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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Maler, der eigentlich ein Undercovercop ist und Schusswunden durch Handauflegen heilt?“ Ihr stieg das Blut in die Wangen. Felipe fuhr fort, durch den Papierstoß zu blättern. „Was ziehst du an?“
    „Keine Ahnung. Das rote Kleid ist Geschichte.“
    „Du wirst ein neues kaufen müssen.“ Er fischte eine Seite heraus. „Was ist das?“
    Eve betrachtete das Bild, das unterhalb des Textes eingefügt war. Es war ein Foto, das bereits vergrößert auf ihrem Schreibtisch lag.
    „Was steht dazu in der E-Mail?“, fragte sie.
    „Hier ist ein Foto vom Objekt“, rezitierte Felipe. „Sag ihm, dass wir bis morgen abend mehr anfertigen und per Expresskurier schicken.“ Er blickte auf. „Das ist alles. Der Absender ist ein Aleksandr Demidhin.“
    Das Bild zeigte eine liegende Statue in einer Glasvitrine, die aus glänzend weißem Stein geschnitten war. Vielleicht Alabaster oder eine besondere Art von Marmor. Die Aufnahme war unscharf, körnig und nicht sehr groß.
    „Sieht babylonisch aus“, mutmaßte Felipe. „Oder persisch?“
    „Jedenfalls alt. Es muss in einem Museum fotografiert worden sein.“
    „Wie ich dir sagte, du brauchst einen Experten.“
    „Ja. Aber einen, der keine dummen Fragen stellt.“
    „Weil das dein Part ist, schon klar.“ Felipe trommelte mit den Fingerspitzen auf die Granitplatte. „Vielleicht wüsste ich jemanden für dich.“
    „Wirklich?“
    Er lächelte. „Katherina Petrowska. Du hast sie wahrscheinlich sowieso schon getroffen.“
    Eve stellte das Glas ab. „Die Galeristin? Woher kennst ausgerechnet du sie?“
    Entrüstet erwiderte er ihren Blick. „Ich kenne viele Leute, Schätzchen. Zufällig sind wir beide in der Western Heritage Association und haben schon ein paar Mal miteinander zu Abend gegessen. Katherina ist eine sehr niveauvolle und gebildete Frau.“
    „Daran zweifle ich nicht.“ Eve musste lachen. „Außerdem erzeugt sie durch ihre bloße Anwesenheit in einem Raum Trauben von männlichen Besuchern.“
    „Dazu kann ich nichts sagen“, erklärte er schnippisch.
    „Schon gut“, sie tätschelte seine Hand, „ihr seid befreundet. Tut mir leid. Ich bin selbstsüchtig. Ich will immer nicht wahrhaben, dass du auch noch mit anderen Frauen befreundet bist außer mit mir.“
    „Aber du bist die Beste.“
    „Ja, weil ich dich mit Ballettkarten besteche. Grand Circle, erste Reihe.“
    „Ich denke an nichts anderes.“ Wieder blickte er auf das verwaschene Foto. „Was du vielleicht nicht weißt, ist, dass Katherina Spezialistin für vorderasiatische Kunst- und Kulturgeschichte ist. Sie fertigt Gutachten für Museen und private Sammler an.“
    „Und du meinst, sie stellt keine dummen Fragen?“
    „Nicht, wenn ich sie darum bitte.“
    Eve dachte an ihr Gespräch früher am Tag, als sie Katherina um Alans Telefonnummer gebeten hatte und sich dabei des Gefühls nicht hatte erwehren können, dass Katherina genau wusste, dass sich hier private und berufliche Interessen mischten. Und dass Eves Stimme sie verraten hatte.
    „Glaubst du“, murmelte sie.
    Felipe lächelte großmütig. „Hast du eigentlich die Nachricht auf Icoupovs Handy abgehört?“
    „Der Anrufer hat nicht auf die Mailbox gesprochen. Ein Freund von mir überprüft die Nummer.“

    Je länger Alan darüber nachdachte, desto mehr festigte sich seine Überzeugung, dass nicht Andrej Icoupov der Mann gewesen war, gegen den er auf dem Dach seines Hauses gekämpft hatte. Andrej hatte ihm gestern Nacht zum ersten Mal gegenübergestanden, und sein Erstaunen war echt gewesen.
    Damit stellte sich wieder die Ausgangsfrage. Wer waren die beiden Männer, die vor zwei Tagen versucht hatten, ihn zu töten? Und wenn es sich dabei nicht um die Icoupov-Brüder handelte, wie hoch standen die Chancen, dass ein Paar, das ihnen ähnelte, zur gleichen Zeit die Straßen von Downtown heimsuchte? Nachahmer? Aber warum hatten sie ausgerechnet ihn ins Visier genommen, und nicht eine leichtere Beute?
    Er lehnte sich aus dem Fenster und betrachtete die Fassade des 717 auf der gegenüberliegenden Seite. Eve lebte hinter einer dieser Scheiben. Vielleicht stand sie dort, in genau diesem Moment, und beobachtete ihn durch das spiegelnde Glas.
    Noch immer konnte er kaum fassen, dass sie ihn angerufen und ein Date vorgeschlagen hatte. Der Gedanke schickte einen Hitzeschauder durch seinen Körper. Er wusste, dass sie eigentlich eine Ablenkung war, dass er sich lieber auf seine unmittelbaren Probleme konzentrieren sollte. Doch sie hatte sich

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