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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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am unteren Rand der Scheibe klebte. Flatternd stieß er gegen das Glas. Ihr Hochgefühl war verflogen. Sie setzte sich zurück an ihren Schreibtisch, doch ihre Finger auf der Tastatur fühlten sich taub an. Wieder warf sie einen Blick auf das Foto mit dem blutigen Handabdruck, dann tippte sie einen neuen Absatz:
    In der Nacht zum zwölften November tötete der Killer einen weiteren Obdachlosen, Joe Gonda, und stieß ihn danach vom Dach der Parkgarage, auf der der Mann sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Dabei hinterließ er einen blutigen Handabdruck auf der Brüstung
.
    Stolz keimte in ihr auf und vertrieb den schalen Geschmack. Nun dachte sie doch an Mark Johnson. Und plötzlich kehrte die Befriedigung zurück, mit jedem Wort, das sie in die Tasten hämmerte.
    Zwei Stunden später tauchte Felipe auf. Unter seinem Arm klemmte ein Stoß Papier.
    „Wow“, sagte er, als Eve ihn in die Wohnung bat, „tolles Kleid.“
    Sie drehte sich. „Ich habe überlegt, ob ich meine Fußnägel lackieren soll.“
    Felipe hob eine Augenbraue. „Dein Maler muss ein toller Typ sein.“
    „Musst du nicht arbeiten?“
    „Muss ich auch.“ Er wedelte mit den Seiten. „Ich wollte dir nur das hier vorbeibringen.“
    „Die russischen E-Mails?“ Ein kleiner Schwall Wärme stieg in ihr auf. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich so beeilen würde. „Du bist der Beste.“
    „Dieser Andrej Icoupov ist ein Unterhändler.“ Felipe setzte sich aufs Sofa und legte den Papierstoß vor sich ab. „Er verhandelt einen Kunstdeal für seinen Boss, Aleksandr Demidhin. Der Käufer ist ein Kerl namens Mordechai.“ Er sprang wieder auf und drückte seine Finger gegeneinander. Eve spürte, wie seine Aufregung auf sie übersprang. „Es geht um einen Ring und um ein Objekt, das sie als Abbild bezeichnen. Ich glaube, sie meinen diese persische Statue auf dem Foto.“
    „Ein Ring, ja?“, wiederholte Eve. Ihr Blick wanderte zu dem glänzenden Schmuckstück auf ihrem Schreibtisch.
    „Die Stücke müssen sehr wertvoll sein. Icoupovs Boss verlangt 25 Millionen.“
    „25 Millionen Rubel?“
    „US-Dollar, Schätzchen.“ Felipe grinste schief. „Dieser Mordechai scheint ein reicher Mann zu sein. Er hat die Hälfte der Summe bereits bezahlt.“
    „Glaubst du, dieser Ring ...“
    „Ist der, den du Icoupov abgenommen hast?“ Felipe runzelte die Stirn. „Alt genug sieht er jedenfalls aus.“
    Eve fröstelte. Wenn der Ring so viel wert war, würde jemand ihn wiederhaben wollen. Plötzlich war sie nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, den Ring einem fremden Menschen zu zeigen, Experte hin oder her.
    „Ich habe mit Katherina Petrowska gesprochen“, sagte Felipe. „Du könntest bei ihr vorbeifahren, morgen nachmittag. Sie hat ihr Haus in Malibu.“
    „Was glaubst du, wie viele von den 25 Millionen stecken im Ring? Ich meine, wie hoch ist die Chance, dass diese Katherina mich niedersticht und meine Leiche in ihrem Garten vergräbt, um den Ring für sich zu behalten?“
    Felipes Grinsen wurde breiter. „Soll ich mitkommen und dich beschützen?“
    „Weil sie vielleicht Hemmungen hat, uns beide umzubringen?“
    „Im Ernst, Katherina ist vertrauenswürdig. Außerdem dürfte sie wohlhabend genug sein, um der Versuchung zu widerstehen. Warte, bis du ihr Haus siehst.“ Er schlenderte zum Schreibtisch, hob den Ring hoch und hielt ihn gegen das Licht. „Unglaublich“, sinnierte er, „dass jemand so viel Geld für so einen Klunker bezahlt.“
    „Er ist hübsch.“
    „So hübsch nun auch wieder nicht.“ Felipe rümpfte die Nase. „Eigentlich sieht er aus wie der Ring des Zauberers von Oz.“
    Eve musste lächeln.
    „Icoupovs Boss erwähnt eine Übergabe.“ Er tippte auf den Papierstapel. „Lies es mal. Er schreibt es nicht direkt, aber ich glaube, er bezieht sich auf die Statue. Das Ding kommt per Schiff. Es gibt eine Containernummer.“
    „Nennt er den Namen des Schiffs?“
    „Lies es.“ Sein Lächeln kehrte zurück auf sein Gesicht. „Ich habe mir eine Heidenarbeit gemacht, also wirst du es auch lesen.“

    Kain fand die Adresse ohne Schwierigkeiten. Das 717 war eines der neuen Apartmenthochhäuser an der Peripherie des Financial Districts in Downtown Los Angeles. Er parkte den Wagen einen Block entfernt und ging das letzte Stück zu Fuß. Er betrat das elegante Foyer und warf einen Blick zum Empfangstresen. Der Platz war leer, der Computer eingeschaltet. Kain widerstand der Versuchung, die Gelegenheit zu nutzen und selbst nach

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