opfer?“
    „Nein.“
    „Und auch nicht vorletzte Nacht?“
    „Warum fragst du?“
    „Nur so.“ Warum war Andrejs Leiche eigentlich noch nicht in den Nachrichten aufgetaucht? Vielleicht, weil jemand sich darum gekümmert hatte?
    „Wenn die Information so kritisch ist“, beharrte Greg, „solltest du sie wirklich ans LAPD weitergeben.“
    Vielleicht hatte er recht. Vielleicht sollte sie ihren Stolz herunter schlucken und den verdammten Anruf machen. Aber was sollte sie sagen? Sie würde erklären müssen, wie sie den Icoupovs auf die Spur gekommen war. Mark würde ihr Diebstahl von Beweismitteln unterstellen, wenn sie ihm die Restaurantrechnung zeigte. Und schließlich, was änderte es? Andrej Icoupov war tot, und die Chancen standen gut, dass sein Bruder allein die Lust auf nächtliche Mordzüge verlor. Wenn sie Mark von ihrem Verdacht erzählte, ohne ihre beiden Zusammenstöße mit den Killern zu erwähnen, blieb ihre Story dünn. Kein Mensch würde ihr glauben.
    „Okay“, sagte sie, damit Greg Ruhe gab, „ich denke darüber nach.“
    Ernüchtert legte sie auf. Sie blieb eine Zeitlang am Fenster stehen und betrachtete den großen schwarzen Falter, der

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