Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
einem Schachbrett, brannte wie Salz in einer Wunde.
    „Wohl eher ein Turm“, klang melodiös ihre Stimme hinter ihm auf. „Mach dich nicht kleiner, als du bist.“
    Alan bezwang den Impuls, herumzufahren und sie sofort anzugreifen. Er hielt einen Herzschlag inne, dann drehte er sich um und sah ihr ins Gesicht. Katherina zuckte mit den Schultern.
    „Du denkst zu laut. Du hast nicht versucht, dich abzuschirmen.“
    „Dann weißt du, warum ich hier bin.“
    Sie hob eine Braue. „Können wir darüber reden?“
    Er nahm die Hand nicht von der Pistole. Sie spielte mit ihm. Wie sie es immer tat.
    „Nein“, sagte Katherina. „Du täuschst dich. Wir stehen alle auf diesem Brett. Du genauso wie ich. Sogar dein Vater.“ Ihr Blick verschleierte sich. „Wir tun, was wir glauben, tun zu müssen. Ich habe dich stets respektiert, Alain Schattenherz.“
    Mit einem Hauch Überraschung realisierte er, dass es ihn nicht in Rage versetzte, wie sonst, wenn sie ihn so nannte. Er machte einen Schritt auf sie zu, so dass er nahe genug stand, um die Hand auszustrecken. Beide Hände, um sie ihr um den Hals zu legen, diese unnatürlich weiße Haut, die nicht alterte und die kein Makel befleckte. Doch er führte die Bewegung nicht zu Ende. Stattdessen tastete er nach dem Geflecht von Narben an seiner Kehle, die einander überlagerten wie Stränge von altem und neuem Gestrüpp.
    „Du hast die beiden Killer geschickt“, sagte er. Er glaubte, ein Zittern hinter ihrer Maske auszumachen, eine feine Unstetigkeit, doch sie erwiderte nichts. „Dachtest du wirklich, du kannst mich so leicht in die Irre führen?“ Katherinas reglose Miene frustrierte ihn, obwohl er nicht zu sagen vermochte, was genau er erwartete. „Was, wenn ich dabei draufgegangen wäre?“
    Ein melancholisches Lächeln spielte um ihre Lippen, bevor sie antwortete. „Mordechai hätte die Icoupov-Brüder eigenhändig erschlagen, wenn er erfahren hätte, dass sie seinen Sohn auf dem Gewissen haben.“
    Alan nickte. „Du hast an alles gedacht, nicht wahr?“
    Ihr Lächeln verschwand. „Ich dachte, dass du eine gute Chance hättest, die Attacke zu überleben.“
    „Ja“, knurrte er, „und hier bin ich.“
    „Und was willst du jetzt tun?“
    Er betrachtete den tropfenförmigen Saphir, der in ihrer Halsgrube lag. „Ich habe mich gefragt, ob ich nicht eine reale Chance hätte, dir die Kehle aufzuschlitzen, bevor du mich an die Wand nagelst.“
    „Wahrscheinlich hättest du die.“ Bedauern trat in ihren Blick, und ein Anflug von Trauer.

    Eve versuchte, Alan und Katherina nicht direkt anzustarren. Sie wusste nicht, ob es stimmte, dass ein Mensch den Blick eines anderen spürte. Sie bildete sich ein, dass sie einen sechsten Sinn dafür besaß, wenn jemand sie beobachtete. Aber eigentlich wollte sie gar nicht herausfinden, ob das auch auf andere zutraf.
    So hockte sie steif zwischen den Ästen einer Hecke mit winzigen weißen Blüten. Nadeln stachen ihr in den Rücken. In ihrem Nacken trocknete Schweiß, ihre Haut brannte. Ein paar Worte der Unterhaltung zwischen Alan und Katherina konnte sie auffangen, zusammenhanglose Phrasen, die wenig Sinn ergaben.
    Als die Galeristin sich unvermittelt in Richtung Hecke bewegte, blieb Eve beinahe das Herz stehen. Sie atmete flach, während sie sich fragte, ob ihre blauen Jeans und das graue Shirt geeignet waren, mit einem Busch zu verschmelzen. Wie sollte sie reagieren, wenn die beiden sie entdeckten?
    ‚Ach kümmert euch nicht um mich, ich lausche nur zufällig?‘ Oder drohte sie besser gleich damit, dass sie beste Verbindungen zum LAPD unterhielt? Die, auch wenn sie gelegentlich mit anderen Frauen schliefen, bestimmt Himmel und Hölle in Bewegung setzen würden, um ihren Tod zu rächen?
    „Es gibt etwas, das du wissen musst“, sagte Katherina.
    Sie waren nun so nah, dass Eve jedes Wort hörte. Alan blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. Gegen ihren Willen spähte Eve zu der Stelle, wo sich seine Lederjacke etwas ausbeulte. Er trug eine Pistole. Ihr brach der Schweiß aus. „Dein Vater ...“
    „Hör auf mit meinem Vater“, unterbrach er sie. „Euer Zwist ist mir egal. Ich werde mich nicht einmischen, hörst du?“
    „Dein Vater mit seiner verrückten Passion wird uns alle vernichten!“
    „Die Morde haben aufgehört“, sagte Alan. „Die Bullen laufen ins Leere. Die Spur ist jetzt kalt, verstehst du? Es wird keine weiteren Vorfälle geben. Kein Grund, deinen Feldzug fortzusetzen.“
    Kein Wort darüber, dass er Andrej

Weitere Kostenlose Bücher