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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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auf eine überdachte Terrasse führte. Zwischen den Stützpfosten bauschten sich Gazevorhänge.
    „Sie haben es schön hier“, sagte Eve.
    „Danke.“ Katherina deutete auf einen Stuhl. „Machen Sie es sich bequem.“
    „Felipe behauptet, dass Sie die Expertin für vorderasiatische Kunst sind.“
    Die Galeristin lächelte. „Er übertreibt. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
    Eve erwiderte das Lächeln. Ihr Unbehagen war verflogen. Katherinas Charme wirkte natürlich, ihrer Höflichkeit haftete nichts Künstliches an.
    „Ich recherchiere für eine Story“, sagte sie, als Katherina mit zwei Flaschen Wasser zurückkehrte. Sie öffnete den Umschlag mit den Fotoausdrucken und legte sie auf den Tisch. „Ich glaube, es geht um Kunsthehlerei.“
    Die Galeristin hob eine Augenbraue. „Sie glauben?“
    „Mir fehlen noch ein paar Details.“ Eve reichte ihr den Stoß Ausdrucke. „Und ich hatte gehofft, Sie könnten mir dabei helfen. Diese Statue, könnten Sie mir dazu etwas sagen?“
    Katherina schob die Bilder auseinander und betrachtete sie eine Zeit lang. „Altbabylonisch oder assyrisch“, sagte sie schließlich. „Sehen Sie die feinen Ornamente? So etwas finden Sie oft auf assyrischen Reliefs.“ Sie neigte den Kopf. „Haben Sie zusätzliche Anhaltspunkte?“
    „Ich vermute, dass sich das Ding in Russland befindet.“
    „Russland?“ Katherina runzelte die Stirn. „Sind Sie sicher, dass es sich um ein antikes Objekt handelt?“
    „Warum?“
    Die Galeristin erwiderte ihren Blick. „Es ist zu gut.“
    „Zu gut?“
    „Schauen Sie sich das Gesicht an.“ Sie tippte auf das Papier. „Es ist sehr kunstvoll gearbeitet. Die Züge wirken so lebensecht, wie man es eigentlich erst zweitausend Jahre später findet. Außerdem habe ich noch nie eine Statue aus dieser Epoche gesehen, die so gut erhalten ist. Das Material verwittert über die Jahrtausende. Die Konturen verlieren an Schärfe, die Oberfläche wird porös.“
    „Sie glauben, dass es eine Fälschung ist?“
    „Das habe ich nicht gesagt. Ich sage nur, dass etwas Misstrauen angebracht wäre. Man müsste einige Tests zur Datierung durchführen.“
    Eve nickte. Das war nicht das, was sie hatte hören wollen. Andererseits, wenn es sich um die besterhaltene Statue des Altertums handelte, würde das dann nicht die hohe Verkaufssumme rechtfertigen? „Nehmen wir mal an, das Objekt ist keine Fälschung“, sagte sie. „Wie viel wäre es wert?“
    „Schwer zu sagen.“ Katherinas Augen verengten sich. „Wenn ich es für eine Auktion ausschreiben sollte, würde ich das Startgebot auf zwanzigtausend Dollar setzen, und hoffen, dass sie vielleicht für hundertfünfzig weggeht.“
    „Hundertfünfzigtausend Dollar?“
    „Sie klingen enttäuscht?“
    Eve starrte auf die Bilder. Hundertfünfzigtausend? Lächerlich. Das bedeutete, dass der Ring 24 Millionen wert wäre. Genauer gesagt, 24 Millionen und achthundertfünfzigtausend Dollar. War zufällig der Kohinoor in die Fassung eingesetzt, und sie hatte das übersehen?
    „Was für eine Statue müsste es denn sein“, fragte sie, „wenn sie mehrere Millionen Dollar erzielen sollte?“
    „Falsche Epoche, Schätzchen.“ Katherina lachte. „Griechische Antike ist Hochpreisterritorium. Oder Ägypten, aber das ist natürlich ein ganz anderes Thema.“
    Sie blätterte erneut durch die Seiten. Und erstarrte plötzlich. Jegliche Freundlichkeit auf ihrem Gesicht gefror zu einer froststarren Maske. Als sie aufblickte, flackerte etwas Fremdes in ihren Augen, das eine elementare Furcht in Eve aufriss.
    „Ja richtig“, murmelte Eve. Schweiß bildete sich auf ihren Handflächen. „Da wäre auch noch dieser Ring.“
    Mit einem Mal war sie froh, nur Fotos bei sich zu tragen, und nicht das Schmuckstück selbst. Vierundzwanzig Millionen. Ob Katherina erkannte, was sie vor sich hatte? Kein Wunder, dass Eve der Ring sofort wieder gestohlen worden war, kaum dass sie ihn an sich genommen hatte. Dann fragte sie sich, wie die Diebe überhaupt davon erfahren hatten. Niemand wusste, dass sie in Andrej Icoupovs Tod involviert gewesen war, und dass sie ihm den Ring vom Finger gezogen hatte. Niemand, mit Ausnahme von Alan. Die Welt um sie schwankte.
    „Wo haben Sie die her?“, fragte Katherina. Ihre Stimme nahm einen bedrohlichen Tonfall an.
    „Was meinen Sie?“
    „Die Fotos.“
    „Sie stammen aus der gleichen Quelle wie die Statue.“
    Die Luft schien ein paar Grad abzukühlen. Eve atmete, aber regte sich nicht. Sie war

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