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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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diesen Partykram. Ich meine Magie, Vampire, solche Sachen.“
    „Vampire?“ Felipe schob sich ein Orangenfilet in den Mund. „Ich liebe Vampire.“ Geziert entblößte er die Zähne. „Ich hoffe, dass mich eines Tages einer beißt, ein großer, gutaussehender Vampir.“ Er kicherte.
    „Nein, nicht so“, unterbrach Eve. Himmel, es war so hoffnungslos. Sie griff nach ihrem Kaffeebecher, erstarrte aber auf halbem Wege, als sie ein Geräusch vom Korridor vernahm. Ein Klicken, dann fiel eine Tür ins Schloss. Ihre Wohnungstür.
    Ihr wurde heiß. „Das war bei mir drüben“, wisperte sie. Wie in Zeitlupe ließ sie die Hand sinken. „Jemand ist in meiner Wohnung.“
    „Wir können nachsehen.“ Felipe wollte aufstehen, doch Eve schüttelte hastig den Kopf. „Soll ich die Polizei rufen?“, fragte er. Wenigstens dämpfte er seine Stimme.
    „Nein“, flüsterte sie. Das Gefühl von Gefahr war so erdrückend, dass es ihr fast den Atem nahm. Schweiß brach ihr aus allen Poren.
    „Wer ...?“
    Eve legte einen Finger an die Lippen. Eine Ewigkeit hockten sie so, starr und angespannt. Dann klapperte das Schloss erneut. Eve klang es in den Ohren wie ein Pistolenschuss.
    Sie stellte sich vor, wie der Eindringling noch einen Moment im Korridor stand. Vielleicht fragte er sich, ob er nicht die Türen verwechselt hatte. Wie sein Blick über die Klinke zu Felipes Apartment glitt. Etwas knirschte. Sehr leise, fast unhörbar. Lautlos formte sie eine Frage. „Hast du eine Waffe?“
    Felipe schüttelte den Kopf. Die Luft gerann, sie starrten zur Tür. Und warteten.

    „Die Puschkin legt morgen Nacht im Long Beach Harbour an“, sagte Naveen. Er setzte ein Tablett mit einer Silberkanne und einem Teegeschirr auf dem Schreibtisch ab.
    Mordechai richtete sich in seinem Stuhl auf und sah den Inder an. Er fühlte sich körperlich erschöpft, eine Empfindung, die er seit vielen Jahren nicht mehr verspürt hatte. Seltsam. Er benötigte keinen Schlaf. Sein Körper hatte sich daran gewöhnt, lange Perioden wach zu sein. Dennoch zehrten die Nachtwachen an seiner Substanz. Es mochte an der Aufregung liegen, die ihn erfüllte, eine Ekstase, die mit jedem Tag stärker wurde. Asâêls Ankunft war nahe.
    „Gibt es Neuigkeiten von Kain?“
    „Sie haben richtig kalkuliert.“ Ein Muskel zuckte in Naveens Gesicht. „Er ist beschäftigt. Er hat keinen weiteren von unseren Leuten umgebracht.“
    Unwillig schüttelte Mordechai den Kopf. „Was ist mit der Frau und dem Ring?“
    „Wir haben ihn noch nicht.“
    „Wie schwer kann es sein, diese Frau zu töten?“
    „Wir wissen nicht, was sie ist.“ Naveens Blick verdüsterte sich. „Möglicherweise braucht er mehr Zeit.“
    „Zeit?“, fuhr Mordechai auf. „Wir haben keine Zeit!“ Er erhob sich in Rage, so dass der Stuhl hinter ihm umstürzte. Naveen wich einen Schritt zurück. „Wir haben keine Zeit“, wiederholte er. „Das hast du diesem Broker klar gemacht?“ Er trat noch dichter an seinen Sekretär heran. „Du hast es ihm klar gemacht, oder nicht?“
    „Ich habe es ihm erklärt“, sagte Naveen.
    Ein Teil von Mordechai fragte sich, wie es dem Inder gelang, seine Fassung zu bewahren. Wo ihn doch Furcht einhüllte wie ein Nebelschleier.
    „Ich habe so lange gewartet. Ich will nicht noch länger warten.“ Mit einer Armbewegung fegte er das Teegeschirr vom Tisch. Klirrend zersprang Porzellan auf den Marmorplatten. „Glaubst du, ich verlange zu viel?“ Er starrte auf den kleinen Mann hinab, der reglos stand wie eine Statue aus Stein. „Verlange ich zu viel?“, brüllte er ihn an. „Habe ich zu wenig Geduld?“
    „Nein, Sir“, wisperte Naveen. „Sie verlangen nicht zu viel.“
    Mit einem Ruck wandte Mordechai sich ab. „Sag dem Broker, seine Zeit läuft ab. Bis morgen will ich diesen Ring.“

    Stimmen von draußen zerrissen die Stille, ein Lachen, ein Hund bellte. Nachbarn von der anderen Seite des Korridors. Eve betrachtete ihre Hände. Die Finger zitterten.
    „Wer immer dort war“, brach Felipe das Schweigen, „ist jetzt fort.“
    Eve stieß den Atem aus.
    „Sollen wir nachsehen?“, fragte er. „Ob er Sprengfallen gelegt hat?“ Er stand auf und streckte einen Arm aus. „Komm.“
    Der Flur war leer, als sie die Tür öffneten. Eve schob ihren Schlüssel ins Schloss und hielt überrascht inne. „Funktioniert noch.“
    Angespannt trat sie über die Schwelle und sah sich um. Auf den ersten Blick wirkte ihr Apartment unberührt. Alles lag so, wie sie es verlassen

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