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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Icoupov getötet hatte. Das Gefühl, etwas Verbotenes zu belauschen, wurde stärker.
    „Es geht nicht mehr um die beiden Junkies. Mordechai hat etwas gefunden.“ Katherinas Stimme senkte sich. „Einen Ahnen.“
    Der Name schnitt wie eine Klinge in Eves Bewusstsein. Mordechai. Ihr wurde schlecht, als zwei Puzzlestücke ineinander rutschten. Der Ring. Alan war in die Sache verwickelt. Es gab keine andere Erklärung. Denn dieser Mann, der 25 Millionen Dollar für eine Statue und einen Ring bezahlen wollte, war sein Vater.
    Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie den Namen ihm gegenüber erwähnt hatte. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Alan spielte mit ihr. Und sie hatte gedacht, sie würden etwas teilen, etwas Einzigartiges. Für ein paar Stunden hatte sie tatsächlich geglaubt, dass er das Gleiche fühlte wie sie.
    Aber im echten Leben gab es keine Märchen. Ihr passierte so etwas nicht. Ihr Leben war hart und voller Kanten, und so war sie selbst hart und kantig geworden. Ihr Fehler, den Panzer abzulegen.
    Alan erwiderte etwas, eine scharfe Frage, die Eve nicht bewusst hörte. Sie nahm auch Katherinas Antwort nicht wahr. Sie atmete weiter, einfach weiter, und wartete darauf, dass die Lähmung verging. Mechanisch blätterte sie durch die Bilder in ihrem Kopf, suchte nach einer Erklärung. Nach einem Beweis, dass sie sich nicht in eine Illusion verliebt hatte. Warum hatte er Andrej Icoupov getötet, wenn der Russe für seinen Vater arbeitete? Warum hatte er sie nicht einfach sterben lassen? Eine Rivalität, eine andere Facette im Puzzle, die ihr zufällig das Leben gerettet hatte?
    „Einen Engel!“ Katherinas Stimme schwappte in ihre Wahrnehmung. „Ist dir klar, was das bedeutet?“
    „Legenden.“ Alan stieß einen abfälligen Laut aus. „Mein Vater ist verrückt danach, aber das heißt nicht, dass sie mehr sind als die Phantasien alter Männer.“
    „Die Legenden ranken um einen wahren Kern.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Ich lebe schon lange in dieser Welt“, sagte sie kalt. „Ich weiß, wo sich Mythos und Wahrheit trennen. Ich habe eine Erweckung gesehen ...“
    „Davon hast du nie erzählt“, unterbrach Alan.
    „Du hast nicht gefragt.“
    „Was ist passiert?“
    „Er war schön wie ein Gott und ebenso mächtig, aber er war auch vollkommen wahnsinnig. Er war kaum mehr als ein Tier. Sie hatten ein Monster erschaffen.“
    Die Feuchtigkeit aus dem Boden sickerte in Eves Knie. Ihre Muskeln kribbelten.
    „Was habt ihr mit ihm gemacht?“
    „Ich habe gar nichts getan“, sagte Katherina. „Ich war nur zufällig am Ort seiner Erweckung. Die anderen ...“, sie zögerte. „Sie haben ihn getötet.“
    „Einfach so?“
    „Nicht einfach so. Er floh. Er schlug eine Schneise der Vernichtung durchs Land. Trotz seines Wahnsinns war er gerissen.“
    „Warum ist er überhaupt wahnsinnig geworden?“
    „Wer weiß?“ Katherina legte Alan eine Hand auf die Schulter. Die schlanken Finger kneteten den Stoff. Eve schluckte einen Schwall Eifersucht hinunter.
    „Er war nicht wirklich tot“, fuhr die Galeristin fort. „Sie hatten ihm die Seele aus dem Leib gerissen und in ein Gefängnis gesperrt. Tausend Jahre in Dunkelheit.“ Sie seufzte. „Er war ein Engel! Kein Wunder, dass er den Verstand verlor.“ Langsam wanderte sie zurück zur Terrasse.
    „Selbst wenn alles wahr wäre“, Alan folgte ihr etwas langsamer, „woher willst du wissen, dass Mordechai ...“
    Eve fluchte innerlich. Er hatte sich nun so weit von ihrem Lauschposten entfernt, dass sie nicht mehr hören konnte, was er sagte.
    Kurz darauf verschwanden sie im Haus. Ihr Herzschlag hämmerte so laut in ihren Schläfen, dass sie glaubte, ihr Kopf müsse explodieren. Mit Gewalt versuchte sie, die Panik zurückzudrängen, die ihr zuflüsterte, dass Alan sie benutzt und verraten hatte. Mordechai war sein Vater. Das musste nichts bedeuten. Eine zufällige Namensgleichheit, nicht mehr. Und was war Befremdliches daran, dass Alan seine Galeristin besuchte? Die beiden arbeiteten seit Jahren miteinander, waren gute Freunde.
    Eve richtete sich auf. Ein Zweig brach unter ihrem Fuß, sie zuckte zusammen. Ein paar Sekunden stand sie reglos, dann schob sie sich rückwärts aus dem Gebüsch.

    „Nicht.“ Alan stieß Katherinas Hand beiseite.
    „Was ist?“ Spott glitzerte in ihren Augen. „Hast du entschieden, dein Strafmaß zu erhöhen und von jetzt an auch noch im Zölibat zu leben?“
    Alan wandte sich ab. Er

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